Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
die Sorte, die hinterher alles bis auf die Leber aufisst«, erklärte Malachi achselzuckend. Die diversen extremen Vorlieben seiner Landsleute waren für ihn nicht absonderlicher als für Lila jemandes Faible für Erdnussbutter. »In Otopia sind alle Feen hübsch und bewegen sich ohne Flügel vom Fleck, aber das gilt nicht für alle Sphären. Man muss sie zu Hause oder in ihrem Element sehen, um sicherzugehen.«
»Sie haben wohl Ihre kleinen Geheimnisse, Malachi?«, zog ihn Lila freundschaftlich auf. Es war mit ziemlicher Sicherheit nicht nur Einbildung, dass sich die Pflanzen in dem dekorativen Umrandungsbeet zu ihm hinneigten.
»Jede Menge«, versicherte er, beide Füße fest auf dem Boden.
»Halten Sie die beiden für gefährlich?«
»O nein. Solange Sie nicht mit ihnen an große Seen oder ans Meer gehen. Und selbst dann wären Sie hier in Otopia wahrscheinlich sicher. Hier geht alles ziemlich lau zu, wissen Sie.«
Lila sah zum Pool und musste daran denken, wie Zal Poppy an jenem anderen Pool geküsst hatte.
Malachi zuckte wieder die Achseln. »Swimmingpools reichen nicht. Zu viele Chemikalien, das Wasser nicht tief und nicht dunkel genug. Glauben Sie mir. Und in ihrer Menschengestalt werden sie lieb und nett sein, selbst wenn sie jede Menge Pixiestaub intus haben.«
»Gut.«
»Alle anderen sind okay. Ein paar kleine Drogengeschichten, Strafzettel, schlechte Kreditauskünfte und die eine oder andere Jugendsünde. Nichts Aufregendes. Und bevor Sie fragen, nichts über diese Jayon-Daga-Agenten, aber das heißt nichts. Im Unterschied zu den meisten Feen bleiben gefährliche Elfen auch in Otopia gefährlich. Ich muss mich jetzt um diese Tonbandsache kümmern. Zal gehört wieder Ihnen. Mein Tipp für dieses Mal: Stellen Sie ihm ein Bein, bevor er an der Tür ist, und nageln Sie ihn am Boden fest.«
»Danke«, sagte Lila, formte mit der rechten Hand eine Pistole und erschoss ihn für seine Unverschämtheit. Sie checkte ein und fand Jolene in der Halle, an zwei Berryphones und einem Fruitfly Commset gleichzeitig. In Zeichensprache versuchte Lila ihr zu sagen, dass sie wieder da sei und zu Zal nach oben wolle. Jolene guckte unwirsch, aber das konnte auch an einem ihrer Ferngespräche liegen. Sie streckte Lila eine Security-Schließkarte hin. Lila nahm ihr Gepäck, das Malachi von Solomon’s Folly hierhergebracht hatte. Sie sah sich nach dem Lift um, entschied sich dann aber dafür, die Tasche die Treppe hinaufzuschleppen. Sie wollte nicht erklären müssen, warum sie in jedem Stockwerk die Warnlampe wegen Überschreitung der maximalen Traglast des Aufzugs zum Aufleuchten brachte.
Die Band belegte für die Dauer ihres Aufenthalts das Penthouse, obwohl zwei Bandmitglieder in der Stadt Wohnungen besaßen. Das Penthouse umfasste vier Suiten, und Zal hatte eine für sich. Die Schließkarte funktionierte, aber nachdem Lila sich davon überzeugt hatte, klopfte sie höflich an. Poppy öffnete ihr mit einem strahlenden, grünen Lächeln und einem entzückten Quietschen und trat dann zurück, um Lilas neue Motorradkluft zu begutachten.
»Du bist wieder da, Li! Toll, die Lederklamotten.« Poppy winkte sie herein und bot ihr einen Cocktail aus einem großen Mixkrug an, der auf einem Tisch stand, wo mehrere Flaschen mit grellfarbenen Getränken in Eiswasser dümpelten.
»Hey«, sagte Lila, die sich, Malachis Warnungen hin oder her, über das Wiedersehen freute. »Ihr wart toll gestern Abend.«
»Ach, das war nur zum Aufwärmen«, summte Poppy. »Hab gehört, du bist böse gestürzt. Geht’s jetzt wieder?«
»Klar.« Lila stemmte sich demonstrativ gegen den Trageriemen ihrer schweren Tasche.
»Sorry«, sagte Poppy und zeigte auf eine offene Tür. »Da rein. Ich bring dir was Kaltes zu trinken.«
»Danke, nichts Alkoholisches.« Lila betrat den Raum, auf den Poppy gezeigt hatte.
Es war das Schlafzimmer. Das Bett war zerwühlt, und sie hörte Wasser rauschen. Typisch Poppy, dachte sie. Sie legte sich schon ein paar scharfe Worte zurecht und wollte gerade ihre Tasche wieder hochhieven, als das Wasser abgestellt wurde. Obwohl sie es nicht darauf angelegt hatte, stand sie immer noch da, als Zal aus dem Bad kam, nass und nackt bis auf das schmale Handtuch um die Hüften.
»Agent Black, klopfen Sie eigentlich nie an?«
»Poppy hat mir gesagt, das hier sei mein Zimmer. Und sparen Sie sich dieses Agent-Black-Zeug. Ich finde, wir könnten langsam mal zum Du übergehen, oder?« Lila überraschte sich selbst mit ihrer
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