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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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er sich wieder Arië zuwandte. »Fang dein Känguru ein, Boy«, sagte er mit kräftiger Stimme, Worte so trocken wie die Wüste. Ihm war wohl bewusst, dass niemand hier auch nur die leiseste Ahnung hatte, was er da zitierte, aber wenigstens amüsierte es ihn selbst, und er brauchte ein wenig Erheiterung, weil er es sonst mit der Angst bekommen hätte. »Ich hoffe, wir können den ganzen Selbstrechtfertigungsmist überspringen und gleich zum Schuldspruch kommen.«
    Die Reaktion war eisiges Schweigen. Selbst diejenigen, die im Zwiespalt gewesen waren, ja, vielleicht sogar mit ihm sympathisiert hatten, zuckten unter dem Peitschenhieb dieser Verächtlichkeit zusammen. Hier – mehr noch als in anderen Sphären – konnten Worte buchstäblich verletzen, und seine vermochten es in besonderem Maße. Aber die Fürstin war nicht getroffen. Ihr Andalun lag über ihrer Haut wie ein schimmernder Schutzschild. Dieser mindere Schallzauber prallte einfach von ihr ab, und alles, was er auszurichten vermochte, war, ihre erhabene Inszenierung zu stören. Immerhin ein gewisser Erfolg.
    »Dass du ein Verräter bist, ist unbestreitbar«, sagte Arië. »Du hast uns an Dämonia verraten und höchstwahrscheinlich auch an Otopia. Du hast dich Befehlen widersetzt. Du hast dich von deinen Oberen losgesagt. Du hast uns Informationen vorenthalten. Soll ich noch weitermachen? Das einzig Interessante ist, wie das Urteil des Gerichtshofes lauten wird. Unter normalen Umständen wäre es das Todesurteil, aber du hast dich zu einer Kreatur von ungewöhnlichen Fähigkeiten entwickelt, Fähigkeiten, die dich potenziell nützlicher machen als einen Leichnam, deshalb befinden wir, dass du zwei Möglichkeiten haben sollst, Wiedergutmachung zu leisten. Entweder du trittst wieder in die Dienste Alfheims, gebunden durch die Macht deines wahren Namens …«
    »Keine Chance«, sagte Zal, ohne sich die Alternative anzuhören.
    »Ich denke doch, dass es Mittel und Wege gibt, dich dazu zu überreden«, sagte Arië und machte eine kleine Handbewegung.
    Zal drehte sich nicht um, hörte aber mehrere Paar Füße herein- und näher kommen. Ein Paar schleifte über den Boden.
    »Was ich wissen möchte«, sagte er, bemüht, das schleifende Geräusch zu überhören, »ist, warum ihr Übrigen hier seid. Warum solltet ihr mit dieser Idiotin paktieren, die euch keine andere Perspektive zu bieten hat als Isolation und Knechtschaft? Seit Jahrhunderten entzieht sie allen anderen Regionen magische Macht und bündelt sie hier in Sathanor. Sie hat unnötigen Hass gegen die Dunkelelfen geschürt …«
    »Da ist ein Äthertor unter dem Wasser des Aparastil«, sagte eine kräftige Stimme aus der Versammlung.
    Das vereinte Andalun der Versammlung war eine gigantische, gegen ihn gerichtete Kraft. Zal fühlte sie auf ihm lasten. Sie war erdrückend, hielt die Herzen derer (und das waren viele), die Schuldgefühle hatten, weil sie etwas unterstützten, was sie abstoßend fanden, in seiner Schwere und Trägheit gefangen. Und Ariës einlullende Lieblichkeit tat ein Übriges. Keiner widerstand ihr. Zal fühlte, wie Arië sie alle einwickelte, und es verursache ihm Übelkeit. Die willentliche Vereinigung so vieler Ätherleiber war eine übersinnliche Kraft, gegen die anzukämpfen praktisch unmöglich war. Was auch immer er zu sagen hätte – es war so gut wie irrelevant. Sie schwadronierten weiter …
    »Seine Energie ist unbegrenzt. Wenn es erst einmal geöffnet ist, können wir die verfallenden Regionen wieder beleben und die Reintegration unserer Gesellschaft in Angriff nehmen. Die gegenwärtigen Maßnahmen sind nur zeitweilig«, sagte ein anderer.
    »Es wäre gefährlich, es zu öffnen, solange wir noch mit den anderen Sphären verbunden sind.«
    »Alfheim befindet sich in der Krise … das Land versinkt in Dunkelheit. Das kann niemand leugnen. Die Nachträuber …«
    All die alten Geschichten über den Niedergang seines Heimatlandes: Er kannte sie in- und auswendig und wusste nur zu gut um ihren Zweck. Die Stimmen kamen einzeln oder paarweise aus allen Teilen des Saals, alte Stimmen und junge. Manche waren weniger kräftig. Sie waren traurig und bekümmert. Diese Leute verabscheuten, was sie da taten, hielten es aber dennoch für machtvoll und richtig. Zal konnte das alles fühlen, denn nur wenige entschlossen sich, ihre inneren Intentionen zu verbergen. Sie alle wollten, dass er ihnen glaubte. Sie wollten, dass er sich ihnen anschloss. Die Einladung war schon fast überwältigend. Er

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