Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
zurückweichen, doch ihre Beine waren wie gelähmt.
»Ich werde dir …«, zischte Trina und kam noch einen Schritt näher.
Da stellte sich der Tierparkdirektor zwischen sie und Lilli. »Lass Lilli in Ruhe!«, rief er mit durchdringender Stimme. »Wir haben schon genug angerichtet.«
»Aus dem Weg!«, schrie Trina, trat dem Direktor vors Schienbein und stieß ihn zur Seite. Mit hasserfüllter Miene stürzte sie auf Lilli zu. Doch da erklang ein lautes Fauchen.
»Hinfort mit dir, du Hexe!« Frau von Schmidt baute sich mit zornigem Buckel vor Trina auf. »Hinfort! Oder meine Rache wird furchtbar sein!«
Trina stutzte und starrte die Katze verblüfft an. Doch dann lachte sie.
Da kam Bonsai herangehetzt. »Hau ab, Zoo-Trulla!«, kläffte er. »Weg von Lilli, oder ich bell dich platt!«
Das schien Trina ebenfalls nicht besonders zu beeindrucken. Sie warf Bonsai einen kurzen Blick zu, lachte noch einmal und ging weiter auf Lilli zu. Aber dann hielt sie mit einer abrupten Bewegung inne. Ihre Augen weiteten sich.
Lilli folgte Trinas Blick und sah nun, dass Feodor neben ihr stand! Die Raubkatze hatte drohend den Kopf gesenkt, ihre langen Fangzähne entblößt und wirkte derart beängstigend, dass Trina sich offenbar nicht mehr zu bewegen wagte.
Armstrong war gleich neben Feodor und stieß drohende Knurrlaute hervor, die Lilli dem Schimpansen gar nicht zugetraut hätte. »Wenn du Lilli was tust, spring ich dir auf den Kopf!«
Feodor fiel in sein Knurren mit ein. »Noch ein Schritt, und ich verspeise dich zum Abendessen, Fräulein!«
Auf einmal brach Captain Caruso aus der Hecke hervor. »Buaaahh!«, krähte er. »Ich bin ein riiiesiger Bääär!«
Trina erschreckte sich und wich zurück. Die geballte Angriffsmacht von Lillis Mannschaft schien sie zu verunsichern. »Halt die Tiere zurück, Lilli!«, stieß sie hervor. »Sonst verklag ich dich wegen … Tierbeeinflussung.«
In Lillis Glieder kam wieder Leben. An der Seite der Tiere fühlte sie sich stark. »Kannst du ja mal versuchen«, sagte sie und war selbst überrascht, wie selbstbewusst sie klang. »Vorher verklagen wir dich aber erst mal. Wir haben alles gehört, was ihr gesagt habt.«
»O Gott«, hörte Lilli die Stimme des Tierparkdirektors. Herr Grimm-Hartmüller saß am Wegesrand im Schnee und hielt den Kopf in den Händen. »Das darf doch alles nicht wahr sein!«
Trinas bleiches Gesicht zuckte. »Lass uns miteinander reden«, sagte sie zu Lilli in plötzlich versöhnlichem Ton. »Wahrscheinlich habt ihr unser Gespräch nicht nur abgehört, sondern auch aufgezeichnet, was?« Sie lachte abgehackt. »Aber ihr müsst das ja niemandem vorspielen.« Sie suchte nach Worten. »Das wäre nämlich schlecht! Richtig schlecht. Ihr solltet das also lieber nicht machen.«
»Warum nicht?«, fragte Lilli ruhig.
»Weil … weil …«, stotterte Trina. »Weil ich dann auffliege!«
Lilli nickte langsam. »Gut.«
Trina ballte die Hände zu Fäusten. »Nein! Ihr –«
»Das bringt nichts, Trina«, hörte Lilli Jesahjas Stimme. Im Licht der Straßenlaterne sah sie ihn mit großen Schritten näherkommen. »Ich habe euer Gespräch gerade per E-Mail an Oberst Essig geschickt.«
»Nein!«, schrie Herr Grimm-Hartmüller und sprang auf. »O Gott, nein!« Als er Lilli in die Augen sah, sackten seine Schultern zusammen. »Lilli …«, begann er, aber seine Stimme brach. »Es tut mir so leid«, flüsterte er.
Lilli wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. »Warum haben Sie sich nur darauf eingelassen?«
»Das Geld …«
Jesahja trat neben den Tierparkdirektor. »Für das Geld waren Sie bereit, Lilli so übel zu hintergehen?«
»Anfangs kannte ich Lilli ja kaum!«, verteidigte sich Herr Grimm-Hartmüller. »Nachdem wir uns allerdings ein paarmal unterhalten hatten, wollte ich den Deal rückgängig machen. Aber Trina hat gedroht, Evelyn alles zu verraten!«
Trina verschränkte die Arme.
Jesahja stellte sich direkt vor sie. »Wer sind deine Auftraggeber, Trina?«
Trina schaute ihn kalt an. »Leute, die für gute Geschichten viel Geld ausgeben.« Sie lächelte und wirkte mit einem Mal gar nicht mehr so ängstlich wie zuvor. »Wisst ihr was? Ich habe noch mal über die Sache nachgedacht. Ihr könnt Grimm und mich gar nicht verklagen.«
Jesahja schnaubte verächtlich. »Warum nicht?«
Lilli rief: »Ihr habt mir eine Falle gestellt und mich heimlich abgehört! Das ist doch bestimmt verboten!«
Trinas Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen. »Ja, wir haben dich
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