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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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wir irgendetwas zu befürchten haben, bevor es Mitternacht schlägt, jedenfalls nicht von denen. Die JD halten sich streng an die Regeln. Ich muss mir auch noch ein paar Sachen beschaffen. Unter diesen Umständen finde ich, Sie sollten heute Nachmittag von hier verschwinden und sich, solange Sie nicht auf der Bühne stehen, vom Rest der Band getrennt aufhalten. Ich hole Sie in zwei Stunden ab. Bis dahin – tun Sie nichts, und gehen Sie nirgends hin.«
    Er nickte. »Und wenn ich Nein sage?«
    »Dann werfe ich den Job hin.«
    »Das liegt doch wohl nicht mehr in Ihrer Entscheidung, oder?«
    »Es liegt in meiner Entscheidung«, sagte Lila. »Es gibt andere Agenten, die ihn übernehmen werden.«
    Zal lächelte, als sie seinen Blick tapfer erwiderte. »Hm, ich will aber die Geheimagentin, die aussieht wie eine Million Dollar. Nein, es dürften wohl eher ein paar Milliarden sein, stimmt’s?«
    »Mehr, als Sie sich leisten können«, gab sie zurück.
    Er sah sie auf eine Art an, die keinen Zweifel daran ließ, dass er sie im Geist auszog. »Und wenn die Jayon Daga hinter mir her sind und ich nur noch sechzehn Stunden zu leben habe, wie wäre es dann mit einem kleinen Akt der Nächstenliebe?«
    »Fragen Sie mich in fünfzehn Stunden und achtundfünfzig Minuten noch mal«, sagte Lila freundlich und marschierte hinaus, wobei sie sich dafür verfluchte, dass sie nicht aufhören konnte – oder wollte –, dieses verdammte Spiel mitzuspielen.

 
6
     
     
    Lila fuhr am Studiogebäude vorbei und parkte die Maschine ein paar Blocks weiter. Sie ging zum Gebäude zurück, wies sich beim Pförtner aus und erklärte, Zal habe etwas vergessen und sie wolle es holen. Der Mann ließ sie kommentarlos ein und gab ihr einen Gästeausweis zum Anstecken, mit dem sie sich im Inneren des Gebäudes ohne Begleitung bewegen durfte. Es überraschte sie immer wieder, wie leicht man in die meisten Gebäude hineinkam. Sie hätte den Mann auf der Stelle gefeuert.
    Gestern war das eigentliche Aufnahmestudio so voll von Musikern und Instrumenten gewesen, dass sie keine Möglichkeit gehabt hatte, es gründlich nach Abhörmikrophonen oder sonstigen dubiosen Dingen zu durchkämmen. Jetzt war es über die Mittagspause leer, und sie betrat es und aktivierte ihre speziellen Sensoren. Sie konnte die Wanze im Obergeschoss deutlich sehen und hören: die Funksignale und elektromagnetischen Frequenzen konvergierten alle an einem bestimmten Punkt. Sonst konnte sie keine verdächtigen elektronischen Geräte orten. Fürs Erste befriedigt, weil die Band nicht vorhatte, so bald wieder hierherzukommen, und daher kein akuter Grund zur Beunruhigung bestand, ging Lila zu ihrem Motorrad zurück und forderte bei der Zentrale Unterstützung an. Sie wurde das Gefühl nicht los, irgendetwas Wichtiges übersehen zu haben, und sie würde nicht lockerlassen – das Verhalten des Pförtners hatte ihr Unbehagen nur noch verstärkt. Aber wenn da etwas war, dann musste es magischer, nicht physischer Natur sein, und sie war nicht in der Lage, es aufzuspüren. Während sie auf einen Kollegen wartete, ging sie die umliegenden Straßen ab, auf der Suche nach einem Empfänger, der mit der Wanze in Verbindung stand.
    Sie wurde bald fündig. Eine alte Limousine, die einen Block westlich des Studios halb auf dem Bürgersteig parkte, sendete kurze Antwortsignale, um die Wanze wissen zu lassen, dass sie da war. Lila ging weiter, als wollte sie ganz woanders hin, und blickte im Vorbeigehen beiläufig in den Wagen. Er war leer. Der Empfänger befand sich in der Stereoanlage. Sie schaute die Straße entlang, trat dann an die Wagentür heran und fasste an den Türgriff. Die Verriegelung öffnete sich, als der Frequenzmodulator in ihrer Hand das richtige Signal generierte. Sie stieg ein und setzte sich auf den speckigen Fahrersitz.
    Die Stereoanlage war von der uralten, ins Armaturenbrett eingebauten Sorte, aber bei näherem Hinsehen ergab sich, dass sie ein Kassettenfach enthielt, in dem ein Berrytone installiert war, der auch jetzt gerade lief. Die Festplatte des Berry war zu drei Vierteln voll und fasste nach Lilas Schätzung etwa zweiundsiebzig Aufnahmestunden. Deshalb und wegen des Alters der Wanze selbst hätte Lila wetten können, dass irgendjemand die Berrys regelmäßig abholte und den Wagen bewegte. Es war die Art Technik, die man bei langwierigen Observierungen benutzte: von Menschen gemacht, relativ alt und relativ zuverlässig.
    Sie durchsuchte rasch den Raum unter den Sitzen und das

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