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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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der Tür abfing, die Hände auf sein Gesicht legte und genug Strom hindurchschickte, um Stahl zu schmelzen. Der rauchende Körper zerfloss vor ihren Füßen zu einer öligen Masse. Mit einem Schrei sprang der Kobold auf ihre Schulter und schnitt ihr in den Hals, als er sich festklammerte. Sie empfand es als Bestrafung und Kritik, darum stieß sie ihn mit einem Aufschrei direkt wieder herunter, und als er auf das Holzdeck krachte, durchfuhr sie eine Wut, die so groß war, dass sie einen schmerzhaften Stich hinter ihrem linken Auge spürte.
    Sie schoss aus dem Werfer in ihrem rechten Unterarm eine kleine Rakete auf den letzten Flüchtigen ab, der daraufhin in einem chemischen Feuerregen über die Reling geschleudert wurde. Sie hörte ihn auf dem langen Weg nach unten schreien, aber ihr Blick richtete sich auf den kleinen Thingamajig, der nun in einem kleinen Ring aus seinen eigenen, blassorangefarbenen Flammen hockte, die Hände vors Gesicht geschlagen. Wie gut es sich anfühlen würde, den nervenzermürbenden, ärgerlichen Wicht zu zertreten und das Leben aus seinen kleinen Hühnerknochen zu stampfen.
    Er hob die Hände mit gespreizten Fingern, den Kopf so weit zurückgestreckt, wie es ging, und flötete: »Schuld, edle Dame. Wir fühlen keine Schuld. Frag die anderen. Es macht ihnen nichts aus. Im Krieg ist alles erlaubt. Ein großes Mädchen wie du muss das doch einsehen.«
    Lila sah ihn mit erhitztem Gesicht wütend an. »Ich bin nicht wie ihr«, sagte sie nachdrücklich. »Das bin ich nicht.«
    »Sicher, sicher, ich meine ja auch nur, dass du ganz tadellose Schuldgefühle an sie verschwendest, obwohl sie gar keine haben wollen und sich schlecht fühlen würden, wenn du welche hättest, weil das nicht zu ordentlichem Töten passt, das ist alles.«
    »Sie waren unbewaffnet«, sagte sie und verspürte mit jedem Augenblick größere Abscheu vor sich selbst.
    »Es war ihre eigene Wahl«, sagte der Kobold. »Wir alle treffen Entscheidungen. Du hast dich entschieden, eine heftige Todesmaschine zu sein, also warum ziehst du jetzt einen Flunsch?«
    »Ich habe mir das nicht ausgesucht!« Lila hielt sich die Ohren zu. »Sei still«, sagte sie. »Entscheidungen. Was zur Hölle weißt du schon davon?« Und die ganze Zeit über war sie sich Taths bewusst, der zusammengerollt wie eine fette, zufriedene Katze in ihrem Inneren ruhte. Diesmal schwieg er jedoch. Vielleicht war er gnädig, vielleicht auch nicht.
    Sie lief nach unten, um nach Sorcha zu sehen. In dem halbdunklen Partyzimmer lagen Leichen wie Puppen über die Möbel verteilt, einige vergiftet, mit steifen Gliedern, andere weich wie mit Wackelpudding gefülltes Spielzeug. Letztere waren die Mannschaftsmitglieder. Von Sorcha gab es keine Spur, doch schließlich fand Lila sie in der Kombüse, wo sie den Koch ansang. Nur ihre KI war in der Lage, die Laute wahrzunehmen, die außerhalb des menschlichen Hörspektrums lagen. Sorcha hatte das Handgelenk des Kochs umklammert, um ein riesiges Messer in seiner Hand fernzuhalten, doch sie musste sich diese Mühe nicht lange machen, denn jetzt wurde der Dämon von dem Gift geblendet, das sie aus ihrem Schwanz spritzte. Das Gift schwächte ihn, aber da erreichte Sorchas Stimme auch schon einen hohen, kristallklaren Ton, der die Innereien des Gegners verflüssigte. Sie ließ ihn los, trat von der zusammenfallenden Leiche zurück und rieb einen Fleck von der feinen Spitze ihres Oberteils, um dann einen prüfenden Blick auf ihre Nägel zu werfen.
    »Hah«, sagte sie, da sie offenbar alle unversehrt waren, und summte dann eine fröhliche kleine Melodie. »Liebling«, sagte sie, »es ist ja so schwer, heutzutage ordentliches Personal zu finden. Was gibt es? Du wirkst, als hättest du eine Gewitterwolke verschluckt.«
    Lila trat zurück, damit sie beide den schmalen Durchgang passieren konnten. »Macht dir das alles gar nichts aus?«
    »Nun, die Verwandten waren etwas anstrengend, aber ich werde keinen von ihnen wirklich vermissen. Das Personal war offensichtlich zu billig, darum wird es wohl recht teuer und mühselig werden, hier aufzuräumen, wenn wir überleben … Meintest du das?«
    Als Sorcha vortrat, sah sie eine leichte Veränderung bei ihr. Sorchas amüsierter Blick aus halb geschlossenen Augen war völlig aufrichtig und offen, und sie wusste nur zu gut, was Lila meinte. Gleichzeitig wandelte sich ihre Farbe von einem dunklen Rot mit grauen Einsprengseln zu einem intensiveren Rot und Schwarz. Lila brauchte keine Liste, um die

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