Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson

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dass sie auf der Stelle zusammenbrechen würde, wenn sie sich dem, was sie getan hatte, wirklich stellen musste.
    Dann lass es bleiben, befahl ihr Tath. Sei stark und tu, was getan werden muss. Für Selbstvorwürfe und dergleichen ist später noch Zeit. Jetzt gilt es zu handeln.
    Surely no greater king …, dachte sie. Dar hatte ihr ebenfalls gesagt, dass sie weitermachen musste, auch wenn sie nie wahre Freunde hätten sein können.
    Weil das alles war, was er dir in dem Moment geben konnte, sagte Tath. Und wenn du diesen Auftrag nicht erfüllst, wirst du ihn zweimal verraten haben.
    Arië und Tath standen jetzt im innersten Kreis. Die übrigen Großmagier waren ihnen ein Stück des freien Weges gefolgt, dann aber jeweils in dem Kreisring stehen geblieben, der ihrer Einflussschale entsprach. Zwei Großmagier hatten den Ring gleich um das Zentrum besetzt, acht den nächsten. Lila/Tath und Arië standen allein im Zentrum, bis Zal herbeigeführt wurde.
    Als er näher kam, sah Lila, dass seine Augen geweitet waren und jenen Glanz hatten, der eine typische Reaktion auf Opiate war. Seinen nackten Oberkörper und sein Gesicht überzog ein Schweißfilm, der die magischen Zeichen auf seiner Haut zerlaufen ließ. Er stand unter Drogen, und als Arië ihn an den Armen fasste und hinunterdrückte, fiel er widerstandslos auf die Knie und verharrte in dieser Haltung, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Sein Andalun hatte sich vollständig unter die Haut zurückgezogen. Dann sank er wie eine Lumpenpuppe gegen Ariës Bein, und sie strich ihm mit einer Hand zerstreut übers Haar, während sie mit der anderen Befehle gab. Durch Tath fühlte Lila, wie erleichtert Arië jetzt schon war, wie sehr sie sich auf die Sicherheit einer restaurierten Welt nach ihrem Geschmack freute.
    Sänger und Elfen, deren Aufgabe es war, Zauberformeln zu sprechen, nahmen die übrigen Kreisringe ein, zuerst den äußersten, dann den nächstinneren und so fort. Als alle Ringe besetzt waren, konnte Lila den Raum nur noch verschwommen erkennen, denn augenblicklich bildeten sich um das Zentrum kuppelförmige Schichten aus hellem Nebel und Äther, bis sie und Tath, Arië und Zal unter einer milchigen Glocke eingeschlossen waren, die wie Perlmutt schimmerte. Ihr magischer Kreis versetzte sie nicht wie der um Zal in eine andere Sphäre. Er versetzte sie an einen Ort jenseits aller Sphären, jenseits der Zeit – in die Interstitial-Region. Sie schwebten im Nirgendwo und Niemals, im Immer und Überall, gehalten von den ungeheuren Wellen der Kräfte aller sieben Regionen. Es war, als balancierten sie auf einer Stecknadelspitze.
    Jetzt endlich verstand Lila, was Tath gemeint hatte, als er Arië als Perle in der Muschel bezeichnet hatte, aber sie selbst fühlte sich ganz und gar nicht wie eine Perle. Ohne die Wirkstoffe in ihrem Blut fühlte sie nichts als Kälte und Einsamkeit. Sie wollte nur nach Hause und wünschte, sie hätte nie einen Fuß nach Alfheim gesetzt.
    Du musst nicht bleiben, sagte Tath und führte ihre Arme an seine Wamsbrust. Lila sah sich versteckte Taschen öffnen und die Instrumente herausnehmen, die dort immer schon gesteckt hatten, ohne dass sie je darauf gestoßen war. Ich kann es tun.
    Ich werde es verdammt noch mal machen. Was auch immer es sein mag, sagte Lila. Das letzte Fünkchen Selbstachtung in ihr verlangte es. Sie konnte nicht jemand anderen die Schuld auf sich nehmen lassen.
    Sie sah die Gegenstände, die sie in Taths Aura-Händen hielt: ein Stück Knochen, das zu einem kunstvoll verzierten Federhalter geschnitzt war, mit einem feinen Splitter aus schwarzem Vulkanglas anstelle der Feder, und eine Kristallhohlnadel, ähnlich den Kanülen, die sie benutzt hatte, um Dars Brustraum zu punktieren, aber größer und mit zwei Streifen von feinem Leder versehen, über die magische Schriftzeichen wie Flüssigkeit rannen. Die Nadel war an einem Ende spitz zugeschliffen, das andere jedoch verbreiterte sich fächerförmig, und der dünne Kristall wurde zum Rand des Fächers hin flüssig und so fein, dass er sich schließlich in Luft auflöste. Die Instrumente waren leicht, aber Lila fühlte, wie sie für Tath plötzlich bleischwer wurden und ihre Hände unter der Last herabsanken.
    Der Knochen war von ihm. Das Leder war seine Haut.
    Das ist nicht dein Ernst, sagte Lila. Tath sagte nichts mehr.
    Um sie herum verschmolzen die Gesänge plötzlich zu einer einzigen, sich wiederholenden Formel. Mesmerisierende Silben kreisten immer schneller durch die