Lila Black 03 - Elfentod
versucht hatten, Zal und sie im Aparastilsee zu ertränken. Sie erschauderte.
»Sie haben ihren Nutzen«, murmelte sie. Man sprach einfach nicht schlecht über die Feen. Das hatte man ihr als Erstes eingetrichtert, als sie beim Geheimdienst angefangen hatte.
»Und doch sind nicht viele Leute mit ihnen befreundet«, stellte Zal wie nebenher fest.
»Doch. Du zum Beispiel.« Noch während Lila es aussprach, war sie jedoch nicht mehr so sicher. Man hatte Feen als Vertraute oder Kollegen, aber als Freunde? War Malachi wirklich ihr Freund? Sie arbeiteten seit einem Jahr zusammen, aber darüber hinaus … nun, es gab kein »darüber hinaus«, und sie wusste auch nicht sonderlich viel über ihn persönlich. »Was ist mit den Mädchen und Sand? Ihr seid seit Jahren zusammen unterwegs.«
»Und doch sind sie immer noch genauso oberflächlich, durchtrieben und unzuverlässig wie am Anfang«, sagte Zal. Das lebende Flammen-»Tattoo« auf seinem Rücken, wo seine Flügel ruhten, wenn er sie nicht brauchte, loderte orangefarben auf.
»Tzz«, sagte sie unwillkürlich. Lila schlug Orange in der umfassenden, von der KI angelegten Tabelle der dämonischen Farbkommunikation nach und fand heraus, dass es für einen kreativen Schub stand. Oder für Wahnsinn.
»Warum solltest du das sagen, wenn du glaubst, dass sie keine Gefahr darstellen?«, wollte er wissen und hob die Augenbrauen wegen ihrer Unentschlossenheit.
»Sie haben dich stets gemocht und waren dir immer treu ergeben«, sagte sie.
»Auf ihre Weise schon«, antwortete er. »Ich behaupte ja auch nicht, dass sie nicht freundlich wären. Ich sage nur, dass sie eben Feen sind. In ihrer Nähe solltest du deine menschliche, allzu vertrauensselige Art besser ablegen. Ich weiß, dass dir das wie eine Beleidigung erscheint, aber es ist der einzige Rat, den ich dir geben kann. Und das würden sie dir auch raten. Selbst Malachi. Und er würde es sogar in Bezug auf seine eigene Person tun.« Er presste die Lippen zusammen, als er ihren trotzigen Ausdruck bemerkte.
»Ich will sie doch gar nicht schlechtmachen, kleine Madame Unruh. Sie sind sehr fair und ehrlich. Für sie sieht es einfach so aus, als kämen die anderen Rassen nicht mit der Wahrheit zurecht. Sie bieten keine Wahrheit an. Überhaupt keine. Nur Idioten vertrauen jemandem, so heißt es bei ihnen, denn Vertrauen ist wie eine Schuld. Vernünftige Leute halten jedes Detail eines Handels genau fest, wo Idioten sich auf das Vertrauen verlassen. Und ein Idiot, so denken die Feen, hat es verdient, dass man ihn sich vornimmt. Fallobst nennen sie solche Leute. Sie sind nicht wie wir. Vertrau mir da.« Er musste über sich selbst lachen.
Lila verdrehte die Augen. »Können wir Teazle eine Nachricht hinterlassen?«
»So versessen darauf aufzubrechen?« Sein Blick wurde ernster und forschender. Hitze stieg in ihr auf, und verärgert erkannte sie, dass er sie erwischt hatte. Sie wollte wirklich aufbrechen. Schuldgefühl brachte sie in die Versuchung, vor sich hin zu plappern, aber sie wollte nicht lügen, also hielt sie den Mund. Wie sollte sie ihm sagen, dass sie lieber wieder zum Geheimdienst zurückgehen wollte, um sich mit dessen Problemen abzulenken, als hier bei ihm zu bleiben?
Zweckheirat, sagte sie sich ernst in Gedanken vor, so wie sie es an jedem Tag seit der Hochzeit getan hatte. Eine politische Angelegenheit. Die vernünftige Entscheidung.
Die Feen werden dich bei lebendigem Leib auffressen, sagte Tath äußerst missmutig.
Zal zuckte mit einer Schulter, als sie ihm nicht antwortete. »Ist schon gut«, sagte er, aber sie glaubte Enttäuschung herauszuhören. Dann wandte er sich zur Tür. Für Zal war nie irgendwas »schon gut«, das lag Dämonen nicht. Er war für oder gegen etwas, und zu behaupten, es sei »schon gut«, war seine Art, ihr seine Enttäuschung darüber zu zeigen, dass sie nicht für ihre Entscheidung einstand.
Sie blieb stehen, während er hinausging, und fühlte sich unzureichend. Eigentlich sollte sie es wohl schaffen, mehr als ein paar Wochen hier zu verbringen. Immerhin hatte sie in Dämonia Macht gesammelt und eine führende Position eingenommen. Aber der Gedanke, tagein, tagaus zu kämpfen, um Macht zu ringen und Politik zu betreiben, machte sie wütend und erschöpfte sie. Sie wollte weg hier. Vielleicht kam Zal besser damit klar, er war schließlich noch vor allen anderen freiwillig hierhergekommen. Vielleicht passte er einfach besser hierher als sie. Sie fragte sich, ob ihn das stärker als sie
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