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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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finden, ins Tal hinunterzukommen zu dem kleinen Kräuterladen, den Oma dort gesehen hat. Wir brauchen Hirschwundkraut und Belladonna. Und zwar schnell.«

Frag das Murmeltier!
    »Was für ein verfluchter Mist!«, entfuhr es Lillis Mutter. »Wir müssen uns unbedingt schnellstens etwas einfallen lassen!«
    Lilli, ihre Eltern und Oma saßen am großen Holztisch im Wohnzimmer. Jesahjas Eltern waren noch nicht aufgestanden. Das Frühstück stand auf dem Tisch, aber niemand rührte es an. Jesahjas Zustand hatte alle in hellen Aufruhr versetzt, und Lilli konnte ihren Eltern und ihrer Oma ansehen, dass sie sich riesengroße Sorgen machten.
    »Er hat vierzig Grad Fieber!«, wiederholte Lillis Vater, was er zuvor schon dreimal gesagt hatte. »Wenn ich nur meine Hausapotheke mit den Belladonna-Globuli mitgebracht hätte!« Lilli wusste, dass Globuli kleine weiße Kügelchen waren, in denen die Heilkraft einer Pflanze steckte. Ihr Vater hatte ihr in der Vergangenheit oft Globuli gegeben, wenn sie krank gewesen war. »In dem ganzen Trubel bei der Abreise hab ich zwar meine Kräutertees eingepackt, aber den Koffer mit den Globuli stehen lassen.«
    »Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen, was man nicht gemacht hat!«, sagte Oma. »Was haben wir für Möglichkeiten?«
    »Ich könnte versuchen, zu Fuß zu dem Kräuterladen zu gehen«, erwiderte Lillis Vater.
    »Bist du dir eigentlich sicher, dass diese Belladonna-Medizin ausreicht, um Jesahja wieder gesund zu machen?«, fragte Oma.
    »Ja, das bin ich«, antwortete Lillis Vater bestimmt. »Aber falls ich im Dorf einen Arzt finde, würde ich ihn natürlich ebenfalls um Hilfe bitten.«
    »Das kostet doch alles viel zu viel Zeit!«, rief Lillis Mutter. »Bis du dich wieder zur Hütte hinaufgekämpft hast, ist es Abend. Bis dahin könnte sich Jesahjas oder Reenas Zustand extrem verschlechtert haben!«
    »Das stimmt«, gab Lillis Vater zerknirscht zu.
    Lilli stand abrupt auf. »Ich gehe zu Nasibart. Ich wecke ihn noch mal auf und bitte ihn um Hilfe.«
    Niemand widersprach.
    Mit großen Schritten stapfte Lilli in den Stall und weckte das Murmeltier abermals. Nasibart gähnte und streckte sich wie am Tag zuvor. »Ah, da ist sie wieder! Das ging ja schnell«, murmelte er und faltete die kurzen Beine auseinander. Dann fragte er neugierig: »Hast du ein Buch dabei?«
    »Nein, ich –«
    »Bist du nicht hier, um mir das Lesen beizubringen?«
    »Nein, wir haben ein großes Problem und –«
    Nasibart zischte. »Das hatten wir aber so verabredet!«
    »Ich werde dir ja auch Lesen beibringen! Oder es zumindest versuchen!«, verteidigte sich Lilli. »Aber nicht jetzt! Jesahja ist sehr krank und –«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass er krank werden würde.«
    »Du hast aber nicht gesagt, was wir tun sollen, um das zu verhindern!«
    »Danach hast du nicht gefragt.«
    Lilli schnaufte.
    Nasibart beäugte sie nachdenklich. »Wie schlimm ist es?«, fragte er in versöhnlicherem Ton.
    »Sehr schlimm«, erwiderte Lilli leise. »Jesahja hat hohes Fieber. Und Reenas Wunde hat sich entzündet! Mein Vater sagt, wir brauchen Hirschwundkraut und Bellmadonna.«
    »Belladonna«, verbesserte Nasibart. »Das kriegt ihr beides nur im Menschendorf.«
    Lilli ließ enttäuscht den Kopf hängen. Was hatte sie auch erwartet? Dass Nasibart zufällig ein paar Kräuter oder sogar Globuli in seinem Strohhaufen aufbewahrte?
    »Wir sind eingeschneit«, flüsterte sie. »Wir können nicht ins Dorf.«
    »Unsinn. Natürlich könnt ihr ins Dorf.«
    Lillis Kopf fuhr hoch. »Was?«
    Die Augen des Murmeltiers bohrten sich in ihre. »Jetzt möchtest du gern wissen, wie, hm?«
    »Ja! Wie?«
    Nasibart streckte die kurzen Beine und ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ich werde es dir verraten, wenn du mir dafür –«
    »Ich habe keine Zeit, dir Lesen beizubringen!«, unterbrach Lilli ihn verzweifelt. »Lesen ist nicht so einfach! In einer Menschenschule dauert es viele Monate oder sogar Jahre, bis die Kinder es können!«
    Nasibart kratzte sich zwischen den abstehenden Backenhaaren und schien zu grübeln. »Ich denke zwar, dass ich es sehr viel schneller lernen würde als primitive Menschenkinder, aber …« Er schmatzte. »Nun gut. Dann verschieben wir das Lesenlernen noch einmal. Lies mir heute aber zumindest etwas aus einem Buch vor!«
    »Was?«
    »Damit ich einen Eindruck bekomme, welche Art von Wissen in diesen Büchern steckt. Vielleicht lohnt sich das Ganze ja überhaupt nicht!«
    Lilli zögerte kurz, dann sprang sie

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