Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
kümmern musste.«
»Wie zum Beispiel, May zu stehlen?«
Er presste die Lippen zusammen. »Ich wollte die silberne Gefährtin nicht. Ich wollte einfach nur das Drachenherz.«
»Warum?«
Er warf mir einen fragenden Blick zu. »Warum ich das Drachenherz wollte?«
»Ja. Nach dem, was Kaawa mir gesagt hat, wird es nur neu geformt, um es in andere Gefäße zu füllen oder es für unvorstellbare Macht, wie zum Beispiel die Übernahme des Weyr, zu gebrauchen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass du das jemals wolltest. Du magst ja vieles getan haben, was mir nicht gefallen hat, aber machtbesessen warst du noch nie, Baltic. Warum wolltest du also das Drachenherz?«
»Ich wollte es neu formen, um den Ersten Drachen zu rufen«, antwortete er.
»Du wolltest mit ihm sprechen?« Forschend blickte ich ihn an, aber wie immer war seine Miene undurchdringlich. Er war jetzt vor allem Drache, und seine Augen glitzerten in einem Licht, das nicht menschlich war. »Warum?«
»Immer fragst du warum, dabei steht die Antwort vor dir«, sagte er und schüttelte mit gespielter Empörung den Kopf. Er hob meine Hand und zog sie an seine Lippen.
»Es ging um mich«, sagte ich leise, als ich die Wahrheit tief in seinen geheimnisvollen Augen las. »Du wolltest den Ersten Drachen bitten, mich zurückzubringen. Deshalb hast du versucht, May zu entführen. Und den sárkány angegriffen. Du wolltest die Wyvern systematisch dazu zwingen, dir alle Scherben auszuhändigen. Deshalb hast du Fiat geholfen, nicht wahr? Aisling sagte, er habe zwei Scherben gehabt. Jetzt verstehe ich alles. Oh, Baltic, kein Wunder, dass sie dich alle für wahnsinnig gehalten haben. Es war aber auch ein verrückter Plan!«
»Das Versprechen, dich zurückzubekommen, war jedes Opfer wert«, sagte er.
»Nicht das Leben unschuldiger Drachen. Hättest du Fiat nicht davon abhalten können, seine eigenen Leute zu töten?«
Er schwieg einen Moment lang und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich glaubte nicht, dass er seine Pläne wirklich durchführen würde. Ich dachte …«
»Was?«, drängte ich.
Er zögerte. »Ich dachte, seine Pläne seien viel zu wahnsinnig, um Erfolg haben zu können. Das finde ich immer noch.«
Thala rief nach ihm und bat um seine Hilfe, weil sie einen schweren Felsbrocken wegschieben wollte. Er drückte meine Hand und kletterte zu ihr hinauf.
Ich dachte über das nach, was er nicht gesagt hatte – Fiats Pläne hatten natürlich keinen Erfolg haben können … nicht ohne Hilfe. Nur, wenn noch jemand anderer beteiligt war, wie zum Beispiel der Anführer einer Bande von gesetzlosen Drachen. Ich blickte auf meine Armbanduhr. In einer knappen Stunde war ich mit Maura in Riga verabredet.
»Ich schaue mich ein bisschen um«, rief ich Baltic zu. »Es ist faszinierend, Dauva so zu sehen, auch wenn es nicht real ist.«
»Dort draußen siehst du nur Constantines Armee.« Baltic kam heruntergeklettert und ergriff wieder meine Hand. Er führte mich an einem umgestürzten Baum vorbei zu einer Stelle, wo ein geisterhafter Turm aus dem Boden ragte. Das Licht waberte zwischen den Büschen, und von fern hörten wir die Rufe der Schlossbewohner, die sich auf die Belagerung vorbereiteten, die die meisten von ihnen nicht überleben würden. »Es dauert noch eine Weile, bis Thala den Zauberschutz aufgelöst hat. Wir gehen in die unterirdischen Gänge und schauen zu, wie ich gegen Kostya kämpfe.«
»Ich habe dich bereits sterben sehen, vielen Dank.« Ich entzog ihm meine Hand. »Ich will es nicht noch einmal sehen.«
»Das war doch nur das Ende. Wir haben fast einen Tag lang gegen die Verräter gekämpft, bevor Kostya mich niedergestreckt hat. Es wird dir gefallen, mich kämpfen zu sehen. Ich trug keine schwere Rüstung, nur einen Kürass, und es hat dir immer gefallen, mir beim Schwertkampf zuzuschauen.«
»Du warst sicher ungeheuer männlich mit einem Schwert, aber ich glaube, ich verzichte lieber darauf zu sehen, wie Kostya und du aufeinander einschlagt. Ich weiß ja, wie es ausgeht, und ehrlich gesagt möchte ich das nicht noch einmal miterleben.«
»Du kontrollierst die Vision, chérie , nicht ich.«
»Im Gegenteil, ich kontrolliere sie überhaupt nicht. Sie läuft wie ein Film vor mir ab.« Ein Gedanke kam mir. Wenn es die Schlacht um Dauva war, würde ich vielleicht sehen können, ob auch Constantine hier getötet worden war. Es wäre viel leichter, seinen Geist zu beschwören, wenn ich wusste, wo er war. »Ich schaue
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