Lila Black 03 - Elfentod
angeekelt, konnte sich aber überwinden. Im gleichen Augenblick traf der Zauber des Dämons Sorcha. Lila verspürte eine schreckliche Leere, einen Hunger, der nicht gestillt werden konnte, und beides zerrte an ihr. Es zog auch an Sorcha und an Tath, mit der grausigen Macht eines Neutronensterns. Doch es zog nicht an ihren Körpern, es zog an ihrem Geist, und sie, die nie wirklich an die Existenz einer Seele geglaubt und stets bezweifelt hatte, dass es so etwas wie spirituelle Energie oder Chi oder dergleichen bei Menschen gab, spürte sehr deutlich, wie ihre Lebensenergie aus den Zellen gesogen wurde. Sie wurde von einem Tornado angezogen, dessen Zentrum außerhalb ihres Körpers, außerhalb von Dämonia, in einer Dimension lag, deren Namen sie nicht kannte, hinein in ein Wesen mit aufgerissenem Maul. Und sie hatte keine Chance, sich gegen den Sturz dort hinein zu wehren.
Es war wie bei einem Klippenrand, auf den man zugeschoben und dann überrascht und voller Entsetzen hinuntergestoßen wurde. Man fand keinen Halt und hatte nicht einmal Zeit zu schreien.
In ihren wohl letzten Augenblicken ging ihr auf, dass sie ohnehin keine Verteidigung gegen einen solchen Angriff gehabt hätte. Sie versuchte zu Zal zu blicken, hoffte, dass er entkommen würde. Dann verließ sie ihren Körper und flog durch Sorcha, deren Seele bereits nicht mehr in ihr war. Wenigstens war Tath noch bei ihr.
Du gibst zu leicht auf, sagte er, und dann erlebte sie einen wirklich schrecklichen Moment, als die Bewegung plötzlich stoppte und sie gänzlich von Tath überwältigt wurde. Das Ganze wurde von einem Gefühl der Intimität begleitet, das sie niemals zugelassen hätte. Durch ihn konnte sie Sorcha spüren und hinter ihr, mit wachsender Deutlichkeit, den Dämon – und er war unerträglich, unerklärlich. Im Vergleich mit ihm war sogar Teazle nur ein Narr unter Narren. Sie hatte nie geglaubt, dass solche Dinge existieren könnten.
Tath zog.
Dann begriff sie, dass sie mit einem Nekromantenritual angegriffen wurden. Der Trichter des Lebens führte direkt durch das fremdartige, flache und zweidimensionale Reich des Todes, in den Dämon, der sich dahinter aufhielt. Er befahl ihnen, zu ihm zu kommen, aber Tath befahl ihnen hierzubleiben; sie waren Teil eines Tauziehens, über das ausschließlich die Entschlossenheit der Gegner entscheiden würde.
Lila konnte auf ihren Körper blicken, den sie verlassen hatte, auf Sorcha und die übrigen. Auf andere Weise konnte sie durch sich selbst, den Elfen und die Dämonen hindurchsehen und auch durch die Bereiche, die sie passiert hatten. Sie sah, dass Teazles merkwürdige Gestalt sich über diese Dimensionen erstreckte, und war überrascht, als die Schmerzen schlimmer wurden. Es fühlte sich an, als würde sie so sehr gestreckt, dass nicht mehr genug von ihr übrig war. Sie war Teil eines Seiles, das aus ihr, Tath, Sorcha und dem anderen Dämon bestand und durch den Zug von beiden Seiten gewaltigen Belastungen ausgesetzt war. Doch das Merkwürdigste war, dass mit ihrem Aufstieg hierher alle Anspannung über die Geschehnisse von ihr gewichen war. Tod oder Leben, es machte keinen Unterschied. Sie hatte eine große Distanz zum möglichen Ergebnis, denn egal was auch geschah, mit ihr würde alles in Ordnung sein. Selbst wenn der Dämon sie tötete, könnte lediglich ihr menschliches Leben enden – und sie hatte sich gerade darüber erhoben und erkannt, dass es ohnehin nur ein Übergangsstadium war. Sie fühlte nichts bei der Aussicht darauf, dass ihr Bewusstsein vernichtet werden könnte. Sie war auch vorher schon ohne Bewusstsein gewesen, und es hatte ihr nichts ausgemacht. Was war schon so schlimm daran, wenn sie nicht mehr aufwachte? Die Dinge würden auch ohne sie ihren Lauf nehmen.
Schade, dass man das nie mitnehmen kann, kommentierte Tath ihre Erfahrungen, aber nicht einmal das störte sie. Am Rande nahm sie Sorcha wahr, auf die seltsame Art der Dämonen froh über jede Wendung des Schicksals. Hier kämpften nur Tath und der Dämon miteinander.
Kann ich irgendwie helfen?
Er verneinte. Sie war keine Nekromantin. Da, wo sich der Kampf entschied, existierte sie gar nicht. Der Kampf um die Seelen war voll im Gange, aber nur wer ätherische Kräfte besaß und sich dem Zugriff des Todes entzogen hatte, konnte Seelen befehligen. Lila wusste, dass sie einer epischen Schlacht beiwohnte, aber sie spürte nichts davon.
Tath wurde dünner, weil sein Halt auf der körperlichen Ebene dadurch geschwächt
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