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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Handschuhfach, aber der Wagen wurde ziemlich professionell gehandhabt – da war nichts zu finden. Da keinerlei Signale auf irgendwelche Sprengfallen hindeuteten, beschloss sie, im Kofferraum nachzusehen. Sie stieg aus und ging zum Heck des Wagens. Ein paar Jugendliche überquerten die Straße am entfernteren Ende, aber in ihre Richtung kam niemand. Mögliche Erklärungen für die Abhörvorrichtung – von Steuerfahndung über Erpressung bis hin zu illegalen Songmitschnitten – gingen ihr durch den Kopf, während sie das Schloss öffnete und den Kofferraumdeckel hochklappte, deshalb war sie völlig überrumpelt, als ihr ein kleines, schwarzes Etwas entgegenschoss, so schnell, dass es ihrer Schulter einen Schlag versetzte. Sie hörte Krallen am Stoff ihrer Hosenanzugjacke reißen und sich in ihrer Panzerweste verfangen. Als sie herumfuhr, sah sie eine Katze geschickt auf dem Asphalt landen.
    Das Biest drehte sich um und fauchte sie an, und obwohl helllichter Mittag war, konnte sie um das Tier herum das schwache, rauchige Wabern aktiver magischer Energie sehen. Im Nu verwandelte es sich in etwas Wieselähnliches, dann in etwas Rattenartiges. Es wandelte seine Gestalt, während es mit seiner eigenen Überraschung kämpfte, die noch dadurch verstärkt wurde, dass es sich plötzlich in grellem Tageslicht wiederfand. Lila wollte es ergreifen, aber es war zu schnell. Binnen einer Sekunde hatte es sich in eine wässrige Schattenlache aufgelöst und verschwand durch einen Gullydeckel im beruhigenden Dunkel der Kanalisation.
    Auf der Unterseite des Kofferraumdeckels sah Lila schwache, blutrote Zeichen, die jetzt, wo sie ihren Zauber gewirkt hatten, bereits zu verblassen begannen. Derjenige, der diesen Meldezauber hinterlassen hatte, würde bald erfahren, wer sich an seiner Abhörvorrichtung zu schaffen gemacht hatte. Kleine Zaubertricks wie dieser waren in der kriminellen Szene nichts Seltenes. Feen achteten Recht und Ordnung nicht sonderlich, und Menschen kauften ihnen diese Zauber ab.
    Lilas Kopfhaut schmerzte, und sie merkte zu ihrem Ärger, dass es die Kreatur geschafft hatte, ihr ein paar Haare auszureißen. Wenn doch nur ihre Unterstützung früher eingetroffen wäre, dann hätte sie diesen magischen Boten einfangen und zu seinem Erzeuger zurückverfolgen können. Aber sie selbst vermochte nichts gegen ätherische Kreaturen jedweder Art zu unternehmen; sie war ja nur halb Mensch, halb Maschine. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zuzusehen, wie die Spuren verschwanden, den Kofferraum zuzuklappen und den Wagen weiter seine Arbeit verrichten zu lassen.
    Bei ihrem Motorrad traf sie den feenländischen Spezialagenten, den sie angefordert hatte. Malachi war ein Rowan-Geist vom Anthrazitvolk. Seine Haut und sein Haar waren so funkelnd schwarz wie schiere Kohle, seine Augen von einem verblüffenden Rot wie Eibenfrüchte. Deshalb hielten ihn Menschen oft fälschlich für einen Dämon, was ihn immer sehr amüsierte. Er war es gewohnt, seinen menschlichen Kollegen zu Hilfe eilen zu müssen, und schien erfreut, Lila hier zu treffen, außerhalb der Zentrale und des Kliniktrakts, wo sie den größten Teil des letzten Jahres verbracht hatte. Lila hatte ihn immer als freundlich und vertrauenswürdig erlebt. Sie plauderten ein paar Minuten, ehe sie ihm kurz berichtete, was geschehen war.
    »Nur so ein Gefühl? Sind Sie sicher? Sie haben nicht zufällig …« Er ließ seine Hand vibrieren, um ein Gespür für Magie zu symbolisieren.
    »Ganz sicher. Nennen Sie’s Intuition.«
    »Wenn nichts zu sehen ist, kann ich’s nur auf das Übliche zurückführen.«
    »Käse, Schokolade und saure Gurken.« Lila lächelte, weil ihr der alte Witz guttat. »Hab ich alles seit Tagen nicht mehr gegessen.«
    Malachi betrat das Studiogebäude mithilfe eines falschen Technikerausweises und der Ablenkungskraft seines Feencharmes und kam knapp zwanzig Minuten später schon wieder heraus. Sein Gesicht war ernst, und er eilte schon fast im Laufschritt auf sie zu, wobei seine blitzblanken Schuhe auf dem Asphalt klackten wie Steppschuhe.
    »Sie müssen doch so eine Art Feeninstinkt haben«, sagte er. »Etwas ist da, das Problem ist nur, ich kann nicht sagen, was.« Seine reflektierende Haut und sein funkelndes Haar schienen Sonnenlicht zu verströmen, als er hilflos die Achseln zuckte. »Es ist sehr tief unten und sehr alt und … ich hatte das Gefühl, dass … es klingt verrückt … dass es schon vor der Bombe da war. Lange vor dem Studio.«
    Lila runzelte

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