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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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die Tatsache, dass sie bis zu den Schäften ihrer Stiefel aus glänzendem Chrom bestanden.
    Sie schätzte, dass das Gefühl der Körperlosigkeit auch nicht schlimmer war als die Wochen, die es gedauert hatte, bis sie ein Gefühl für ihre Maschinenprothesen entwickelt hatte. Zumindest war es nicht viel schlimmer, und es tröstete sie seltsamerweise etwas, dass sie auch damals einen Elfen an ihrer Seite gehabt hatte, in einer vergleichbaren Rolle als Beschützer: Sarasiliens zurückhaltende, aber ständige Anwesenheit hatte sie vor der Verzweiflung bewahrt. Sie riss sich zusammen und wartete auf Taths Anweisungen.
    Die Schritte erreichten die Tür. Durch diesen stofflichen Vorhang, der nur so viel Widerstand bot wie ein Windhauch, trat es über die Schwelle in den Raum und stand dann vor ihnen. Die Form war menschlich, die Ohren waren sehr lang, der Körper war in glatte graue Kleidung gehüllt. Es besaß keine Gesichtszüge; seine Form war verschwommen und bewegte sich wie eine sehr grobe Pastellskizze, bei der die Grundierungen fertig waren und die auf weitere Bearbeitung wartete. Die Ränder waren unscharf. Lila erschien es, als lösten sie sich einfach in dem umgebenden Raum auf. Und die ganze Zeit zitterten sie, ließen den Raum um den Körper in einem Ölfilm aus flackernden Regenbogenfarben verschwimmen.
    Es war von einem Bereich der Einflussnahme umgeben – Lila fiel keine andere Bezeichnung dafür ein –, in dem alles vor Ort seiner Kontrolle unterworfen war. Jetzt befanden sich auch Tath und sie in diesem Bereich, und sie spürte, wie sein Potenzial sie nicht nur umgab, sondern ihr Wesen vollständig durchdrang. Es war unnötig, zu sprechen, denn alle Gedanken wurden verstanden, alle Gelüste waren bekannt. Nichts blieb verborgen.
    Sie verstand unterbewusst, dass Tath und sie taxiert wurden, aber sie wusste nicht, nach welchen Standards, und in diesem Moment geteilten Wissens erkannte sie einen dünnen Faden, durch den ihre Leben mit der Existenz verbunden waren. Dieses Wesen hatte die Macht, sie von der stofflichen Welt zu trennen, sie hier stranden zu lassen oder sie an einen Ort fernab jeder Art von Realität zu verbannen – oder sie zu nichts zu zerschlagen. Und sie konnte nicht wissen, was davon es tun würde oder warum. Doch nun, wo sie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten, mussten sie sich seinem Urteil unterwerfen, denn das war der Preis der Lebenden für einen Aufenthalt in Thanatopia.
    Lila dachte, sie müsste eigentlich mehr Angst haben. Da ihr Schicksal augenscheinlich nicht mehr in ihrer Hand lag, fühlte sie sich ruhig. Tath war schicksalsergeben. Sie erkannte, dass er nicht erwartete, allzu viele Begegnungen mit diesem Ort und seinen natürlichen Bewohnern zu überleben, und dass er keine Ahnung hatte, wie er es geschafft hatte, zu dem unnatürlichsten Elfen zu werden – einem Nekromanten –, wenn so viele andere einfach aufgrund ihrer Anmaßung verschwanden.
    Das untote Wesen, das so gar nicht den Untoten aus den Geschichten ähnelte, und auch nicht den Lebenden, kam näher, und das Zimmer verschwamm vor Lilas Augen, als tauche sie in Wasser ein. Wie aus dem Innern eines seltsamen Goldfischglases sah sie goldene und silberne Lichter an der Außenseite der untoten Kugel vorbeigleiten, dann bewegten sich Farben. Dunkelheit kam und ging, kam und ging. Sie erkannte, dass sie der Zeit dabei zusah, wie sie um sie herum gekrümmt wurde. »O Tath!«, flüsterte sie, weil ihnen ihr Wunsch erfüllt worden war.
    Seine Antwort klang vorsichtig, sogar traurig, aber Lila verstand sie nicht.
    Die vorbeizischenden Lichter hielten an, und das Zimmer wurde wieder klar. Sie sah ihre Eltern auf der Couch, so wie auf dem Foto – tot –, und gleichzeitig stand dort auf dem Tisch, den Fuß neben dem umgeworfenen Glas, der indigofarbene Nekromant, in dessen Raum sie im Suk gestolpert war. Er hielt eine Flasche in einer Hand und verkorkte sie soeben. Dann erschauderte er und drehte sich um, schaute Lila unmittelbar an.
    Instinktiv versuchte sie, ihn zu ergreifen, aber mit einer ängstlichen Grimasse war er ins Nichts verschwunden.
    Tath sagte, er habe die Geister eingefangen und wäre gegangen. Ihr untoter Führer stimmte zu – sie folgten ihm bereits; das dachte Lila zumindest, da sie sich erneut bewegten, aber diesmal verließen sie den Raum und bewegten sich auf eine Weise, die sie nicht verstand. Nur durch Taths Geist konnte sie sehen, wie sie sich gemeinsam in dem schützenden Schild durch Raum

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