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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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wüsste gern, ob mein Passagier in irgendeiner kritischen Situation versuchen wird, mich in die Pfanne zu hauen, wenn er die Möglichkeit sieht, dieser Herrin vom See damit einen Gefallen zu tun.«
    Mit einem Lächeln, in dem sie widerwillige Anerkennung zu lesen meinte, sagte Dar: »Alles stichhaltige Argumente. Wenn du ihn zuerst nett bittest, werde ich es ihm im nächsten Schritt gebieten.«
    »Ist das, was ihr tut, wenn ihr jemanden beim Namen nennt? Gebieten?«
    »Es ist absolute Herrschaft«, sagte Dar. »Und deshalb würde kein Elf dieses Mittel einem anderen gegenüber einsetzen.«
    »Außer in Situationen wie dieser, stimmt’s?«, sagte Lila. »Ich meine, du hast ihn erstochen. Das mit dem Namen scheint doch vergleichsweise … ich weiß nicht … weniger aggressiv?«
    »Es ist aggressiver. Aus dem Benennen folgt eine Verpflichtung. Ich habe ihn getötet, und das war’s. Aber wenn ich ihn beim Namen nenne, erlangt er gewisse Ansprüche an mich. Ich schulde ihm Schutz, weil er mir gegenüber wehrlos ist, und für alles, was ihm zustößt, während er unter meinem Gebot steht, bin ich verantwortlich und muss dafür bezahlen.«
    »Mit Geld oder irgendwelchen Gefallen oder nach diesem grässlichen ätherischen Schuldeneinzugsverfahren, bei dem einem der Betrag direkt aus der Seele gesogen wird?«
    »Letzteres«, sagte Dar. »Aber da unwahrscheinlich ist, dass noch viel von mir übrig sein wird, womit ich bezahlen könnte – in dieser Situation, warum nicht?« Er klang schon fast aufgekratzt.
    »Nein, dann mache ich es«, sagte Lila. »Sag mir seinen Namen und ich tu’s. Bei mir ist auf der magischen Ebene praktisch nichts zu holen.«
    »Deshalb würde es aus deinem Mund auch nicht halb so viel bewirken wie aus meinem«, sagte Dar. »Keine Kreditwürdigkeit, kein Shopping.«
    »Verdammter Mist!«, sagte Lila, und beide Elfen zuckten mit den Ohren, Dar sichtbar und Tath feinstofflich.
    Sie wandte sich an Tath. »Ich weiß, dass du mitgehört hast. Sei so freundlich und kooperiere freiwillig, oder wir werden dich dazu zwingen.«
    Er war gar nicht freundlich. Wenn er Hände gehabt hätte, wäre er Dar an die Gurgel gegangen. Er igelte sich in seinem smaragdenen Selbst ein, so klein und hart wie ein Stein im tiefsten Winkel ihres Herzens.
    »Verpass ihm eins«, sagte Lila zu Dar.
    Dar schüttelte den Kopf und holte tief Luft, kostete den Atemzug voll aus, als ob er sein letzter wäre. Sie öffnete den Mund, um ihn zu stoppen, aber er sprach bereits: »Ilyatath Elenir Voynassi Taliesetra, verleihe dieser Frau, deiner Gastgeberin, mit all deinem Zauber die Fähigkeit, als du aufzutreten und für jedermann überzeugend den zu verkörpern, der du einmal warst, und höre nicht auf, dies zu tun, solange ihr beide lebt oder bis dieses Gebot von ihr oder mir aufgehoben wird.«
    Tath reagierte zunächst nicht. Lila wartete – allmählich lernte sie diesen Trick. Dann war da eine stumme Explosion in ihrem Herzen. Eine Druckwelle breitete sich in ihr aus, durch Fleisch und Metall gleichermaßen. Taths Zorn und sein Ärger darüber, dass er tot war, durchfluteten sie mit dem ganzen Charme eines Eimers eisgekühlter Kotze. Doch zugleich waren da eine seltsame Aufwallung von Freude und eine immense Neugier. Er wollte vor ihren künstlichen Bestandteilen zurückzucken, aber der Zauber erlaubte ihm kein Zögern. Er war sich sicher, dass ihm die Technologie etwas antun würde, obwohl er Lila doch schon geholfen hatte, seine Waffen an sich zu nehmen. Verblüfft stellte er fest, dass sein Ätherleib ihr metallenes Selbst einfach durchdringen konnte, ohne dadurch vernichtet zu werden.
    Das kommt daher, dass du nicht mehr aus den unbeseelten Elementen Otopias bestehst, sagte Tath. Du bist wie Metall, das von Dunkelelfen geschürft und bearbeitet wurde – halb lebendig. Du bist ein seltsames Zauberding, wie ein Amulett oder eine Waffe. Jetzt verstehe ich, warum Dar so erpicht darauf war, mit dir zu verschmelzen.
    Das war Freundschaft, das war … , sagte Lila resolut, aber plötzlich war sie sich nicht mehr so sicher. Sie prüfte, ob sie noch die volle Kontrolle über ihren Körper hatte. Ja. Du hast gesagt, Dar hätte mich verändert. Und jetzt bin ich wieder verändert? Oder wieder so wie vorher? Es machte sie wütend, dass Tath sie mit seiner magischen Intuition und seinem Geschick noch immer so mühelos in der Hand hatte.
    Wieder verändert, sagte Tath. Du solltest vorsichtig sein, was intime Beziehungen mit Elfen angeht. Haben

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