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Lila Black 02 - Unter Strom

Lila Black 02 - Unter Strom

Titel: Lila Black 02 - Unter Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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und Zeit bewegten. Währenddessen war Lila erleichtert, dass nicht mehr dahintersteckte als Dämonenrache; es war kein Teil einer größeren und mysteriösen Verschwörung. Der Geheimdienst war nicht schuld. Aber die Erleichterung hielt nicht lange an.
    Weißt du, was dieser Dämon hat?,  fragte Tath, während sie reisten.
    Lila wartete, da sie vermutete, dass »die Seelen meiner Eltern« nicht die richtige Antwort war.
    Macht über dich,  verriet er. So wie die Leute, die deinen Maschinenkörper und -geist schufen. Und diese Leute haben den anderen Teil der Macht; die Leichen. Bald wirst du dich entscheiden müssen, wie viel und in welcher Form diese Leben dir … wie viel sie dir bedeuten. Was bist du bereit, für sie zu opfern? Welches Spiel wirst du spielen?
    »Ich habe vor, sie ohne irgendwelche Absprachen zurückzuholen und wiederherzustellen«, sagte sie, aber zum ersten Mal wurde sie sich dessen unsicher. Die letzten Minuten hatten deutlich gezeigt, wie wenig Einfluss sie auf diese ganze Angelegenheit eigentlich hatte, zumindest hier.
    Taths Worte kamen von Herzen. Sie erkannte, dass er seine Wahl schon vor langer Zeit getroffen hatte. Sie wollte ihn nicht danach fragen, weil sein trauriges Herz genug darüber verriet, dass es nicht so funktioniert hatte, wie er es sich gewünscht hatte.
    Solange du Stärke und Einfluss besitzt, werden die Leute weiterhin versuchen, dich zu kontrollieren,  sagte Tath matt und akzeptierte, dass er nichts vor ihr verbergen konnte. Nur wie sehr sie dich kontrollieren, das ist deine Entscheidung.
    »Das tun sie nicht, denn …«, setzte Lila an, aber da wusste sie bereits, dass es eine Lüge war. Sie kontrollierten sie. Erst im Tode wäre sie ihren Körper los. Sie musste nicht im Handbuch für meisterliche Spionage nachlesen, um zu wissen, dass die Komponenten, die Incon ihr eingebaut hatte, auf irgendeine Weise von außerhalb kontrolliert werden konnten. Die Frage war nur, in welchem Umfang. Sie hatte sich früher nie Gedanken darüber gemacht.
    Verdrängung war ein so praktischer Vorgang. Aber natürlich, natürlich gab es diesen Mechanismus. Sie musste sich nur an die schrecklichen Vorfälle mit dem fehlerhaften Kampfmodusprogramm erinnern, um zu erkennen, wie leicht sie übernommen und ferngesteuert werden konnte. Man konnte ihr Bewusstsein überbrücken, sobald eines der Systeme beschloss, dass die Zeit dafür gekommen war. Und jetzt das. Zum ersten Mal stellte sie sich die Frage, wie sie entkommen konnte, wenn überhaupt.
    Es war schön damals, als du noch unschuldig warst, nicht wahr?,  flüsterte Tath.
    Im Moment fühlte sie sich zu schlecht, um zu antworten, aber dann fand sie tief in ihrem Innern eine düstere Stimme, die antwortete: »Diese Tage sind vergangen, und zum Teufel mit ihnen. Was man nicht sieht, kann man nicht bekämpfen. Ich erfahre lieber um jeden Preis die Wahrheit …«
    Da versagte ihr die Stimme, denn vor ihrem geistigen Auge zogen Bilder von ihren Eltern, von ihren Freunden, von Sarasilien und Jolene und Zal und sogar Malachi vorbei, und sie wollte, dass es ihnen allen gut ging, dass sie ihr zur Seite standen und ihr treu waren. Sie wollte es so sehr, dass es ihr erschien, als müsse es auch so sein. Und sie sah, wie sie dem Dämon mit der Indigo-Haut diese Bilder über eine glatte Tischfläche zuschob. Er ergriff sie gierig mit blutigen Fingern und zog sie zu sich heran. Er lachte, und sein Blut spritzte auf ihren Körper, und sie reichte ihm Goldmünzen, ließ sie sich aus ihren Taschen, aus ihren Händen ergießen wie Wasser, bis er vollständig davon bedeckt war. Er lachte noch immer, während die fröhlichen Bilder aus ihrem Kopf sickerten wie Sandkörner durch eine Eieruhr.
    Die Zinsen dieses Preises fressen einen auf,  stimmte der Elf ihr zu, denn er kannte ihre Vision.
    Es war das erste Mal, dass er so einen Witz machte. Trotz ihrer Lage musste sie schmunzeln.
    Die Verfolgung endete. Sanft wie sich auflösender Nebel verging der Untote, der sie getragen hatte, und sie standen auf einer von Gras bewachsenen Landzunge und blickten auf ein funkelndes Meer hinaus. Einige Meter entfernt hockte der Dämon, diverse Flaschen in den Händen; der Schwanz peitschte leicht durch das Gras und die Blumen um ihn herum. Seine wütende Grimasse wirkte in dieser idyllischen Umgebung unpassend. Hinter ihm konnte Lila weitere Untote erkennen – eiförmige Lichtschimmer –, die sich an der Küste unter ihnen versammelten, wo seltsam geformte Schiffe lange

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