Lila Black 03 - Elfentod
Aussage des lästernden Dämons traf sie deshalb so sehr, weil sie vermutete, dass Teazle und Zal aus genau diesem Grund besser ohne sie dran wären. Und an manchen Tagen war sie nicht einmal sicher, ob sie selbst nicht tot auch besser dran wäre. Es war eine Sache, Witze über Dosenöffner, Zigarettenanzünder und ihre mechanischen Teile zu machen, aber ab einem bestimmten Punkt wurden diese Scherze langweilig. Ihre Gelenke schmerzten. Und jetzt schmerzte auch ihr Herz, denn über allem lag die Gewissheit, dass sie nur zufällig zur Geheimagentin ausgewählt worden war, wohingegen Zal zumindest aus eigenem Antrieb zum aufrichtigen, politischen Superhelden geworden war. Und Teazle … nun ja, er war auf dem besten Weg, ein Maha Anima zu werden, ein großer Geist Dämonias.
Lilas Leistung hingegen beschränkte sich darauf, am Leben zu bleiben und zu tun, was notwendig war. Es hatte ihr gefallen, spontan zu heiraten, darum hatte sie es getan. Das schien ihr nun ein wenig … nun … oberflächlich, im Vergleich zu Zals umfassenden Tugenden und Teazles überragender Gemütsruhe. In Dämonia zählten solche Werte, und darum hatten die singenden Dämonen sie schon auf einen Kilometer Entfernung als Möchtegern erkannt.
Eine jämmerliche Melodie erklang neben ihr, und sie blickte zur Seite. Thingamajig tat, als spiele er eine Geige. Ohne ihren düsteren Ausdruck zu ändern, streckte sie die Hand aus, und er lief dankbar den Arm hinauf.
»In der Hölle geschaffen.«
»Amen«, sagte der Kobold.
Sie folgte Zals schlanker Gestalt durch das Mousa-Viertel, bis sie das Ahrimanluftschiff erreichten, das er hier hatte warten lassen. Sie gingen an Bord, und der Kapitän rief dem ersten Maat zu, den Ballon zu befeuern, und schon stiegen sie in die schwüle Nachmittagsluft über der Stadt auf.
Die Tür knarrte, als Malachi versuchte, sie leise hinter sich zu schließen. Er fluchte tonlos. Normalerweise war er sehr gut darin, sich leise zu bewegen. Seine Sekretärin blickte nicht auf. Dennoch war er der Meinung, sie wusste, dass er sich in den Garten geschlichen hatte und nun versuchte, ungesehen in sein Büro zu gelangen. Er hätte sich die Mühe sparen können. Das Erste, was er beim Eintreten sah, waren der Rücken seines wunderschönen, ergonomischen Stuhls und ein Paar grober Lederstiefel, die auf seinem Schreibtisch ruhten. Um sie herum lagen kleine Haufen getrockneten Salzes.
»Du hast es nicht mehr drauf«, murmelte die raue Stimme von Calliope Jones. Dann stieß sie sich mit Schwung vom Schreibtisch ab, sodass sich der Stuhl zu ihm umdrehte. Sie verschränkte die knochigen Finger unter ihrem bleichen Gesicht. Es wurde von einem Vorhang aus strähnigem, ungekämmtem rotblondem Haar umringt, und dunkle Augenringe stachen hervor, als wären ihr vor kurzem zwei Veilchen geschlagen worden. Sie sah eher wie vierzig, nicht wie zwanzig aus. Ein feiner Geruch von Äther umgab sie, als hinge er in ihrer zerlumpten, zerwühlten Kleidung. Vielleicht war das der Fall … Er wusste nicht wirklich, wie ihre Magie wirkte.
»Genau die Person, die ich gesucht habe«, antwortete er, zog sein Jackett aus und hängte es an den Haken hinter der Tür. Er strich den Stoff glatt und wandte sich ihr dann zu, wobei er die Lage seiner Krawatte prüfte.
»Dann war ich ja mal wieder schneller«, sagte Jones, schlug ihre Beine unter und machte es sich bequem. »Was wolltest du denn?«
»Nach dir.«
»Ich habe mich gefragt, wie es wohl mit der Kohle aussieht«, sagte sie und rieb Daumen und Zeigefinger beider Hände aneinander.
Malachi hatte eingewilligt zu versuchen, die Feen davon zu überzeugen, dass sie die Forschungen zur Entstehung von Geistern weiter finanzieren sollten. Damals hatte er es nur für eine spontane Idee gehalten, mit der er Jones’ Hintern vor den anderen Geisterjägern hatte retten wollen, als diese erkannt hatten, dass sie nicht fair gespielt und ihre offizielle Forschung für persönliche Zwecke missbraucht hatte. Sie war schon vor ihrer Verwandlung zum Gestadenläufer sehr zwanghaft gewesen, aber jetzt kannte ihre Begeisterung für die Wissenschaft des tiefen Äthers fast keine Grenzen mehr. Sie war der einzige Mensch, bei dem Malachi das Schaudern bis in die Knochen fuhr, und er hatte sich bisher noch nicht die Mühe gemacht, den Grund dafür herauszufinden.
Jetzt starrte sie ihn aus blassen Augen so durchdringend an, dass er sich zu jeder Bewegung zwingen musste. Seine Katzennatur mochte es gar nicht, angestarrt
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