Lila Black 03 - Elfentod
selbst nicht so recht daran.
»Sie werden sich nicht mit deinem Volk anlegen«, sagte der Kobold mit einem Mal auf ihrer Schulter. Er hatte sich zusammengekauert und die hellen Augen gegen den Wind zusammengekniffen. »Sie haben sich nur magische Gegenstände besorgt, und die brauchen sie für euch Menschen nicht. Nichts für ungut.«
Nichts für ungut … formte Lila stumm mit den Lippen und zog eine Grimasse, denn sie konnte es nicht mehr hören.
Zal lächelte, zum ersten Mal an diesem Tag, und daran erkannte sie, dass auch er angespannt war.
Der Kobold schüttelte sich und presste sich an Lilas Hals, als fröre er. »Ich meine, sie sind mit ihren Unterarten so viele, dass sie euch einfach überrennen können, ganz wie der giftige Elf es sagt. Dafür brauchen sie nicht aufzurüsten. Einfach durch den Riss schicken. Ich schätze mal, dass du nicht der Oberbonze bist, sonst wüsstest du ja darüber Bescheid, wo deinesgleichen sich doch so toll mit all den Welten und der Wissenschaft und so was auskennt. Ich frage mich ständig, was sie dir in den Blechschädel gepackt haben, denn es scheint nix Nützliches drin zu sein. Du kannst darauf wetten, dass sie deutlich mehr wissen, als sie zugeben. Natürlich hätten sie dich gar nicht erst gebaut, wenn sie nicht durch unser Auftauchen, also uns Dämonen, erkannt hätten, in welchen Schwierigkeiten sie stecken. Ich schätze mal, du bist eine Art Prototyp. In ein paar Monaten haben sie wahrscheinlich was Besseres im Angebot, und dann kannst du dich auf dem Schrottplatz zur Ruhe setzen, also ganz locker bleiben. Das erklärt vermutlich auch, warum sie dich ohne jede Erklärung auf immer neue Einsätze schicken. Du bist das … wie nennt ihr das? Das Versuchskaninchen.«
»Nichts für ungut?«, fragte Lila.
»Die Wahrheit ist keine Beleidigung, und es ist meine Aufgabe, die Dinge laut auszusprechen, die du immer wieder verdrängen willst«, grummelte der Kobold. »Jetzt wünschte ich, ich hätte nix gesagt. Aber wer würde es dir dann sagen? Ich trage das schon mit mir rum, seit wir deine Chefin und deine Ex-Chefin, dieses Ego in Tüten, getroffen haben. Alles wäre einfacher, wenn die immer noch am Drücker wäre. Solche Leute kann man leicht manipulieren, wie Lehm in meinen Händen. Aber ich wette, dass sie genau Bescheid weiß. So wie Madame. Und helfen sie dir? Nee. Sie schicken dich nur auf weitere Missionen.«
Zals Lächeln verschwand. »Madame hat dir einen Auftrag erteilt?« Wie immer war er auf Zack, wenn es wichtig wurde.
Lila brachte es nicht über sich, das Ding in ihrer Tasche zu berühren. »Vielleicht.« Sie wollte ihm erzählen, dass sie nicht wusste, wie lange sie es noch in Dämonia aushalten würde, dass die grausamen Tode sie krank machten und dass sie sich durch ihre eigene Gleichgültigkeit entfremdet und unsicher fühlte.
»Jetzt bist du auf einmal pingelig?«, höhnte der Kobold.
»Ich kann so pingelig sein, wie ich will«, sagte sie. »Du solltest dich lieber darüber freuen, dass du noch da bist.«
Zal blickte den Kobold böse an, während Lila ihm berichtete, was bei Madame geschehen war. »Wenigstens ist er allein, auch wenn du dich nicht durchringen kannst, ihn loszuwerden.«
»Sie braucht mich eigentlich nicht. Sie behält mich nur, weil sie mich mag«, widersprach der.
Zal seufzte schwer und sagte: »Wenn es nur so wäre.«
Lila fühlte sich unwohl. »Ich will nicht …«, setzte sie an, aber ein Ruf des Kapitäns unterbrach sie.
»Lunten anfeuern!«, rief er. »Auf Verteidigungsposten!«
Sie hatten die schmalste Stelle der Lagune überflogen und bewegten sich jetzt über offenes Land. Hier und da standen noch immer Siedlungen und einzelne größere Häuser, die sogar recht wohlhabend wirkten. Jenseits der bewohnten Bereiche konnte man eine Reihe niedriger Hügel erkennen, hinter denen die wirkliche Wüste begann, und dahinter erhoben sich die Berge, die Bathshebat auf drei Seiten umgaben.
»Es könnte Angriffe vom Boden oder von Luftschiffen anderer Häuser geben«, sagte Zal und verwarf damit ihre unausgesprochene Frage nach den wilden Dämonen. »Standardverfahren.«
»Sollten wir nicht irgendwas tun?«
»Es wird keine Angriffe geben«, sagte er.
Der Kapitän musterte ihn über die Schulter und ging dann zum Heck. Die Fächer am Ende des Schiffes hoben und senkten sich regelmäßig und warfen pulsierende Schatten auf Lila und Zal, während sich das Schiff ein Stück weiter aus der Sonne drehte. Lila fröstelte kurz. Die
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