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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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Dingen, deren Namen sie nicht kannte, eine kleine Jamsession hinlegten. Sie schlich sich in die oberen Ränge des Saals, legte die frisch gewaschenen Hände um die Knie und hörte ihnen zu.

 
5
     
     
    Sonnenschein fiel durch die hohen Fenster und Wolken tanzenden Staubs auf das Orchester. Die Rot- und Ockertöne der Konzerthalle leuchteten warm, und Lilas Geist war gänzlich von den wunderschönen Variationen von »Sicilienne«, einem bekannten Stück des menschlichen Komponisten Faure, erfüllt. Die ungewöhnlichen Instrumente der Dämonen unterstrichen die Würde des Stücks noch. Sie betrachtete den in Licht getauchten Elfen an der Seite der Bühne, dessen glattes Haar beinahe weiß war. Er saß zwischen den Streichern, die mattgoldene Harfe an sich gelehnt, und seine flammenden Dämonenschwingen bewegten sich langsam im Takt, wobei ihr Licht sich auf der Harfe widerspiegelte. Er war in das Spiel und die Musik verloren, und seine Finger, länger als die der Menschen, tanzten mühelos über die zahlreichen Saiten. Manchmal lächelte und nickte er, wenn ein Teil des improvisierten Orchesters dem Stück eine neue Richtung gab. Dann kam ein grüner Dämon dazu, hob die Klappe des Pianos, und nun ertönte ein Lied, das in seiner Ruhe wunderbar und zugleich vor süßer Trauer markerschütternd war.
    Lila liefen die Tränen herunter, während sie lauschte. Sie bewegte sich kaum und atmete flach. Wenn sie sich bewegen würde, müsste sie wohl zusammenbrechen. Ihre Entschlossenheit, sich nicht mit den Ereignissen der letzten Tage zu befassen, war nicht stark genug, um der Musik zu widerstehen. Ihre Kehle schmerzte, als sei sie innerlich aufgerissen, und sie befürchtete, jede Bewegung würde dafür sorgen, dass sie die Kontrolle verlor. Sie hatte nur vorgehabt, hier auf das Ende der Probe zu warten. So etwas hatte sie nicht erwartet, und jetzt konnte sie sich nicht mehr regen. Jeder hätte sie mühelos abknallen können, und es wäre ihr fast lieb gewesen.
    Thingamajig war von ihr herunter auf die Brüstung geklettert und blickte nun nach unten, wobei er sich mit Händen und Füßen an der Stange festhielt. Seine Feuer flackerten kaum. Er war so zusammengekrümmt wie sie selbst. Sie fragte sich, ob er den gleichen Schmerz in der Brust verspürte, knapp unter dem Brustbein.
    Tath war regungslos, ein See ruhender Kraft. Nie zuvor hatte sie ihn so deutlich gespürt. Normalerweise verbarg ihre eigene Aktivität seine Anwesenheit. Jetzt spürte sie, wie stark er durch den Verzehr der Seelen der von ihr getöteten Dämonen geworden war. Mit einem Mal sah sie vor ihrem geistigen Auge zwei Reaktoren vor sich, zum einen den Tokamak, den man ihr in den Unterleib gesetzt hatte, zum anderen eine Kugel seltsamer Atmosphäre rund um ihr Herz, die ihr eigenes Wetter hatte.
    Tath bemerkte, dass sie ihn wahrnahm, und sah auch das Bild, aber er reagierte nicht darauf. Er starrte Zal, durch ihre Augen, ebenso fasziniert an.
    Während sie spielten, veränderte sich die Musik, wurde schneller, eindringlicher, klang plötzlich getrieben und kräftiger, als hätte sich die Laune aller Musiker zugleich von Gram zu einer von Freude und Entschlossenheit überlagerten Traurigkeit gewandelt. Lila konnte nicht ergründen, woher sie wussten, wann sie ihr Spiel ändern mussten. Niemand hatte die Führung inne, und doch folgten alle. Sie klammerte sich an die Musik … ja, nimm mich mit dir … ich will vergessen … und ich will nichts mehr fühlen. Es soll nur noch die Musik geben, ich will mich in ihr auflösen.
    Sie saßen lange da, bis die Musiker die Melodien schließlich ausklingen ließen, nach und nach ihre Sachen packten und gingen. Als Lila auf die Uhr sah, waren mehrere Stunden vergangen. Ihr tränenüberströmtes Gesicht war getrocknet und aufgesprungen, aber sie fühlte sich besser.
    Sie stand auf – selbst nach so langer Zeit war sie dabei vorsichtig, weil sie erwartete, dass ihre Knie knacken würden, aber nur ihr Rücken fühlte sich etwas steif an. Sie streckte sich und sprang dann über die Brüstung, um auf einem warmen Luftkissen aus ihren Düsen langsam zur Bühne hinabzugleiten, wobei sie den Strahl auf dem letzten Meter abschaltete, um das Holz nicht zu verbrennen.
    Zal stand dort, groß, drahtig und hager, und sprach mit einem der Violinisten. Seine Flügel hatten sich in die Flammen an seinem Rücken zurückgezogen, und zwischen all den farbenfrohen Dämonen wirkte er etwas fehl am Platz. Aus der Nähe betrachtet und in

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