Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
enden.
»Deshalb kannst du ihn nicht leiden! Deshalb kannte er deinen Namen! Das hatte gar nichts damit zu tun, dass du aus deiner Sippe geworfen worden bist! Du bist sein Sohn! Sein jüngster Sohn!« Ich legte die Hände an die Schläfen. Am liebsten hätte ich laut geschrien und Baltic geschüttelt. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«
»Ich dachte, es würde dir irgendwann sowieso wieder einfallen«, erwiderte er achselzuckend. »Die alte Ysolde …«
»War offensichtlich nicht ganz gescheit!«, unterbrach ich ihn. »Bei aller Liebe, Baltic! Du hättest es mir wenigstens sagen können! Du wusstest doch, was der Erste Drache – ach, du lieber Himmel, er ist mein Schwiegervater! – von mir wollte.«
»Du hast immer gesagt, es hätte etwas mit Constantine zu tun, nicht mit einem seiner Söhne.«
Ich knirschte mit den Zähnen. Da hatte er recht. »Gibt es noch andere Familienmitglieder, von denen ich wissen müsste? Deine Mutter? Brüder?«
»Sie sind alle tot«, sagte er mit einem prüfenden Blick auf die Holzscheite. »Sieh dir das hier an. Es ist gerade erst hierhergebracht worden. Anscheinend hat Thala den Gang hinter sich versperrt, als sie geflohen ist. Die Schatzkammer!«
Er fuhr herum und rannte den Weg zurück, den wir gekommen waren. Ich folgte ihm. Mir drehte sich immer noch der Kopf von all den neuen Erkenntnissen. »Was war denn eigentlich der Grund dafür, dass du aus der Sippe geworfen wurdest?«
Baltic fluchte, als er die silberbeschlagene Tür zu seiner Schatzkammer berührte. Mit einem quietschenden Geräusch schwang sie auf. Er stürzte in den Raum, ich folgte ihm, wobei ich verzweifelt versuchte, mein Gehirn wieder in Gang zu bringen. Die Luft drinnen war muffig und voller Staub, als ob der Raum seit Jahrhunderten verschlossen gewesen wäre, was ja auch der Fall war. Der Lichtschein glitt über eine aufgebrochene Eisentruhe und die losen Bretter einer zertrümmerten Holztruhe. Alles war mit einer dicken Schicht aus Staub und Schmutz bedeckt.
In einer Ecke lagen ein paar aufgestapelte Fässer, aber ansonsten war die Schatzkammer leer geräumt, zweifellos von Kostya. Baltic würdigte die Überreste mit keinem Blick, sondern ging direkt in die hinterste Ecke des Raums. Mit dem Fuß schob er einen kunstvoll geschnitzten Stuhl beiseite, der unter einem herabgestürzten Balken lag. Er bückte sich, zog eine Falltür hoch und sprang wortlos in das Loch.
»Was ist das? Noch eine Schatzkammer?« Um mich herum war es dunkel. Ich eilte zu der Öffnung und kniete mich an den Rand. Die Luft, die heraufdrang, war noch abgestandener und muffiger. Ich rümpfte die Nase.
Mit dem Lichtstrahl der Taschenlampe kam auch Baltic zurück. Er hievte sich aus der Öffnung. »Sie sind weg.«
»Was?« Ich entfernte Spinnweben und Schmutz aus seinen Haaren, als er sich an den Rand setzte und die Beine in der Öffnung baumeln ließ. »Was war denn darin?«
»Meine Sachen.« Er blickte mich an. »Unsere Sachen. Unsere privaten Dinge. Noch nicht einmal Kostya wusste von dieser Kammer. Dorthin habe ich dein Liebespfand gebracht, als Dauva zerstört wurde.«
Ich berührte die Kette, die um meinen Hals hing. Der ovale Silberanhänger, den Baltic vor über vierhundert Jahren für mich verziert hatte, lag sicher zwischen meinen Brüsten. »Was fehlt denn?«
»Mein Talisman.«
»Habe ich ihn dir geschenkt?«
»Nein.« Er wirkte zutiefst besorgt. Das kannte ich von Baltic nicht, deshalb folgte ich ihm auch ohne Zögern, als er aufstand und die Schatzkammer verließ.
»Ist er von Bedeutung, dieser Talisman?«, fragte ich, als wir wieder ans Tageslicht kletterten.
»Sehr sogar.«
Ich packte ihn am Gürtel, als er weitergehen wollte, sodass er sich zu mir umdrehen musste. Fragend blickte er mich an.
»Ich weiß, dass du nicht gerne Fragen beantwortest, aber ich werde dir so lange auf die Nerven gehen, bis du sie mir beantwortest, also kannst du uns die Wortgefechte sparen und ebenso gut jetzt gleich schon beantworten.«
Er seufzte schwer.
»Und wenn du es wagst zu behaupten, dass dich die alte Ysolde nie so mit Fragen gelöchert hat, dann werde ich gewalttätig«, drohte ich.
Lachend ergriff er die Faust, die ich schwenkte, und zog mich an sich, um mich zu küssen. »Die alte Ysolde hätte es nicht anders gemacht. Sie hätte so lange gefragt, bis sie erreicht hätte, was sie wollte. Der Talisman war ein Geschenk des Ersten Drachen. Er markiert mich als sein Kind. Meine Brüder und meine Schwester besaßen alle
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