Lila Black 03 - Elfentod
die großen Spektralgruppen und ihre diversen kleineren Begleiter kommen aus der Tiefe an die Ränder, entfernen sich vom Nichts und nähern sich den materiellen Ebenen. Den Welten und ganz speziellen Orten. So viel haben wir in Erfahrung bringen können.«
Er musste einfach fragen: »Und die Flotte?«
»Wird mit jedem Auftauchen größer. Sie hat ihren üblichen Kurs verlassen und hält auf einen Ozean in deiner Nähe zu.« Sie grinste, und das flackernde Licht, bei dem es ihm kalt über den Rücken lief, erschien wieder in ihren Augen.
»Otopia?«
Sie nickte langsam und behielt ihn dabei genau im Auge.
»Und der Gast des Admirals …?« Er spielte auf die Schwester an, die Zal ganz nebenbei erwähnt hatte, als wäre es ganz normal und keine ausgesprochen unwahrscheinliche Sache, eine von ihnen zu treffen. Zal war von der Flotte aus der I-Region gefischt worden, statt dort zu ertrinken, wie es zu erwarten gewesen wäre, denn er hatte sich in unbekannten Gebieten zwischen Zoomenon und den anderen Welten oder zwischen Zoomenon und Nirgendwo verirrt. Wie es schien, war es eine der Schwestern, die ihn gerettet hatte. Malachi wollte nicht darüber nachdenken. Die Vorstellung, dass solch ein Wesen, persönlich – wenn auch nur am Rande – an jemandem interessiert war, den er kannte, war alles andere als angenehm. Und dann musste es auch noch die mittlere Schwester sein, die stets schöpfungsschwanger war.
»Ist noch immer an Bord«, sagte Jones und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
»Was passiert, wenn sie sich dematerialisieren?« Geister lösten sich ständig auf, aber die Schwester war kein Geist.
»Keine Ahnung.« Sie hielt ihm die offene Hand hin, Handfläche nach oben.
»Wohin geht sie dann?«
»Keine Ahnung.«
»Sie behalten ihre Vergangenheit bei«, sagte er eher zu sich selbst und dachte über die gewaltigen Ausmaße der Flotte nach und all die Gefährte, die sie umfasste. Seefahrzeuge, Flugzeuge, Raumfahrzeuge. »Sind sie aktualisierte Versionen von Dingen, die es einmal gab oder die es in Zukunft geben wird?«
»Keine Ahnung.« Jones wies mit dem Finger auf ihn und dann auf ihre offene Handfläche. »Aber ich schlage vor, dass wir es schnell herausfinden, denn sie sind nicht das Einzige, was sich da draußen herumtreibt. Und neben einigen von denen sieht die Flotte aus wie Spielzeug für die Badewanne.«
»Was meinst du damit?« Die Prüfpuppe war mit einem Mal so kalt, dass er die Hand aus der Tasche ziehen musste, wenn er keine Erfrierung davontragen wollte. Das waren wichtige Informationen, und sie sagte die Wahrheit.
»Ich meine Drachen und andere Dinge. Geisterformen, die ich nie zuvor gesehen habe. Sie sind noch nicht real. Sie verstecken sich in der Tiefe, aber sie sind sehr aktiv. Ich kann sie spüren. Und ich war selbst an den Rändern. Du glaubst, dass das Nichts euer Problem ist, weil es sich in den bestehenden Welten öffnet, aber auch die Ränder werden durchlässig. Ich kann sie deutlich schneller überschreiten, als es früher der Fall war, und es fällt mir deutlich leichter. Nach Alfheim komme ich mittlerweile sogar ohne Portal – ich kann mich einfach hineindrängen. Das ist vermutlich der Grund, warum hier in Otopia noch ganz andere Dinge als die Motten herumlaufen. Du solltest dich darum kümmern, bevor alles den Bach runtergeht. Die Seelenfresser werden ihnen folgen.«
Die Prüfpuppe blieb eisig. Malachi zog ein Stück Papyrus aus der Tasche. Es war aus äußerst sorgfältig verarbeitetem Schilf gemacht und von unzähligen schmutzigen Fingern abgegriffen. »Geh zur Fee Grim, und gib dem Klopfer dies. Er wird dir dafür genug geben, um euch über einige Wochen zu bringen.«
Jones kniff gehässig die Augen zusammen. »Du wendest dich dafür nicht an deine menschlichen Herren? Nun, dann streng dich an, denn ich werde mit ihnen sprechen, wenn du mich enttäuschst«, sagte sie und griff in den Ausschnitt ihres karierten Hemdes, um das Papier in ihren verdreckten BH zu stecken. Dabei drohten die kaum noch befestigten Knöpfe abzuspringen.
Die Fadenpuppe wurde wieder wärmer, und sie lächelte leicht. Sie war zu menschlich und mochte ihn zu sehr, um ihre Drohung allzu schnell wahrzumachen, aber er erwartete keine Loyalität von ihr. Möglicherweise fühlte sie sich trotz ihrer Verwandlung den Menschen gegenüber ein wenig verpflichtet.
»Keine Sorge. So bald müsst ihr euer Geschäft nicht aufgeben. Ach, eines noch.«
Sie wartete.
»Ich möchte, dass du mit einer Freundin
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