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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ihren Lippen öffnete.
    Die Medizin rann unter ihrer Zunge hervor, bittersüß, und die synthetischen Makromoleküle kopierten die raffinierten Wirkungsweisen alfheimischer Pflanzenstoffe. Zal sah Lila direkt in die Augen, als er den Geschmack kostete, und sie spürte seine Hände an ihrem Kopf, als sein Kuss noch intensiver wurde.
    Seine unverstellte Lust und seine völlige Hingabe an den Moment waren für Lila ein Schock. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass das, was sie als Jux und Neckerei gemeint hatte, als eine andere Form von Injektion, für ihn etwas Ähnliches war wie das, was sie ihn in Zoomenon hatte tun sehen – ein heiliger Akt. Wilde Magie strömte als ein elektrisches Kribbeln durch ihr Rückgrat. Sie sah in Zals Augen, als er sich ein Stück von ihr löste, die feuchten Lippen immer noch geöffnet, die Pupillen dunkle Horizonte, weiter als jedes menschliche Auge. Er atmete schwer, und sie war jetzt ganz von seinem Ätherleib umfangen – eine Umarmung von so jäher, totaler Intimität, dass es sie zutiefst verwirrte.
    Lila hatte jetzt keine Worte mehr, aber das Gefühl in ihrem Inneren behagte ihr nicht. Es war zu viel, zu groß, zu fremd, zu eng mit zu vielem verbunden: mit dem Spiel, mit ihm, mit dem Moment, als Dar sie vergiftet hatte, mit Sarasiliens kühler Hand auf ihrer Stirn.
    Sie machte sich von ihm frei und stand schnell auf. Ihr war so heiß, sie musste hier raus. Idiotisch. Es war idiotisch von ihr, so etwas zu tun und zu glauben, es wäre irgendwas anderes als hundsgewöhnliche körperliche Erregbarkeit und menschliche Bedürftigkeit, die auf simplen Hochelfenzauber reagierten.
    »I have become comfortably numb«, sagte Zal leise. Seine Augen waren glasig, seine Berührung nicht mehr zu spüren. Er lag ganz still auf den Laken, Arme und Beine von sich gestreckt.
    »Ist es das, was du mit den Elementargeistern machst?«, fragte sie.
    »Ich zeig’s dir das nächste Mal«, sagte er, und sie zweifelte nicht daran, dass er’s ernst meinte. Er hatte sich völlig verändert. Seine Großspurigkeit war weg, und an ihrer Stelle waren da jetzt diese erschreckende Offenheit und diese coole alfheimische Gelassenheit, die sie nicht ausstehen und an der sie sich dennoch nicht sattsehen konnte.
    Lila wischte sich mit den Händen über den Mund und schluckte die letzten Reste der Drogen. Davon fühlte sie sich berauscht und viel zu energiegeladen. Sie mied es, ihn anzusehen.
    »Tja«, sagte er nach einem Weilchen und setzte sich auf, »ich hoffe, das lehrt dich, nicht herumzuzündeln.«
    »Ich habe das Spiel nicht begonnen«, fauchte sie. Sie bemerkte, dass es drüben im Wohnzimmer still geworden war. Poppy zumindest hörte jetzt wohl gebannt mit.
    Zal zog eine Augenbraue hoch. »Ich hab mit mir selbst geredet. Ich stehe jetzt auf. Danke. Ich werde mich ganz bestimmt öfter betrinken.« Er wartete demonstrativ.
    »Oh, sicher!«, sagte Lila wütend und drehte ihm den Rücken zu. Sie beobachtete ihn jetzt mithilfe von Sensoren in ihrem Rücken und ertappte ihn dabei, wie er leise lächelte, auf die unverschämt gönnerhafte Art eines Mannes, der sich sicher ist, dass er gewinnt. Sie suchte nach einer schlagfertigen Antwort, starrte dann aber wieder auf das Tattoo, als er ihr den Rücken zukehrte. Es loderte unglaublich hell, in einem Gelb, das fast schon weiß war. »Was soll das eigentlich sein?«
    »Ich hätte wissen müssen, dass du Augen im Hinterkopf hast«, sagte er, ging ins Bad und machte die Tür hinter sich zu.
    Im Wohnzimmer wurde Lila von Poppy erwartet.
    »Ein Wort, und ich bring dich um«, erklärte Lila, ehe Poppy dazu kam, ihre chrysoprasgrünen Lippen zu öffnen.
    Die Fee lächelte und kreuzte grazil die Fußgelenke, während sie, ein Stückchen überm Boden schwebend, Eiswürfel in einem Longdrinkglas schwenkte. »Saft zu deinem Eis?«
    Lila schüttelte den Kopf und tippte sich an die Schläfe. »Ich muss telefonieren«, sagte sie und ging in ihr Zimmer.
    Sie rief Dr. Williams an. Als die Psychiaterin sich meldete, sagte Lila weit weniger verlegen, als sie war: »Ich möchte mit Ihnen reden, über Dar und die Mission damals in Alfheim.«
    »Gut«, erwiderte die Ärztin ruhig. »Schießen Sie los.«

 
11
     
     
    »Wir gingen als Mitglieder des diplomatischen Corps nach Alfheim«, begann Lila, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihre Verbindung wirklich abhörsicher war. »Ich kam mit zwei weiteren NSB-Agenten an die Botschaft in Lyrien. Dort haben wir die üblichen

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