Lila Black 03 - Elfentod
taumelte einige Meter rückwärts, aschfahl, wobei die Flügel auf seinem Rücken erst flackerten und dann erstarben.
»Ich …«, setzte Lila an und spürte Sorchas Kopf an ihrer Schulter und ihrem Hals nur zu deutlich. »Ich wollte nicht …« Aber sie wusste, wie es aussehen musste. Der Dämon hatte sie angegriffen, und sie hatte Sorcha vor sich gezogen, wie es nur ein echter Feigling tun würde.
»Ich habe es gesehen.« Er starrte sie an, während er diese Worte hervorwürgte, sah ihr jedoch nicht in die Augen, konnte es kaum ertragen, den Leichnam seiner Schwester anzusehen. Tath schwieg, aber sie konnte seine Absicht spüren. Sie überließ ihm ihren Mund, und sein Andalun- Leibtrat einmal mehr hervor, umhüllte sie und veränderte ihr Äußeres durch ein ätherisches Trugbild, damit Zal wusste, mit wem er gerade sprach.
»Ilya«, fauchte Zal, der sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte und bereit zum Angriff schien. »Ich habe sofort gewusst, dass du damit zu tun hast.«
»Ich war es ganz allein«, sagte der Elf mit ihrer Stimme. »Sie trifft keine Schuld. Nur so konnte ich sie retten.«
»Du meinst, dich selbst retten, du verlogenes Stück Scheiße«, antwortete Zal.
»Sie konnte sich nicht verteidigen«, sagte Tath, ebenso ruhig, wie Zal wütend war. »Ich habe versucht, sie beide zu retten, aber …«
Dann stand Zal plötzlich vor ihr und starrte sie durch Taths durchscheinende Augen hinweg wütend an. Lilas Herz blieb beinahe stehen und fing dann unsäglich an zu schmerzen. Zal richtete all seine Energie genau auf Tath, der in ihrem Solarplexus ruhte, und es war schlimmer als jeder Waffentreffer. Ihr blieb die Luft weg.
»Sprich verdammt noch mal nicht mit mir, du doppelzüngiges Dreckstück«, flüsterte Zal. Die Schatten auf seinem Gesicht verschoben sich beinahe unmerklich, und mit einem Mal schien sein Gesicht in eine eigene Dunkelheit gehüllt zu sein. Zum ersten Mal sah Lila die Spuren seiner dunklen Seite, und gleich darauf spürte sie sie auch, ebenso wie Tath. Er zuckte zurück und ließ sie ungeschützt.
»Ganz genau«, sagte Zal zu Tath, obwohl der nicht mehr zu sehen war. »Lauf und versteck dich am einzig sicheren Ort, den es in der ganzen Schöpfung gibt, du mieser, verlogener Sack, denn ich sage dir eines: Wenn ich dich noch einmal auch nur rieche oder dich auf andere Weise wahrnehme, sauge ich dir das Leben aus, als wäre ich der verkommene untote Mistkerl und du ein dämlicher Mensch, der glaubt, er hätte übernatürliche Kräfte. Das schwöre ich dir, Ilya.«
Er benutzte den ersten Teil von Taths allgemein gebräuchlichem Namen, den Teil, den die Familie benutzt. Lila wusste, wie Tath über Zal dachte, und sie wusste, wie Zal nun über Tath dachte. Sie machte zum Wohle beider einen Schritt rückwärts. Tath war vor Schmerz erstarrt, auch wenn er ihn erwartet hatte. Zals Wut und Hass riefen in ihm eine urtümliche Abneigung hervor, durch die sie noch schwerer zu ertragen waren. Sie spürte, wie gern er Zal anschreien, um Verzeihung flehen, alles tun wollte, um sein Wohlwollen zu erlangen, das er nie besessen hatte. Es machte ihn krank, und Lila litt darunter, die Anstrengung zu spüren, mit der er sich zusammenreißen musste und versuchte, darüberzustehen. Seine Energie vibrierte heftig in ihr und darum wurde auch Lila schlecht. Sie hielt Sorcha nun in beiden Armen. Ihr Körper kühlte aus, ihr Schwanz schleifte über den Boden, ihr wunderschönes Haar wurde sanft gegen Lilas Wange geweht.
»Es stimmt, was er sagt«, sagte sie.
Zals wütender Blick ließ sie verstummen und brachte sie zum Weinen. Die Tränen zogen brennende Spuren über ihre Haut.
»Und wenn du es noch so sehr hasst, ist es dennoch die Wahrheit!«, rief sie und war auf sich selbst wütend, weil sie sich nicht in den Griff bekam. »Es gab keine andere Möglichkeit.«
»Und ob es eine verfluchte andere Möglichkeit gab«, sagte er, und seine Stimme war mit einem Mal eisig. Er vertrieb seine Anspannung und streckte langsam eine Hand aus. Lila glaubte, er wolle sie berühren, und war darüber erleichtert, aber dann ignorierte er sie und nahm ihr vorsichtig Sorcha ab.
Lila versuchte sich an diese wunderbare Distanz und Klarheit zu erinnern, die sie während ihrer Nahtoderfahrung gespürt hatte, aber stattdessen spürte sie nur eine unvernünftige Eifersucht und Wut über ihre eigene Verletzlichkeit. »Ja, wenn er sie nicht gepackt hätte, wäre ich nun tot. Und er auch.«
Zal warf ihr nur einen ausdruckslosen
Weitere Kostenlose Bücher