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Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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ich jetzt also?«
    »Ja.« Lilli setzte sich neben ihn. »Das ist dein neues Zuhause. Wir hoffen, du fühlst dich wohl.«
    »Es ist schön hier.« Yuki schien nach etwas zu suchen. Sein Blick wanderte prüfend umher und blieb am höchsten Punkt der Anlage hängen – einem Felsvorsprung.
    Lilli wurde mulmig zumute. Suchte Yuki etwa nach einer Stelle, von der aus er sich hinabstürzen konnte? »Wo hast du die ganzen Narben her?«, fragte sie leise.
    »Das waren Unfälle«, erwiderte Yuki. »Ich bin ein paarmal gefallen.«
    »Wieso?«
    »Ich bin von einer Mauer gesprungen.«
    Lillis Puls beschleunigte sich. »Und weshalb bist du da runtergesprungen?«
    Yukis traurige Augen richteten sich auf Lilli, und es fühlte sich an, als zeige der Pinguin ihr in seinem Blick all seinen Schmerz. Dann sagte er: »Weil ich fliegen möchte.«
    Lilli zwinkerte irritiert. »Was?«
    »Ich möchte fliegen.« Yukis Stimme klang sehnsuchtsvoll. »Fliegen, wie die Vögel am Himmel! Wenn sie weit oben zwischen den Wolken ihre Kreise ziehen, dann will ich nur eines: fliegen wie sie.«
    »Aber … das geht nicht.«
    »Wieso nicht?« Yuki schaute frustriert an sich hinab. »Ich habe Flügel! Ich bin ein Vogel!« Er wackelte mit seinen kurzen Flügeln. »Warum kann ich nicht fliegen?«
    »Das … weiß ich nicht«, gestand Lilli und wandte sich an die anderen. »Yuki möchte fliegen! Deswegen hat er sich von der Mauer gestürzt.«
    »Wie bitte?«, wunderte sich Frau Essig-Steinmeier.
    Finn pfiff erstaunt durch die Zähne. »Er dachte wahrscheinlich, wenn er erst einmal in der Luft ist, muss er nur seine Flügel ausbreiten …«
    Das vermutete Lilli auch. »Jesahja, weißt du, warum Pinguine nicht fliegen können? Yuki möchte es gern wissen.« Wenn es jemand erklären konnte, dann Jesahja. Sein Gehirn hatte so viel Wissen gespeichert, dass bestimmt auch die Antwort auf diese Frage dabei war.
    »Die Vorfahren der Pinguine konnten fliegen«, erklärte Jesahja ohne zu zögern, »aber innerhalb von Millionen von Jahren haben die Pinguine diese Fähigkeit verloren.«
    »Warum?«, fragte Lilli. Auch Finn schien die Antwort zu interessieren.
    »Weil Pinguine vor allem in der Antarktis leben, und dort ist es kälter als irgendwo sonst auf der Erde!«, antwortete Jesahja. »Um in der Antarktis überleben zu können, müssen die Pinguine die tiefen Temperaturen und den eiskalten Wind aushalten, und dafür brauchen sie Körperfett. Fett hält warm.«
    Lilli hörte Jesahja ganz genau zu, um Yuki gleich alles übersetzen zu können.
    Jesahja sprach weiter. »Das heißt, die Pinguine mussten dick werden, um in der Antarktis überleben zu können. Wenn ein Vogel dick wird, kann er aber irgendwann nicht mehr fliegen. Dafür ist er dann zu schwer.«
    Frau Essig-Steinmeier nickte und begann, auf und ab zu gehen, während sie Jesahja lauschte.
    »Es gibt aber etwas, das nur dann gut funktioniert, wenn man schwer genug ist«, sagte Jesahja. »Tauchen! Erst durch ihre Körperfülle konnten die Pinguine tief genug tauchen, um den Fisch zu fangen, den sie zum Überleben brauchten. Wenn sie also nicht aufgehört hätten zu fliegen, wären sie ausgestorben«, fasste Jesahja zusammen.
    Lilli konzentrierte sich und gab Yuki die Erklärung so gut wie möglich wieder. Der kleine Pinguin wurde währenddessen ganz still. »Also gibt es keine Möglichkeit, dass ich irgendwann doch noch fliegen werde?«, fragte er so leise, dass Lilli ihn kaum hören konnte.
    Seine Traurigkeit schnitt Lilli ins Herz. Dann erinnerte sie sich daran, was Frau von Schmidt soeben gesagt hatte: Die Pinguine flogen unter Wasser! »Irgendwie fliegst du ja!«, rief sie. »Wenn ein Pinguin taucht, sieht es aus, als ob er im Wasser fliegen würde!«
    Der Ausdruck in Yukis Gesicht verriet Lilli, dass das keinerlei Trost für ihn war. »Es tut mir so leid«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll.«
    Da sprangen Kentucky und Kasimir aus dem Wasser. »Hey, du!«, rief Kasimir Yuki zu und hüpfte näher. »Wer bist du denn?«
    Kentucky hoppelte gleich hinter ihm. »Bist du netter als der Schreihals?«
    Pasha zog mittlerweile wieder seine Bahnen im Becken und tat so, als sähe er die anderen nicht.
    Kasimir stupste Yuki freundlich mit dem Schnabel an. »Wir sind auch neu hier.«
    Yuki stand mit hängenden Flügeln da. »Hallo«, hauchte er. Dann wandte er sich ab und watschelte mit gesenktem Kopf in die hinterste Ecke der Anlage. Dort blieb er stehen und starrte ins Leere.
    »Ein bisschen

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