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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Lilli lächelte aufgeregt. »Ich werde die Rehe der Umgebung rufen! Nasibart sagt, hier im Wald gibt es viele Rehe.«
    »Klar!«, bestätigte Schnapps. Das Kitz stand neben dem Tisch und blickte Lilli mit seinen schönen großen Augen treuherzig an. »Es gibt zum Beispiel meine Tante Ruuni. Und ihre Freundin Riike. Die sind beide sehr nett. Und meine Cousine Schubbs. Die ist nicht so nett …«
    »Du willst also Rehe herbeirufen und sie dann vor den Schlitten spannen?«, hakte Oma nach und schien zu überlegen, ob das klappen könnte.
    Lilli nickte heftig. »Die Rehe helfen uns bestimmt, wenn ich sie darum bitte!«
    Lillis Vater kratzte sich am Kinn. »Haben Rehe denn überhaupt genug Kraft, um solch einen Schlitten zu ziehen?«
    Schnapps plauderte inzwischen weiter. »Und dann ist da noch mein Kumpel Raano. Den mag ich auch. Aber natürlich nicht so gern wie meinen Patenonkel Rook. Rook ist der stärkste Hirsch im ganzen Wald!«
    Lilli horchte auf. »Dein Patenonkel ist ein großer, starker Hirsch?«
    Schnapps’ Augen leuchteten stolz auf. »Ja, der größte und stärkste von allen!«
    »Das ist ja …« In Lillis Kopf arbeitete es. »Um den Schlitten zu ziehen, wäre ein Hirsch –«, murmelte sie, doch bevor sie weitersprechen konnte, mischte Bonsai sich ein, der auf dem Boden neben ihr lag.
    »ICH kann den Schlitten doch ziehen, Lilli!«, schlug er vor und sprang auf die kurzen Beine. »Du hast mir doch mal erzählt, dass es Hunde gibt, die ständig irgendwelche Schlitten ziehen.« Er hechelte aufgeregt. »Ich bin hier der Hund! Also bin ich genau der Richtige für den Job!«, kläffte er schwanzwedelnd.
    Lilli wollte Bonsai noch warnen, da vergrub Schnapps ihre kleinen Zähne schon mit einem herzhaften Happs! in seinem Schwanz.
    *
    »Versuch es mal!«, forderte Oma ihre Enkelin auf und schaute sie aufmunternd an.
    »Gut.« Lilli klopfte das Herz bis zum Hals. Ihre Eltern, Oma, Bonsai, Schnapps und sie selbst waren gerade mit einigen Mühen aus einem Fenster geklettert, vor dem der Schnee nicht ganz so hoch lag, und standen nun im strahlend weißen, festen Neuschnee vor der Hütte. Der Jeep und der Kombi waren komplett mit Schnee bedeckt und nicht mehr zu sehen, ebenso wie der Pfad, der zur Hütte hinaufführte, nur noch zu erahnen war. Alles sah völlig anders aus als zuvor und wirkte wie ein fremdes Märchenland.
    »Ich versuche es jetzt.« Lilli nahm das Megaphon zur Hand, das ihre Oma ihr für ihr Vorhaben gebastelt hatte. Es bestand aus einem alten Messbecher und dem Gehäuse eines Föhns. »Also …« Lilli räusperte sich und legte die Föhn-Messbecher-Konstruktion an die Lippen. »Ich rufe die Rehe und Hirsche des Waldes! Hört ihr mich? Kommt bitte zu mir! Ich brauche eure Hilfe!« Ihre Stimme klang blechern und klirrend, aber das eigenartige Gerät erhöhte die Tragkraft ihrer Stimme tatsächlich enorm.
    Schnapps tänzelte aufgeregt neben Lilli im Schnee. »Sie kommen bestimmt! Auch mein Onkel Rook! Dann siehst du, wie groß er ist!«
    Bis auf ein paar Vögel, die sich in der Nähe niederließen und Lilli neugierig anstarrten, zeigte sich in den folgenden Minuten jedoch niemand.
    Lilli verknotete vor Anspannung die Finger ineinander.
    »Es dauert bestimmt ein bisschen, bis sie unsere Hütte erreichen«, vermutete ihre Mutter.
    Lilli blickte Schnapps grübelnd an. »Vielleicht rufst du auch mal in das Megaphon hinein.«
    Das Rehkitz stutzte. »Ich? Da rein?«
    »Genau.« Lilli hielt Schnapps den Apparat vor die Nase. »Ruf einfach nach Rook und den anderen.«
    Schnapps zögerte, aber dann schien ihr die Idee zu gefallen. »Huhu!«, piepste sie mit ihrer hohen Kitzstimme in das Megaphon. »Onkel Rook! Raano! Tante Ruuni! Riike! Kommt schnell hierher!« Kaum hatte sie das gerufen, tänzelte sie vor Aufregung ein paar Mal im Kreis. »Ich war richtig laut!«, quiekte sie begeistert.
    Lilli lächelte. Dann setzte sie selbst noch einmal an. »Hallo! Ihr Rehe! Ihr Hirsche!«
    Da trat der erste Hirsch zwischen den Tannen am Waldrand hervor.
    Lilli ließ mit klopfendem Herzen das Megaphon sinken. Der Hirsch war ein wunderschönes, majestätisches Tier, das Lilli mit klugem Blick betrachtete. »Du hast gerufen?«, fragte er ruhig.
    »Hallo, Raano!« Schnapps hoppelte erfreut zu dem Hirsch. Dieser begrüßte das Kitz mit einer würdevollen Kopfbewegung und kam dann langsam auf Lilli zu. Während er das tat, erschien ein Reh zwischen den Bäumen.
    »Tante Ruuni!«, quietschte Schnapps und lief freudig zu dem

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