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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ist?«
    »Ich habe einen Bericht gemacht. Und den Rest haben Sie ja von meiner KI heruntergeladen. Da finden Sie alles.«
    »Meine Augen sind alt und müde, meine Neuronen die kühle Logik der KI-Analysen leid – tun Sie mir den Gefallen.«
    »Tun Sie mir den Gefallen – oder tun Sie, was ich sage, weil Sie sowieso keine andere Wahl haben?«
    »So in etwa.«
    Lila fuhr ihre Schusswaffen ein und sah sie in den Hohlräumen ihrer Beine verschwinden. Sie streifte ihre Ärmel wieder über die Narben auf dem verbliebenen Fleisch ihrer Arme, während sich die künstliche Haut über den darunterliegenden Komponenten schloss. Sie massierte sich die Schulter, die zwar steif war, aber nicht wehtat, da die Pfeilwunde gut verheilt war. »Na gut. Zal ist davongerannt, in den Wald. Ich bin ihm gefolgt. Er hat jede Menge Elementargeister herbeigerufen, die mich aufhalten sollten, oder vielleicht haben sie das auch von selbst versucht, aber ich bin an ihnen vorbeigekommen. Zal hat einen magischen Kreis um sich gezogen und sich irgendwie an den Elementarkräften berauscht. Ich weiß nicht, was da genau gelaufen ist und wie. Dar und seine Partnerin haben uns aufgespürt. Sie konnte ich außer Gefecht setzen. Dann ist ein Geist aus der I-Region gekommen und hat Zal bedroht, also habe ich den Kreis durchbrochen und …«
    »Genug davon«, sagte Dr. Williams. »Können Sie mir etwas über diese Elfenagentin erzählen?«
    »Ach, das war die Jayon-Dada-Standardausführung. Rote Haare, blaue Augen voller Verachtung. Sie hat mich gehasst – aus den auf der Hand liegenden Gründen.«
    »Und was haben Sie mit ihr gemacht?«
    »Ich habe ihr eine Ladung gentechnisch produziertes Penthotal verpasst und sie in einem schattigen Hain schlafend zurückgelassen. Die wird schon wieder.«
    »Und Dar hat auf Sie geschossen?«
    »Ich glaube, er wollte Zal treffen.« Aber Lilas Stimme wurde plötzlich unsicher. Ihr kamen Zweifel, ob Dar wirklich ein so schlechter Schütze sein konnte, selbst unter derartigen Umständen – oder ob es seine einzige Schusschance gewesen war und er sich gar nicht darum gekümmert hatte, ob sie im Weg war. Ihr kam der Gedanke, dass Dar vielleicht sogar absichtlich durch sie hindurchgeschossen hatte. Ein Schauer lief über ihre echte und ihre synthetische Haut.
    »Sind Sie sicher, dass es Dar war?«
    »Natürlich bin ich mir sicher. Ich hätte ihn überall erkannt«, sagte Lila nur.
    »Und dann haben Sie Zal weggetragen.«
    »Er war bewusstlos oder so was. Ich …« Aber in ihrer Erinnerung war alles verschwommen. »Da war ein … ich bin einen Weg entlanggegangen, von dem ich dachte, dass er zum Haus führte, und dann …« Plötzlich war Lila den Tränen nahe. Sie wusste nicht, warum, nur dass dieses Gefühl damit zusammenhing, dass in ihrer Erinnerung einzelne klare Bilder auftauchten, wie sie den Hügel hinunterlief. Sie versuchte es noch mal. »Man kann durch unbebautes Gelände zum Incon-Gebäude kommen, weil es ja unmittelbar am Naturschutzgebiet liegt. Also bin ich ganz außen rumgegangen, damit mich niemand sieht.«
    »Sie haben eine wahnsinnige Anstrengung auf sich genommen«, sagte Dr. Williams. »Sie haben Zal neununddreißig Kilometer weit getragen, mit einem Pfeil in der Schulter, während Ihr Körper fast in Stücke gegangen ist.«
    »Das war das blöde Programm«, sagte Lila. »Es ließ sich nicht mehr abschalten. Sonst wäre ich zum Haus zurückgegangen.«
    »Ja, natürlich.«
    Aber Lila war sich da jetzt nicht mehr so sicher. »Ich werde es nicht mehr benutzen«, sagte sie.
    »Möchten Sie den Statusbericht des Programms erfahren, Lila?«
    »Nein«, sagte sie. »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil ich will, dass Sie lebend zurückkommen, und weil ich will, dass Zal Sie überlebt«, erklärte Dr. Williams. »Und solange Sie die Schuld auf alles andere schieben, ist das wenig wahrscheinlich.«
    Lila unterbrach die Verbindung, saß da und hörte Poppy und Viridia im Hauptraum reden, mit ihren Gläsern anstoßen und munter lachen. Sie war aufrichtig beleidigt, dass Dr. Williams ihr unterstellte, sie stecke in den Fängen irgendeines monströsen psychischen Traumas, das sie etwas so Verrücktes tun ließ, wie mitten in einem Kampf mit Zal zu einem Geländemarathon zu starten. Diese Frau litt an einer fixen Idee. Und ihre Bemerkung, dass Zal sie, Lila, überleben solle – wie konnte sie so etwas sagen? Das war doch lächerlich.
    Lila erwog, eine offizielle Beschwerde über das hinterlistig-manipulative

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