Light Dragons: Eine feurige Angelegenheit (German Edition)
Baltic klar. Er blickte auf den Wald, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Gareth ist sein biologischer Vater, aber er hat mittlerweile nichts mehr mit uns zu tun. Ich weiß noch nicht einmal, wo er sich zurzeit aufhält. Er und Ruth haben sich irgendwo niedergelassen, und dabei hat er auch alles mitgenommen, was Brom und mir gehörte. Aber das spielt keine Rolle. Baltic, wie hast du denn Dauva geschützt? Mit einer Art Zauber?«
»Mit Zaubersprüchen, Schutzzaubern und einigen Gesängen«, sagte er. Er ergriff meine Hand und führte mich einen schmalen Pfad entlang, der an uralten Bäumen voller Moos und Flechten vorbeilief.
»Gesänge?« Ich erschauderte, als ich einen Blick nach hinten warf. Thala ging hinter uns. Ein leises Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, und sie tippte etwas in ihr Handy ein. »Ach so, du meinst magische Gesänge. Aber … Drachen machen doch eigentlich keine schwarze Magie, und du kannst über einen Ort, der so groß ist wie Dauva, keinen Gesangszauber legen, ohne zuvor dunkle Mächte anzurufen. So etwas wird doch normalerweise nur von Fachleuten ausgeführt. Wer hat das denn für dich gemacht?«
»Ich habe das gemacht. Ich kann Tote beschwören«, erklärte Thala stolz, aber ich hörte auch einen warnenden Unterton aus ihren Worten heraus.
»Aber du bist doch ein halber Drache. Wie kannst du denn dann auch Totenbeschwörer sein? Drachen können doch mit dieser Art von schwarzer Magie gar nicht umgehen.«
»Doch, das können sie, wenn ihre Mutter ein Erzmagier ist«, sagte sie und schenkte mir erneut ein unheimliches Lächeln.
Oh, oh. Ich überdachte noch einmal meine Absicht, mich mit Thala wegen ihrer Eifersucht anzulegen. Ich wusste, dass sie als Nekromant einiges Ansehen genoss, da es keine leichte Aufgabe ist, einen Drachen wiederzuerwecken, wie sie es mit Baltic gemacht hatte. Aber wenn sie auch in der Lage war, Totengesänge auszuführen, die stärksten Zauber der schwarzen Magie, dann sollte ich besser in Zukunft ein bisschen vorsichtiger mit ihr umgehen.
Baltic schob einen Ast zur Seite, damit Thala und ich vorbeigehen konnten. »In den letzten Monaten hat Kostya bei seinen Versuchen, in meine Schatzkammer zu gelangen, die meisten Zauber zerstört, aber wir haben schon damit begonnen, neue Schutzschichten um Dauva zu legen. Er mag ja Dragonwood behalten, aber Dauva wird er niemals bekommen.«
Baltic liebte Dauva mehr als alles andere, und ganz bestimmt mehr als das Haus in England, das er extra für mich gebaut hatte. Ich wusste das, und deshalb hatte ich auch keinen Einwand geäußert, als er vor zwei Monaten verkündet hatte, dass der Wiederaufbau von Dauva für ihn mit das Wichtigste sei. Wenn wir erst einmal wieder im Reinen mit dem Weyr waren, würde es mir sicher gelingen, mit Kostya über die Rückgabe von Dragonwood zu verhandeln.
»Aber bitte keine Totengesänge mehr«, sagte ich schaudernd zu Baltic. »Das schafft ein böses Karma. Wir brauchen keine unschuldigen Opfer auf unserem …« Ich blieb stehen, weil mich ein Gedanke durchzuckte. »Unschuldige Opfer, ob er das wohl gemeint hat?«
Baltic wartete ungeduldig auf mich, während Thala schon vorausging. »Gefährtin?«
»Ich komme. Äh …« Ich hielt Baltic einen Moment lang zurück, bis Thala außer Hörweite war. »Hast du jemals gehört, dass Constantine Totengesänge auf irgendetwas angewendet hat? Er hat doch nicht versucht, Dauva mit Gesängen zu belegen, nachdem wir tot waren, oder?«
Er griff meine Hand fester. »Von dem, was passiert ist, nachdem er uns getötet hat, weiß ich nur das, was Pavel mir erzählt hat. Er sagte, Constantine wollte Dauva zerstören, damit es nicht als Monument für die schwarzen Drachen stehen blieb. Die Zauber, die ich während des Baus darumgelegt hatte, sorgten dafür, dass es nur für mich und sonst niemanden sichtbar blieb. Die Gesänge und Schutzzauber hielten die Sterblichen fern und verbargen es auch vor plündernden Drachen.«
»Hmm.«
Er warf mit einen seltsamen Blick zu, halb neugierig, halb verärgert, sagte jedoch nichts mehr, als wir tiefer in den Wald vordrangen. Um uns herum herrschte eine magische Atmosphäre. Geräusche von außen drangen nur gedämpft zu uns vor, da dieser Bereich seit Jahrhunderten von der Betriebsamkeit der Stadt abgeschnitten war. Vögel zwitscherten, kleine Tiere huschten durchs Unterholz, und von den bemoosten Baumriesen tropfte das Wasser. Es roch nach Erde und nach einer vom Menschen unbehinderten Vegetation. Mein Herz wurde
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