Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
depri, der Typ, was?«, schnuffte Bonsai.
»Ein bisschen ist gut«, murmelte Lilli niedergeschlagen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Yuki helfen sollte.
Überfall in der Schule
Am nächsten Morgen gingen Lilli und Jesahja zusammen zur Schule. Wie immer trug jeder von ihnen einen aufgespannten Regenschirm bei sich, obwohl es gar nicht regnete. Die Schirme waren dazu da, aufdringliche Reporter auf Abstand zu halten. Folgten die Paparazzi ihnen zu dicht auf den Fersen, hielten Lilli und Jesahja die Schirme hinter sich. Rannte jemand vor ihnen auf den Gehweg, hielten sie die Schirme wie eine Schutzmauer vor sich. An diesem Morgen hatte jedoch nur eine Handvoll Paparazzi vor dem Tor der Susewinds gewartet – wahrscheinlich, weil die Nacht eiskalt gewesen war.
»Ich hab kaum geschlafen«, sagte Jesahja müde und zog seinen Regenschirm zeitgleich mit Lilli nach rechts, als ein Reporter versuchte, von der Seite ein Foto von ihnen zu schießen.
»Warum hast du nicht geschlafen?«, fragte Lilli. Zum Glück waren die Presseleute nicht so nah, dass sie ihre Unterhaltung hören konnten.
»Weil ich die ganze Nacht überlegt habe, wie wir Yuki helfen können.«
Lilli hatte sich ebenfalls den Kopf zerbrochen, aber ihr war nichts eingefallen. Pinguine konnten einfach nicht fliegen.
Jesahja grinste.
»Du hast eine Idee!« Lilli knuffte ihn in die Seite. »Was ist es? Sag schon!«
»Guck mal.« Jesahja zog ein Blatt Papier hervor und zeigte es Lilli. Darauf war eine eigenartige Zeichnung mit vielen Linien, Pfeilen und Zahlen zu sehen.
Lilli runzelte die Stirn. »Was ist das?«
»Das sind Flügel!«, erklärte Jesahja. »Holzflügel!«
Lilli ging ein Licht auf. »Oh!«
»Ich habe stundenlang gerechnet.« Jesahjas Augen blitzten. »Wenn ich diese Flügel baue und wir sie an Yukis Flügeln befestigen, müsste er meinen Berechnungen nach damit fliegen können!«
»Das wäre ja … unglaublich«, flüsterte Lilli tief beeindruckt. Eine solche Konstruktion hätte selbst ein Erwachsener niemals einfach so über Nacht aus dem Ärmel schütteln können! »Wie willst du sie bauen?«
»Es gibt eigentlich alles im Baumarkt, was ich dafür brauche: Holzstreben, Segeltuch, einen stabilen Holm …« Jesahja kratzte sich am Hinterkopf. »Und abdichten werde ich das Ganze mit Kerzenwachs.«
Lilli staunte über Jesahjas Baumeisterverstand. Dann fragte sie: »Und was ist mit Federn?«
»Federn?«, wiederholte er.
»Ja, es sind doch schließlich Flügel …«
Jesahja nickte grübelnd. »Das ist eine tolle Idee! Da hätte ich auch selbst drauf kommen können.« Abermals kratzte er sich am Hinterkopf. »Wenn wir heute Nachmittag wieder im Zoo sind, sammeln wir in den Vogelgehegen die heruntergefallenen Federn. Und die werde ich dann noch zusätzlich an den Holzflügeln anbringen. Schaden kann es bestimmt nicht. Echt gute Idee, Lilli!«
Lilli strahlte und war innerlich ganz aufgekratzt. Vielleicht konnten sie Yuki auf diese Art seinen Traum doch noch erfüllen!
Kurze Zeit später kamen sie an der Schule an. Die Reporter durften ihnen nicht auf das Schulgelände folgen und blieben hinter ihnen zurück. Lilli klappte ihren Schirm zusammen.
»Hey, Alter!«, hörte Lilli Torbens Stimme hinter sich. Torben war in Jesahjas Klasse und ein ziemliches Großmaul.
Jesahja grüßte Torben lässig mit Handschlag. »Was geht?«
»Gleich Mathe, voll scheiße«, antwortete Torben.
»Heul doch!« Jesahja schlug Torben spielerisch gegen die Schulter. »Mathe ist geil. Mit Mathe kann man Flugzeuge bauen, oder auch andere Sachen!« Er warf Lilli einen verschwörerischen Blick zu.
Lilli grinste.
Torben lachte abschätzig.
»Alles nice?« Fabio, ein anderer Freund von Jesahja, stand nun neben ihnen.
Zeit für mich, zu gehen, dachte Lilli. Die Jungs waren untereinander schroff und ruppig, und meistens machte Lilli sich schnellstmöglich aus dem Staub, wenn Jesahjas Freunde aufkreuzten. »Bin dann weg«, murmelte sie und ging.
Wenig später betrat sie ihre Klasse und wurde sogleich von ihrer Freundin Wolke Jansen begrüßt. »Gestern lief wieder was über dich im Fernsehen!«, erzählte das braunhaarige Mädchen mit der Brille. »Man hat deinen Vater beim Einkaufen gezeigt und darüber diskutiert, was er eingekauft hat!«
Lilli riss die Augen auf. »Echt?«
»Dann hat so eine Expertenrunde überlegt, ob du wohl Vegetarierin bist«, sprach Wolke aufgeregt weiter. »Wenn sie mich gefragt hätten, hätte ich ihnen sagen können, dass du noch nie im
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