Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
Serie magischer Kreise bestand, die Lila je gesehen hatte.
Magische Zeichen und Symbole rangelten dort knisternd und glimmend miteinander. Embleme magischer Macht, Schwerter, Kampfflegel, Peitschen, Stäbe, Kelche, Kerzen, Kristalle, Seile und Geisterlichter beanspruchten jeden Quadratzentimeter zu beiden Seiten eines freien Pfads, der direkt ins Zentrum der Kreise führte. Die Wände säumten Schreine, die den magischen Elementen Erde, Feuer, Wasser, Holz, Metall, Luft und Raum gewidmet waren. Die Halle erfüllte ein einziges Summen aus magischen Gesängen und Beschwörungsformeln.
Ariës Höflinge, ganz in Schwarz und Silber, standen mit ernsten Mienen da und warteten. Da war auch ein Dämon, bemerkte Lila verdutzt. Unter der Oberfläche seiner dicken Haut zuckten Blitze, und von seinen dicht am Kopf gekrümmten Hörnern troff grauer Rauch, der ihn umwallte. Er stand an einem schweren, steinernen Räuchergefäß und rührte den Inhalt mit einem Knochen um, den er in einer Schlinge seines gegabelten Schwanzes hielt.
Ihre sämtlichen Großmagier sind hier, sagte Tath. Der dort ist der Ersatz für Zal, gekauft, bestochen, gezwungen oder aber ein Verräter seines Volkes.
Und wer ersetzt dich?, fragte Lila, während sie dorthin geschoben wurde, wo Arië mit Dar und ihren Gefolgsleuten stand.
Tath antwortete nicht.
Tath? Aber da war ihr die schreckliche Wahrheit bereits klar. Für Tath brauchte es keinen Ersatz, weil er ja anwesend war.
Lila versuchte, Tath dazu zu zwingen, den Mund aufzumachen und zu gestehen, wem seine Loyalität galt, aber er widerstand ihr mühelos. Währenddessen hallten die Worte des Drachen in ihrem Kopf nach. Wasser, überall Wasser …
Sie standen jetzt vor Arië. Ariës Andalun berührte flüchtig Taths Ätherleib, und er war augenblicklich getröstet. »Komm, Voynassi«, sagte sie sanft, indem sie ihn bei seinem Ehrennamen nannte. »Es ist Zeit, dass du eine gebührendere Gestalt annimmst und ein Gefäß bekommst, das für die vor uns liegende Arbeit und dein anschließendes Leben tauglich ist. Deine Schwester ist bereit, dich aufzunehmen, bis du wiederhergestellt werden kannst.«
Hinter Arië sah Lila Astar stehen, starr vor Angst, mit gänzlich eingezogenem Andalun. Dars Gesicht war ausdruckslos, sein Ätherleib so streng zurückgenommen und kontrolliert, dass er für Tath kaum sichtbar war. Dar würdigte Lila keines Blickes, stand einfach nur reglos auf seinem Platz unter den Höflingen. Arië streckte die Hand aus: Darin lag ein Gänseblümchen. »Kommt, Lady Astar, ergreift die Hand dieses Golems und macht Euch bereit, den Geist Eures Bruders aufzunehmen.« Ariës schönes Gesicht strahlte Wärme und Freundlichkeit aus.
Golem!, dachte Lila, und trotz der kühlenden Drogen in ihren Systemen wäre ihr Zorn beinah aufgeflammt.
Astar trat vor und blickte mit fiebriger Intensität in Lilas Gesicht, tastete nach Taths Aura, suchte nach einem Quäntchen Hoffnung in diesen Zügen. Lila wusste, da war keines, es sei denn, Arië würde nicht merken, wie weitgehend Lila ihre Fähigkeiten selbst zu steuern vermochte und nicht unter Taths Kontrolle stand. Dar sah sie jetzt an, und in seinem Blick lag die vibrierende Wachsamkeit eines Bewusstseins, das entschlossen ist, jedes Detail eines Vorgangs mitzubekommen.
Die Fürstin ergriff Lilas Hand, legte das Gänseblümchen darauf und platzierte dann Astars Hand zuoberst. Astars Andalun strebte sofort Taths Ätherleib entgegen, und ein kurzer Strom floss zwischen beiden. Lila fühlte, wie sie erstarrte, als Arië eine hübsche kleine Tonfolge sang und dann laut ihre Zauberformeln sprach. Dann kam der Moment, da alle im Raum warteten, dass der Exorzismus Wirkung zeigte; jedes magische Wesen war ganz Auge und Ohr.
Das Gänseblümchen war einfach nur ein Gänseblümchen, deshalb wirkte der Zauber nicht. Augenblicklich sah Lila, wie sich im Gesicht der Fürstin die Erkenntnis abzeichnete, dass sie betrogen worden war. Hinter Arië war Dar aschfahl geworden. Den Blick auf Lila und Tath gerichtet, schüttelte er kaum merklich den Kopf.
»Diese Blume.« Die Fürstin zog das Gänseblümchen behutsam zwischen ihren Händen hervor. Ihr gesamtes Verhalten war immer noch sanft, ihr Blick fast flehend, und sie sprach in einem Ton, als wäre sie persönlich verletzt. »Sie blüht nicht, um dein Leben auszulösen, Ilyatath. Wo ist dein Bundeszeichen, dass du mir an seiner statt das hier untergeschoben hast?«
»Es ist in der Halle des Feuers verbrannt. Ein
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