Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)
das bloß nicht unseren Eltern! Mama wird schrecklich schimpfen, wenn sie rauskriegt, was wir angestellt haben!«
Lilli bezweifelte, dass der Ärger, den die kleinen Delphine mit ihren Eltern bekommen würden, ihr größtes Problem war. »Was ist denn passiert?«, fragte sie voller Sorge und legte die Hand auf Zapps Rücken. Die Haut des kleinen Delphinmädchens fühlte sich an wie heißes Gummi.
»Wir haben uns von unseren Eltern und Onkel Pfank weggeschlichen und ein Wettschwimmen veranstaltet«, erklärte Zapp, und Lilli hörte ihrer Stimme deutlich an, dass sie das inzwischen sehr bereute. »Ich wollte Fitz zeigen, dass er überhaupt keine Superkräfte hat und nicht schneller schwimmen kann als ich.«
»Pah! Keiner schlägt Del-Super-Phin!«, wetterte Fitz. »Niemand nimmt es mit dem unerschrockenen Retter der Verzweifelten auf, dem blitzschnellen Seehelden der –«
»Und was ist dann geschehen?«, schnitt Lilli ihm das Wort ab. Sie spürte, dass jede Sekunde wertvoll war.
»Ein Ungeheuer hat uns angegriffen!«, behauptete Fitz.
»Was für ein Ungeheuer?«
»Ein Monster der Wasseroberfläche!«
»Quatsch!«, fiepte Zapp aufgebracht. »Dieses Ding war kein Monster. Es war nur ein … Schiff. Ein brüllendes, rasend schnelles Schiff.«
Lilli hörte genau zu und ahnte, was die beiden meinten. Das Motorboot!
»Es hat uns in den Ohren wehgetan«, sagte Zapp.
»Ich hätte mich dem Kampf gestellt«, trillerte Fitz prahlerisch, »aber du wolltest ja unbedingt abhauen!«
»Du warst genauso durcheinander wie ich!«, versetzte Zapp. »Der Lärm war so schlimm, dass wir nicht wussten, wo wir hinschwimmen sollten. Wir konnten uns nicht mehr orientieren und sind umhergeirrt. Dann haben wir gemerkt, dass das Wasser zurückging. Da sind wir irgendwie in Panik geraten und –«
»DU bist in Panik geraten!«, quietschte Fitz. »Ich wollte dich ja retten, aber du warst so ängstlich, dass du wie wild herumgeschwommen bist und wir schließlich hier auf dem Trockenen gelandet sind. Mama wird dir eine saftige Strafe aufbrummen!«
Zapp stritt Fitz’ Version lautstark ab, doch Lilli hörte den beiden nicht mehr zu. Sie durften keine Zeit verlieren. Die Delphine schwebten in höchster Gefahr.
Jesahja, der neben Lilli kniete und vorsichtig die Haut der Delphine befühlte, sagte besorgt: »Wir müssen sie unbedingt feucht halten, bis die Flut kommt.«
»Das kann noch Stunden dauern!«, entgegnete Feline, die in ihrem Rollstuhl auf dem Steg saß und die Szene aus einigen Metern Entfernung beobachtete.
»Was ist mit den Delphinen passiert?«, fragte Jesahja, und Lilli übersetzte hastig, was Fitz und Zapp berichtet hatten. »Das ist ganz und gar nicht gut«, sagte Jesahja angespannt und kratzte sich am Hinterkopf. Im nächsten Moment sprang er schon auf und stürmte zum Haus. Wenig später kam er, nach Atem ringend, mit Eimern und Handtüchern zurück.
»Hier am Strand und im Watt sind überall Mulden, in denen noch Wasser steht«, sagte er mit konzentriertem Gesichtsausdruck. »Wir machen die Handtücher nass, bedecken damit die Haut der Delphine und holen uns mit den Eimern immer wieder Wasser aus den Löchern, um die Handtücher feucht zu halten.«
Das war ein phantastischer Plan. »Dann los!«, rief Lilli und rannte mit Jesahja zum nächsten Wasserloch. In fliegender Eile füllten sie zwei große Eimer mit Salzwasser und trugen sie zu den Delphinen. Während sie die Handtücher in das Wasser tauchten, sagte Zapp leise: »Mir ist irgendwie komisch. Meine Haut fühlt sich so heiß und trocken an.«
Da legte Lilli ein nasses Tuch auf Zapps Rücken, und das Delphinmädchen stöhnte erleichtert auf. »Oh! Das ist gut! Hast du noch mehr Wasser, Lilli?«
»Ich hoffe, dass es reichen wird«, antwortete Lilli und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Lilli?«, fragte Fitz kleinlaut. »Wir sind doch nicht wirklich in Gefahr, oder?«
Lilli zögerte. »Eure Haut darf nicht austrocknen, sonst …«
»Sonst sterben wir?«, gellte der Delphinjunge durchdringend. Nun schien er zu begreifen, in welch lebensbedrohlicher Situation sie sich befanden.
Jesahja hastete bereits wieder los, um die Eimer neu aufzufüllen. Lilli erhob sich ebenfalls, und Fitz schrie: »Geh nicht weg! Bitte! Ich hab Angst!«
»Ich dachte, du wärst so ein Superheld«, stichelte Zapp. »Was ist denn aus dem unerschrockenen Del-Super-Phin geworden?«
»Hast du denn keine Angst?«, fragte Fitz seine Schwester leise.
Zapp wackelte hilflos mit den
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