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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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die Stirn. Vor der Quantenbombe hatte es angeblich nur eine einzige Welt mit einer einzigen Geschichte gegeben. Durch die Bombe hatte sich diese Welt in die Separierten Sphären aufgeteilt. Jede der übrigen Sphären lag neben der ersten Welt, die einst Erde geheißen hatte und jetzt Otopia genannt wurde. Jede dieser Sphären hatte eine Geschichte, die von der Gegenwart so weit zurückreichte wie die Geschichte der Erde, wenn nicht weiter. Und die Erfahrung und archäologische Studien hatten Lila gelehrt, dass die Bombe allerlei Bruchstücke in die Zeit sämtlicher Sphären geschleudert hatte: Vergangenes, Zukünftiges, Dinge und Personen und vor allem Fragmente magischer oder I-Region-Energie. Vor der Bombe hatte so etwas nur in der menschlichen Fantasie existiert. Aber dieses Vorder-Bombe war ein äußerst strittiges und politisch heikles Thema. Ihr als Exdiplomatin sträubten sich die Haare bei dem Gedanken, jemand könnte ein solches Artefakt entdecken, das die gesamte menschliche Version der Geschichte in Frage stellen würde.
    »Wenn ich nicht gesucht hätte, hätte ich’s nie bemerkt«, sagte Malachi unbehaglich. »Ich bin mir nicht sicher – es könnte ein Echofragment der Bombenexplosion sein, verstehen Sie? So was wie eine geologische Bruchlinie? Das Dumme an Bombenexplosionsfragmenten ist, dass sie oft wie etwas aussehen, was sie nicht sind, vor allem Ejekte in unmittelbarer Nähe des Explosionsorts, der ja leider so ziemlich die ganze Gegend von Bay City bis zum Alten Salzsee umfasst. Ich brauche weitere Unterstützung, um dem nachzugehen. Muss wahrscheinlich graben.«
    »Aber wenn es schon so lange da ist, hat es doch wohl kaum was mit irgendwelchen Rockstars und deren Publicity zu tun, oder?«, sagte Lila, selbst erstaunt, wie abfällig es herauskam.
    »Er geht Ihnen an die Nerven, was?«, fragte Malachi lächelnd. Er war sichtlich froh, das Thema wechseln zu können.
    »Nichts, was ich nicht im Griff hätte.« Lila sah auf die Zeitanzeige und schwang sich auf ihre Maschine. »Soll ich Sie mitnehmen? Ich treffe mich mit Sarasilien.«
    »Nein danke!«, sagte Malachi und zeigte auf seine schicken Klamotten. »Ich bin der absolute Autotyp. Grüßen Sie den alten Scharlatan von mir. Und setzen Sie einen Helm auf.«
    Lila winkte und versuchte, nicht zur Kenntnis zu nehmen, dass es Malachi nur sehr unvollkommen gelungen war, seine Beunruhigung zu verbergen. Sie wendete in einer leeren Einfahrt, und als sie wieder an ihm vorbeifuhr, sah sie ihn den Boden des Parkplatzes vor dem Studio so konzentriert absuchen, dass er nicht mal aufblickte, sondern nur kurz die Hand hob.
    Die Strecke zum Incon-Hauptquartier war heiß, staubig und durch trägen Mittagsverkehr verstopft. Später als geplant kam sie schließlich in der Parkgarage des neutralen Bürogebäudes am Stadtrand an. Sie fuhr mit dem Expresslift abwärts, an den Büroetagen vorbei. Sie schaffte es kaum, sich den Staub aus den Haaren zu schütteln, ehe sie vor ihrem – was war er jetzt für sie, Heiler, Freund? – vor Sarasilien stand, dem einzigen Elfen bei der NSB und demjenigen, der sie davor bewahrt hatte, an ihren magischen Verletzungen zu sterben.
    Von all den merkwürdig eingerichteten Räumen des Gebäudes waren seine die größten und die, die dem sonderbarsten Zweck dienten. Technische und magische Gerätschaften drängten sich auf mehreren Tischen. Streusandbüchsen und Tintenfässer standen im glimmenden Schein virtueller Tastaturen mit den komplizierten Runen mehrerer magischer Sprachen. Riesige Berrypics pflasterten die Wände mit Texten, Tabellen, Dienstplänen und grandiosen Landschaften anderer Sphären. Server-Racks summten leise vor sich hin. Magische Laborapparaturen, die den Raum mit ihrer bizarren, lichtbrechenden Architektur erfüllten, leiteten I-Region-Kontingenzen aus dem Raum und aus dem Universum hinaus. Sarasiliens hohe, blau und grau gekleidete Gestalt stand an einer dieser Apparaturen.
    Obwohl Lila und er keinerlei Ähnlichkeit hatten, erinnerte sie der Elf mit seiner eleganten Statur und dem langen, kastanienbraun-goldenen Haar, in das sich bereits graue Strähnen mischten, sofort an ihren Vater. Als er sich ihr zuwandte, hätten die schrägen Gesichtszüge über den kantigen Knochen und die jähen, kleinen Bewegungen seiner Ohren, deren Spitzen sich auf Höhe seines Scheitels befanden, diesen Eindruck eigentlich aufheben müssen, aber dem war nicht so. Ihre Sensoren nahmen keinerlei Wärmeemission wahr, als er auf sie

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