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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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war so lange weg gewesen. Das Angebot, wieder Teil dieses Andalun- Kontinuums zu sein, dieses natürlichen Zustands des Einsseins, in dem sich die Geister und Seelen so nahe waren! Und nicht mehr nur der jämmerliche Ersatz der Gesellschaft von Elementargeistern … Ihm war, als trennte ihn nur ein Schritt vom Himmel. Nur ein winziger Schritt. Einfach nur darauf eingehen. Einfach nur Ja sagen.
    Und es stimmte ja. Alfheim verfiel und verrottete, sein Äther veränderte sich auf völlig unvorhersagbare Art und Weise. Dieser Prozess war schon seit ewigen Zeiten im Gange, wenn auch so langsam, dass er bis vor kurzem kaum wahrnehmbar gewesen war. Aber er hatte nie geglaubt, dass es an den Machenschaften der Dunkelelfen lag oder an denen der anderen ätherischen Sphären, wie dies manche Theoretiker vertraten. Sein Dämon-Selbst wusste, dass das nicht stimmte, und früher war er nicht der Einzige gewesen.
    Aus der einen mächtigen Gestalt der versammelten Edlen kam ihm die besorgte Zuwendung einer Familie entgegen, die den verlorenen Sohn zurückgekehrt sah.
    Zals Rücken prickelte. Er kämpfte mit der Enttäuschung darüber, dass so viele Leute auf der Seite der Fürstin standen. Er holte tief Luft und sah Arië an. »Nette Papageien. Jetzt brauchst du nur noch ein Holzbein.«
    Arië zuckte mit keiner Wimper, erstarrte aber für einen Moment. Die Welle des Willkommens, die Zal entgegengeschlagen war, zog sich zurück. Jetzt erfüllte Empörung den Saal.
    Zal wusste, dass einer der Leute hinter ihm schwer krank oder verletzt war. Hier am Hof waren Heilkenntnisse und Heilkräfte versammelt, die schon fast ausreichten, um Tote aufzuerwecken, aber niemand rührte sich. Er war jetzt aufrichtig verwirrt – vor ein paar Monaten noch wäre das völlig undenkbar gewesen. Wer, selbst unter den Konservativsten, in Alfheim würde einen anderen so leiden lassen, ohne etwas zu tun?
    Niemand rührte sich, obwohl das allgemeine Unbehagen im Äther immer weiter zunahm, bis er es regelrecht hören konnte, ein schwaches Wimmern von allen Seiten. Er starrte zu den Sitzreihen. Die meisten Leute hatten sich abgewandt.
    Arië winkte den Trupp zu sich. Sie war effizient, kalt. Wie kalt, merkte er erst jetzt. Sie war die zugefrorene Oberfläche, die alle anderen gefangen hielt. Er konnte nicht begreifen, wie sie so einsam und eigensüchtig geworden war. Er war zu lange weg gewesen, es war zu spät. Den leidenden Elf sah Zal erst an, als sie ihn in sein Blickfeld schleppten.
    Es war Aradon. Er war mit Zal beim Geheimdienst gewesen, sie hatten mehrere Einsätze gemeinsam bestanden. Aradon war freundlich und loyal, ein wenig in sich gekehrt. Er war als einer der Ersten zum Widerstand gestoßen, vor Jahren, als sich abgezeichnet hatte, was die Vorherrschaft der Hochlichtelfen bedeutete, und die Dunkelelfen aus Sathanor vertrieben worden waren. Und hier, jetzt, in den Tagen der Hochlichtelfenherrschaft über ganz Alfheim, der Herrschaft derer, die sich ihrer moralischen Reinheit und ihrer heilenden Kräfte brüsteten, war Aradon ein blutiges Häufchen Elend. Jemand hatte ihn fast totgeprügelt. Sein Gesicht und seine Hände trugen Male, die eindeutig von Folterqualen stammten und nicht nur von einem verzweifelten Kampf. Er war kaum noch bei Bewusstsein, was eine Gnade war. Zal wollte Aradons Andalun berühren, aber die Wachen traten dazwischen. Er hatte den Eindruck, dass Aradon gar keinen Andalun mehr besaß, aber ohne Nekromantie war das nicht möglich.
    »Viele deiner Mitverschwörer haben bereits ausgiebig geplaudert«, sagte Arië zu Zal. »Auch von deinem lächerlichen Plan zu beweisen, dass alle Bewohner sämtlicher Sphären von ihrer Natur her gleichwertig sind. Aber deinen Namen haben sie mir nicht verraten, und inzwischen glaube ich, dass ihn wirklich keiner von ihnen kennt.«
    »Helft ihm«, sagte Zal und zeigte auf Aradon. Er versuchte, Blickkontakt mit den Nächststehenden aufzunehmen, aber sie weigerten sich. Sie starrten durch ihn hindurch oder an ihm vorbei. »Was ist mit euch allen los?«
    Er hatte geglaubt, nach allem, was er durchgemacht hatte, gäbe es nichts mehr, was ihm Angst machen könnte, und das stimmte auch. Er hatte keine Angst. Aber er hätte sich nie vorstellen können, dass ihn seine eigenen Standesbrüder einmal dermaßen anekeln würden. Er hätte ihnen nie zugetraut, jemals so zu werden. Aber jetzt war es so weit gekommen. Ihr äußeres Schweigen sagte alles.
    Zal versuchte, an dem Wachsoldaten vorbeizukommen. Zwei

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