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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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wenn sie beidrehten und mit schnellen Schwanzflossenschlägen davonhuschten. Sie fühlte, wie sich ihre Stiefel in Seetangnestern verfingen, während sie langsam einer steingepflasterten Straße folgten, die sie immer tiefer und tiefer hinabführte.
    Bald war es so duster, dass Lila auf Infrarotsicht umschalten musste. Als sie es tat, fühlte sie, wie Taths permanente leise Verachtung für einen Moment in Staunen umschlug. Dar sah gut; selbst bei schwachem Licht war sein elfischer Gesichtssinn ihrem an Reichweite und Farberkennung weit überlegen, doch als sie schließlich an eine riesige, steinerne Barriere gelangten, sagten ihr seine tastenden Bewegungen, dass auch er nicht mehr viel erkennen konnte. Was ihnen den Weg versperrte, war ein Steinblock, ein Monolith, verziert mit einem Basrelief, das Tiere und Pflanzen darstellte, kombiniert mit Worten aus einem alten Elfisch, das selbst Lilas KI nicht entschlüsseln konnte. Doch an dem schlichten Rahmen erkannten sie, dass es sich um eine Tür handeln musste, wenn auch nirgends eine Klinke, ein Schlüsselloch oder auch nur ein Guckloch für einen Wächter zu sehen war.
    Lila sah Taths helles, ätherisches Haar um ihr Gesicht schweben, obwohl sie es nicht wirklich fühlen konnte, und blickte Dar fragend an, als sie eine Armlänge vor dem Steinblock standen.
    Dar sagte etwas, und die Worte perlten als helle Blasen aus seinem Mund. Lila hörte ein leises unheimliches Geräusch, spürte ein leichtes Vibrieren, das aus dem Stein unter ihren Füßen zu kommen schien. Sie merkte, wie Taths Aufmerksamkeit sich konzentrierte und intensivierte – sein Horchen fühlte sich an, als ob sich ihre Nerven verlängerten, bis in das kalte Wasser hinein, das von allen Seiten auf sie Druck ausübte. Es machte sie nervös. Aber sie dachte daran, dass Dar gesagt hatte, sie solle keine Angst zeigen. Also stand sie einfach nur da und konzentrierte sich darauf, sich zu entspannen und sich auf ihre Kl-Systeme zu verlassen. Das Vibrieren wurde bald so deutlich, dass sie es als Trommeln identifizieren konnte. Insgesamt drei Instrumente erzeugten einen synkopierten Rhythmus, den sie vom Wasser aus durch ihren Körper gehen fühlte. Als das Trommeln stärker wurde, begann das Wasser zu beben.
    Ein Schatten, dunkler als die trübe Düsternis der Sedimente, und der Hauch einer fernen Kälte huschten über sie hinweg, als irgendwo über ihnen ein mächtiger, langer Körper mit schlangenhaften Bewegungen durchs Wasser glitt. Seine Druckwellen pressten Lila die Kleider an den Leib. Bewegungsmuster und Infrarotbilder durchliefen ihre KI-Systeme, und eine klare Anzeige am linken Rand ihres Gesichtsfelds bestätigte ihr, was sie bereits aus der Größe und Kraft der Kreatur geschlossen hatte. Ein Wasserdrache war über sie hinweggezogen. Ihrem Geruch im Wasser, den Turbulenzen, die ihre Bewegungen erzeugten, dem Geräusch ihres Atems und Herzschlags, der magischen Energie in ihren Körpern bzw. deren Fehlen hatten seine hochsensiblen Barten mit Sicherheit bereits alles entnommen, was er wissen wusste. Lila sah Dar an, aber der musterte die Tür. Taths Andalun kribbelte in ihrem ganzen Körper. Sie hätte sich gern gekratzt, wusste aber nicht, wo sie anfangen sollte.
    Die Tür bewegte sich. Der haarfeine Spalt zwischen ihr und dem Rahmen wurde plötzlich dunkler, als sie ihre Position veränderte, ein wenig zurückwich und dann zur Seite glitt. Vor ihnen führte eine kreisrunde Öffnung in ein neues Unterwasserdunkel, das selbst Lilas Sinne nicht zu durchdringen vermochten. Sie wollte protestieren, sagen, dass es einen solchen Raum unmöglich geben konnte, aber es war nicht nötig. Tath tat es an ihrer Stelle.
    Versucht es nur, ihr werdet es nicht schaffen, sagte er lautlos von seinem sicheren Plätzchen in ihrem Herzen aus. Euer Zögern wird sie nur für unwürdige Feigheit halten. Das, was diesen Palast schützt, ist magische Urenergie, und selbst deine mechanischen Anhängsel werden nichts tun, was sie nicht zulässt. Er war erfreut, als sie ihm glaubte – was sie wohl musste, da sie ja gefühlt hätte, wenn es Lüge gewesen wäre. Sie fühlte seine Befriedigung, vermischt mit der Angst, die plötzlich in ihr aufstieg und sie unwillkürlich zittern ließ. Lila wusste, das Wasser übermittelte alles, was sie tat, jedwedem lautlosen Beobachter, der sich in dem trüben Dunkel verbergen mochte. Sie glaubte nicht, dass sie es mit Drachen, feindseligen inneren Agenten und allem Übrigen gleichzeitig

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