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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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aufnehmen konnte. Das akute Hauptproblem schien ihr darin zu bestehen, dass Tath die ganze Zeit viel zu engen Kontakt mit ihren wahren Gefühlen hatte. Sie beschloss, wenn auch mit einem gewissen Unbehagen, ihrer KI zu befehlen, den Bypass zur Umgehung ihres emotionalen Zentrums zu aktivieren und dessen komplexe Entscheidungsfindungsprozesse durch kalte Berechnung zu ersetzen.
    Was war das?, fragte Tath, der die Veränderung fühlte, aber nicht deuten konnte. Zu ihrer KI hatte er keinen Zugang. Das war doch immerhin etwas, dachte sie. Ein rotes Warn-Icon leuchtete rechts oben in ihrem Gesichtsfeld auf, um sie daran zu erinnern, dass dies ausschließlich eine Notfallmaßnahme war und sie so bald wie möglich wieder den Normalzustand herstellen musste, um eine dauerhafte Psychose zu vermeiden. Das Icon war sehr nervig auf dem schwarzen Hintergrund des absoluten Nichts vor ihr. Lila löschte es.
    Dar ging voran. Als sie durch die kreisrunde Öffnung traten, gelangten sie aus dem Wasser in Luft. Lila fiel fast in das Dunkel, als der Wasserwiderstand plötzlich weg war, erlangte aber die Kontrolle über ihre Beine rasch wieder und stand jetzt mit beiden Füßen fest auf der Steinstraße.
    »Jetzt folgen wir der Luft«, sagte Dar ein kleines Stück vor ihr. »Der Zugang zu diesem Palast führt durch die Urelemente. Wasser ist das erste. Diese Luft führt uns zum Lufttor. Luft ist das dritte Element.«
    »Und was ist das zweite?«, fragte Lila und hörte wieder Taths Stimme anstelle ihrer eigenen. Die Stimme verlor sich fast völlig in dem seltsamen Raum, in dem sie standen. Lila war wider Erwarten nicht ängstlich oder nervös, sie fühlte überhaupt nichts, nur ein gelassenes Interesse an dem, was geschah, die allumfassende Ruhe des Nirwana-Zustands. Entgegen ihrer Anweisung forderte ihre KI sie in regelmäßigen Abständen auf, diesen abzustellen – der Nirwana-Zustand war hochgradig Sucht erregend, schlecht fürs Gehirn, schlecht für die Nerven, und hatte noch viele weitere potenzielle Nebenwirkungen, darunter sogar den plötzlichen Exitus. Aber Lila war natürlich nicht beunruhigt. Sie versuchte, das Echo ihrer Stimme zu benutzen, um den Raum auszuloten und Dar zu orten, aber die Anzeigen lieferten keinerlei Ergebnis, obwohl sie Dar klar und deutlich hören konnte.
    »Es liegt an der Leere«, beantwortete Dar ihre Frage. »Dem Nichts, in dem du jetzt stehst. Es ist das fundamentale Dazwischen, der Raum zwischen einem Atemzug und dem nächsten, zwischen dem Letzten und dem Ersten. Vielleicht ist es ja identisch mit dem, was menschliche Wissenschaftler die Interstitial-Region nennen. Tath weiß bestimmt mehr darüber. Nekromanten müssen die Leere durchqueren, um nach Thanatopia zu gelangen.«
    Lila hatte Tath geflissentlich ignoriert und wollte es auch dabei belassen. Sie fand heraus, dass sie bei maximaler Aktivierung ihrer sämtlichen Sensoren und Aufwendung aller Energie, die sie irgend zu generieren wagte, mithilfe ihres Sonarsystems ein Bild von Dar gewinnen konnte, wenn sein Körper Taths und ihre gemeinsame Stimme zurückwarf. Sie vermochte außerdem ein großes Loch nicht weit vor ihnen zu erkennen. Es hatte eine unregelmäßige, hässliche Form. Pfade, die auf beiden Seiten daran vorbeizuführen schienen, mündeten bald auf nutzlosen Felssimsen und schließlich an der glatten Felswand. Es gab einen Weg hinüber, eine Serie weit auseinanderliegender Trittsteine, die sich als gewundener Pfad durch den leeren Raum zogen, wenn sie auch mitten in der Luft zu schweben schienen. Im Nirwana war das in Ordnung.
    »Da ist ein großes Loch«, sagte sie selbstsicher und registrierte Taths Verärgerung. »Ich kann es sehen.«
    »Ich kann es fühlen.« Aber Dar widersprach nicht, als sie näher an ihn herantrat und seine Hand berührte.
    »Wir können da entlanggehen, auf meiner Seite«, sagte Lila. »Solange wir reden, kann ich die Ränder erkennen. Da ist ein Pfad aus Steinen.«
    »Ich war schon hier«, erklärte Dar kühl. »Aber wenn du willst, geh ruhig voran.« Sie hörte ihn etwas aus der Tasche an seinem Schultergurt nehmen, dann war da das leise Klingen einer Kette von Glasglöckchen. Sofort konnten die sensiblen Nerven ihrer Haut den seltsamen Trittsteinpfad klarer ausmachen. Er sah fast aus wie eine computergenerierte Serie von Plattformen. Wenn Elfen das hier ohne moderne Technologie und ohne Magie wahrzunehmen vermochten, dann waren sie wesentlich sensibler, als sie gedacht hatte.
    Lila ging vor. Die

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