Lila Black 01 - Willkommen in Otopia
nicht hatte.
Enthemmt, trunken vom Erfolg, erregt und euphorisiert von dieser seltsam zärtlichen Intimität, machte Lila weiter, machten sie weiter, mit der Lunge, den Rippen, den Oberarmen, wo Lila fühlte, wie Dars Knochen ihr starkes Metallskelett wurden und ihre präzise gefertigten Metallteile lebendes Gewebe. Der Strom zwischen ihnen schwankte, sobald er auf ihre fundamentalen Verschiedenheiten stieß, aber Energie aus Lyrien und Energie aus Lilas Reaktor gingen ineinander über, bis sich die Resonanzen legten und Lilas und Dars vereinter Wille sämtliche Muster synchronisierte.
Dann, plötzlich und ohne Vorwarnung, fühlte sie, wie sie beide und ihre verschiedenen Naturen sich unaufhaltsam zu einem einzigen Etwas verwoben. Der Strom elektrischer und ätherischer Energie verstärkte sich schlagartig, katapultierte Lila aus der Glückseligkeit in die Panik. Vor ihrem inneren Auge sah sie eine brennende Zündschnur, ein Gleißen, das immer näher kam.
»Es ist gut«, hörte sie Dar im Zentrum ihres Kopfes ruhig sagen. »Nehmen Sie Ihre Hand weg.«
Im Angstreflex riss sie die Hand weg, und die Verbindung brach jäh ab. Lila war, als ob sie aus dem Himmel geworfen worden wäre, und die Landung war brutal. Nach jenem warmen, angenehmen schönen Ort der Stärke und Euphorie fand sie sich jetzt auf dem blutigen Fußboden kniend, den Kopf an eine harte Bettstatt gelehnt. Sie war schweißgebadet und hatte in den letzten paar Sekunden genügend Kilowatt produziert, um damit eine ganze Kleinstadt zu beleuchten. Sie zitterte, aber trotz der Erschöpfung fühlte sie sich irgendwie so normal und in Ordnung wie schon seit Jahren nicht mehr. Erst mit Verzögerung merkte sie, dass da keinerlei Unbehagen in ihrem Körper war. Nicht das kleinste bisschen.
»Fuck me!«, sagte Dar im perfekten Bay-City-Tonfall.
Lila fühlte das Bett beben. Sie begriff, dass er lachte. Es war ein ansteckendes Lachen. Sie lachte mit, ohne jede Nervosität.
»Gott!«, sagte sie und schien sich selbst zu meinen, als sie jetzt auf die Dielen hinabglitt. Sie hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, so müde zu sein und so voller angenehmer Gefühle, so gelöst. »Elfensex muss der helle Wahnsinn sein.«
»Meiner begrenzten Erfahrung nach hat er die gleichen aufregenden und langweiligen Seiten wie jede andere Aktivität«, sagte Dar. »Schon deshalb, weil die meisten Elfen meines Wissens nicht von Tokamaks angetrieben werden. Aber ich möchte weder Ihr Erleben noch meines herunterspielen. Es war für mich genauso außergewöhnlich wie für Sie.«
»Nein«, sagte Lila vom Fußboden aus. »Schon verstanden. Ich glaube sogar, Sie brauchen mir solche Dinge nie wieder zu erklären.« Und sie fragte auch nicht, wie es ihm ging. Sie wusste es. Es ging ihm gut. Er war erschöpft, aber wohlauf. »Diese biolumineszente Quell-des-Lebens-Anzapfnummer macht einen ganz schön fertig, was?«, sagte sie.
»Kostet einen ein Jahr Lebenszeit pro Trip«, sagte er wieder in bestem Otopisch. »Aber wen juckt’s?«
»Haben wir Zeit …« Aber noch ehe Lila ihren Satz zu Ende führen konnte, war sie schon eingeschlafen.
14
»Sie kommen. Stehen Sie auf.«
Lila erwachte davon, dass Dar an ihrer Schulter rüttelte. Ein eigenartiges elektrisches Gefühl schoss ihren Arm hinab, und als sie es mit Verspätung analysierte, erkannte sie, dass es so eine Art Kneifen oder Zwicken seines Ätherleibs gewesen war. Sie rappelte sich hoch und führte gleichzeitig ein vollständiges Upgrade durch, sodass sie, als sie auf den Beinen stand, hellwach und fit war. Dar hielt ihr ein Knäuel von nassen Plastikschläuchen und Erste-Hilfe-Zubehör hin.
»Ich weiß nicht, wie man das verpackt. Sie müssen es mitnehmen. Die dürfen nicht merken, dass Sie hier waren.«
Lila nahm die Sachen und stellte fest, dass sie einigermaßen sauber ausgespült waren. Die Dielenbretter waren offensichtlich frisch geschrubbt, aber immer noch fleckig. So schnell sie konnte, packte sie alles zusammen und wieder an seinen Platz. Sie ertappte Dar dabei, wie er hinstarrte, als die Fächer in ihren Beinen unter leisem Summen und Klicken auf- und wieder zugingen, ein silbriges Flirren von Bewegung, gegen das ihre Hände langsam wirkten, und ein Flüstergeräusch wie von Blättern, die sich im leisen Wind regten. Er war fasziniert, und sein Gesicht zeigte jetzt keine Spur von Abscheu mehr. Sie lächelte. »Soll ich die Dielen abschleifen?«
»Nein. Dazu ist keine Zeit, nicht mal, wenn Sie’s
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