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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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zukam; die Silberstickerei auf seiner Kleidung glitzerte, das Gesicht war so streng wie eine Patrizierbüste, sein ganzes Auftreten so majestätisch-gelassen wie das eines Königs.
    Sarasilien hatte seinen Andalun- Leib immer unter strikter Kontrolle – in Otopia, das wusste sie, hielt er ihn die meiste Zeit unter der Haut –, aber seit sie Zal kannte, war ihr die Präsenz dieses Ätherleibs viel bewusster, und es machte sie neugierig, da Sarasiliens Andalun in ihrer Gegenwart noch nie in Erscheinung getreten war. Sie wusste, diese totale Kontrolle über seinen Ätherleib zeugte von einem Grad an Selbstbeherrschung, der bei Elfen ebenso selten war wie bei allen übrigen Spezies. Und diese Kontrolle war ein wichtiger Grund, warum sie sich in seiner Gegenwart immer so wohl gefühlt hatte. Was jetzt allerdings nicht mehr der Fall war.
    Ihre Unsicherheit ihm gegenüber war ihr peinlich, was wiederum die Unsicherheit verstärkte. Seine Ruhe machte sie auf einmal nervös, und sie blickte auf seine Stiefel statt in sein Gesicht. Sie musste plötzlich an Zal denken, obwohl Zal sie noch nie an Sarasilien erinnert hatte. Auf einmal wusste sie nicht mehr genau, warum sie hier war. Sie hatte immer deutlicher das Gefühl, dass ihr Bedürfnis, mit ihm zu reden, nichts mit dem Fall zu tun hatte, sondern rein persönlicher Art war, und das schien ihr kein gerechtfertigtes Anliegen.
    »Lila«, sagte Sarasilien und hob ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. »Geht es Ihnen gut?«
    Seine Besorgnis drückte sich in seiner Mimik wesentlich sparsamer aus, als es bei einem Menschen der Fall gewesen wäre. Selbst wenn er zutiefst bewegt war, spiegelten sich die Emotionen nur andeutungsweise in seinem Gesicht. Aber bei Lila löste seine Anteilnahme mehr aus, als ihr lieb war. »Alles bestens. Sorry. Es war schwerer, als ich dachte.«
    Sarasilien sah ihr ins Gesicht, und seine Mundwinkel verzogen sich zum Ansatz eines Lächelns. Auf seinen Wangen bildeten sich minimale Grübchen, und die Spitzen seiner langen Ohren drehten sich etwas zum Kopf hin. Er freute sich wirklich, sie zu sehen. »Sie sehen gut aus, obwohl Sie äußerlich im Moment mehr von einem Straßenjungen als von einer Göttin haben. In der Stadt ist wohl viel los.«
    »Ja«, sagte sie, ging dann impulsiv auf ihn zu und umarmte ihn. Sie hatte ihn so vermisst. Wie sehr, wurde ihr jetzt erst klar. Vielleicht war das ja nur normal, nachdem sie so lange so eng zusammengearbeitet hatten, um sie wieder fit zu kriegen, mental und physisch zumindest. Emotional hatte sie offenbar noch einen weiten Weg vor sich.
    Sie fühlte seinen Andalun- Leib ganz kurz auf der bloßen Haut ihrer Hände und ihres Gesichts, wie einen Lufthauch von einem kalten, einsamen Berggipfel. Er wahrte noch einen Moment seine übliche Zurückhaltung, umarmte sie dann ebenfalls und schob sie nicht unfreundlich ein Stück von sich. »Was führt Sie her?«
    Sie setzte sich in einen der Gästesessel, und ihr Blick wanderte durch den vertrauten Raum mit den eichengetäfelten Wänden, den hohen Bücherregalen und einem riesigen Berry mit den schneebedeckten Bergen, die Sarasiliens Heimat waren, weit weg von Otopia. »Ist es nicht Grund genug, Sie sehen zu wollen?«, fragte sie, nicht sicher, ob sie ihm alles sagen konnte, was sie bewegte.
    »Doch, aber darum geht es nicht.« Er stand an einem Lesepult für sehr große Bücher. Er klappte das Buch, das darauf lag, zu und verschränkte die Hände vor dem Bauch.
    Lila wusste, sie hatte seine volle Aufmerksamkeit, und es schüchterte sie ein. »Ich glaube, ich kann diesen Job nicht zu Ende machen«, gestand sie.
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, ich muss mich allem zu schnell stellen.«
    »Weil Zal ein Elf ist?«
    »Weil Zal kein Elf ist«, konterte Lila. Sie blickte in seine grünen Augen und fand das Mitgefühl, das sie suchte, eingekapselt in strenge Erwartungen. Smaragde in Eis. »Ich war drauf gefasst, dass er so sein würde wie Sie. Nicht so gütig, okay. Vielleicht sogar wie die Daga-Agenten. Aber trotzdem so wie Sie. Aber das ist er nicht. Und ist er doch. Ach, verdammt … ich kann es nicht richtig erklären!«
    »Referieren Sie mir die Fakten.«
    Das war besser, dachte Lila und wünschte, sie hätte es gleich getan. Jetzt, wo sie sich auf vertrautem Terrain bewegte, konnte sie sich auch wieder kohärent ausdrücken. »Die Drohbriefe, die die Band bekommt, sind großenteils das übliche Zeug: hässlich, aber nicht wirklich

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