Lila Black 03 - Elfentod
wurde, dass er sie beide umklammert halten musste, und seine mangelnde Vertrautheit mit Sorchas dämonischer Natur erschwerte es ihm zusätzlich. Sorcha schwebte, betrachtete das andere Ding, das sie ergriffen hatte, und schien neugierig darauf zu sein, wie es sich anfühlte, verschlungen zu werden. Sie wusste, dass es keinen Unterschied machte … Sie würde niemals diese andere Kreatur sein. Man konnte nicht verändert werden. Lila spürte, dass Sorcha etwas enttäuscht war, denn sie hatte mit dem Gedanken gespielt, nach vorn zu springen, um in ihren letzten Augenblicken einen wütenden und vernichtenden Schlag zu führen. Sie blieb nur, weil ihr nicht einfiel, wie sie das anstellen sollte.
In der wirklichen Welt war fast keine Zeit vergangen. Sie standen unbewegt in der seltsamen Haltung. Aus Taths offenem Mund schlängelten sich dünne Tentakeln, beinahe Tasthaare. Aus der großen Höhe sah sie deutlich, wie sie sich um die astrale Form des angreifenden Dämons wanden. Das war interessant. Sie hatte nicht gewusst, dass Dämonen zu so etwas in der Lage waren. Nicht, dass sie über solche Dinge sonderlich viel gewusst oder nachgedacht hatte. Die meisten Menschen kamen mit der geringen Magie und den Taschenspielertricks klar, die sie im ätherarmen Otopia erlebten, aber das Wissen um ätherische Kämpfe und astrale Kriege war noch immer Gegenstand von Vermutungen über das Paranormale und wurde auch wenige Jahre nach der Bombe noch immer als unter der Würde wissenschaftlicher Betrachtung angesehen. Vorrangig, weil bisher kein wissenschaftliches Gerät der Menschen so etwas hatte nachweisen können und die Fälle übernatürlich begabter Menschen stets nur aus zweiter Hand berichtet wurden und, den Gesetzen einer streng materiellen Einstellung folgend, als Auswirkung von Geisteskrankheiten angesehen worden waren. Sie versuchte eine Aufzeichnung zu starten, aber natürlich befand sich das Gerät dazu dort unten in ihrem Körper, und so passierte gar nichts.
Die Zeit dehnte sich, während sie langsam weiter auf den unsichtbaren Dämon zugezogen wurden. Lila sah sich nach Zal um und vergaß für einen Moment, was vor sich ging. Von ihrem momentanen Aufenthaltsort aus sah er ganz anders aus, so wie Teazle und Sorcha. Sie sah keine konkrete Gestalt, es war vielmehr die Form seiner Seele, zugleich elfisch und dämonisch. Und sie sang. Hier, mitten im Kampf, erkannte sie, dass ihm das nicht wirklich bewusst war. So war er einfach. Sie war überrascht und erfreut zu sehen, dass er auch auf diese Weise wunderschön war, als sei sein Wert dadurch über jeden Zweifel erhaben. Sie wusste, dass sie ihn liebte, aber davon spürte sie hier nichts. Sie wunderte sich darüber, wie einfach alles aus dieser Perspektive erschien. Sie konnte sich gar nicht erklären, warum sie sich so sehr gegen viele offensichtliche Dinge gewehrt hatte, die zudem gar nicht schwerwiegend oder besorgniserregend waren …
Sie sah zu den anderen zurück. Auch Sorcha sang. Und Teazle war ein stiller und aufmerksamer Jäger. Tath und sich selbst konnte sie nicht sehen, dafür waren sie zu nah dran. Der andere Dämon … sie verstand nun, was Tath gesagt hatte und warum. Die wahre Natur des Dämons war die eines Raubtiers und eines Mörders, und er hatte diese Natur so weit verfeinert, dass nur noch reiner Hunger übrig blieb. Er war nicht so weit entwickelt wie sie, sondern wild und roh. Sie bezweifelte sogar, dass er noch ein Bewusstsein besaß … und das war vielleicht der Grund dafür, dass er gewann.
Durch ihre Verbindung mit Tath spürte Lila, dass er sich selbst und sie daran hindern konnte, aus dem gemeinsamen Körper gesaugt zu werden, aber er konnte Sorcha nicht mehr lange halten, wenn er nicht wollte, dass sie alle mit ihr davongerissen wurden. Der Dämon hatte Sorcha mit der Macht seines ersten Zaubers fest im Griff. Teazle hinderte ihn nun daran, einen weiteren solchen Angriff zu führen, aber er war zu langsam gewesen, um den ersten abzuwehren.
Du musst sie loslassen, sagte sie.
Er zögerte. Sie kannte ihn durch die lange Zeit der Nähe gut genug, um zu wissen, dass er Sorcha gar nicht erst festgehalten hätte, wenn er alleine gewesen wäre und sich dadurch nicht hätte Zeit erkaufen können. Tath war für seine Skrupellosigkeit bekannt gewesen, sogar nach Alfheim-Maßstäben. Er hatte seine eigene Geliebte wegen einer Sache betrogen, hinter der er nicht einmal stand. Sie war sicher, dass er nur einen Bund wirklich achtete, und das war
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