Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
Trina und dem Direktor hinübergewatschelt und hatte sich einfach neben sie gestellt! Man konnte es nun ganz deutlich durch Armstrongs Kamera sehen. Der Brillenpinguin stand unmittelbar neben Trina. So klein, wie er war, hatten sie ihn einfach nicht bemerkt.
»Das ist zu gefährlich!«, flüsterte Lilli. »Was, wenn sie ihn entdecken?«
Jesahja trommelte beunruhigt mit den Fingern auf seinen Laptop. »Er … keine Ahnung.«
Der Ton war nun glasklar. Sie hörten Herrn Grimm-Hartmüllers aufgeregte Stimme. »Ich gehe ein hohes Risiko ein! Ich riskiere, die Frau zu verlieren, die ich liebe!«
Trina lachte abschätzig. »Das hätten Sie sich echt mal vorher überlegen sollen.«
Die Armstrong-Cam zeigte, dass der Direktor den Kopf schüttelte. »Als wir den Deal gemacht haben, hatte ich Evelyn doch gerade erst kennengelernt. Ich wusste damals nicht, dass wir heiraten würden!«
Trina schien das wenig zu beeindrucken. »Soll ich Sie jetzt bemitleiden, oder was? Sie haben sich auf die Sache eingelassen, weil eine Menge Geld im Spiel ist. Also jammern Sie nicht.«
Herr Grimm-Hartmüller rieb sich den Kopf. »Ich habe schon Albträume deswegen! Es ist ja nicht nur Evelyn. Es ist auch das Mädchen.«
Lilli krampfte ihre Finger noch tiefer in Jesahjas Knie, und Jesahja zuckte zusammen.
»Lilli ist ein herzensgutes Kind! Und sie vertraut mir.« Der Direktor gab ein Geräusch von sich, das beinahe wie ein Schluchzen klang. »Wenn sie mich so arglos mit ihren großen Augen ansieht, dreht sich mir der Magen um. Was tue ich da nur? Das ist doch alles nicht richtig!«
Trina erwiderte mitleidslos: »Jetzt werden Sie bloß nicht sentimental. Es geht hier um eine Million Euro!«
Grimm schüttelte erneut den Kopf. »Trotzdem ist es nicht richtig. Lilli ist etwas Besonderes. Und wenn Evelyn jemals davon erfährt …«
Trina winkte genervt ab. »Wird sie nicht. Das hab ich Ihnen doch schon zehnmal gesagt. Ich nehm das alles auf meine Kappe. Ich werde behaupten, dass ich das Ding allein durchgezogen habe und Sie nichts davon wussten, dass ich Sie mit kleinen Mikros verwanzt habe. Dafür bekomme ich ja auch 750000 Euro von der Million, und Sie nur 250000. Das ist der Deal.«
»Aber wie lange soll ich Lilli denn noch aushorchen und manipulieren?«, stöhnte der Direktor. »Seit ich die verstärkten Tropfen genommen habe, hatte ich kein einziges Mal Herzrasen. Das ist doch sensationell!«
»Schon. Aber meine Auftraggeber hätten gern noch was … Schlimmes«, sagte Trina.
Jesahja fuhr zusammen. »Auftraggeber?«
Lilli bekam eine Gänsehaut.
Trina sprach weiter. »Sie hätten am liebsten eine richtige Skandalstory. Dass Lilli ein Tier quält oder so.«
»Dass Lilli ein Tier quält, wird niemals passieren!«, entgegnete Herr Grimm-Hartmüller scharf. »Kennst du das Mädchen inzwischen nicht besser? Sie würde niemals einem Tier etwas zuleide tun.«
»Dann müssen Sie eben dafür sorgen, dass sie es tut!«, rief Trina. Plötzlich stockte sie. »Was ist das denn? Hier steht ja ein Pinguin!«
Lilli schnappte erschrocken nach Luft.
»Yuki!« Der Tierparkdirektor wich entgeistert einen Schritt zurück. »Er hat ein Handy um den Bauch geschnallt!«
»Shit!«, gellte Trina. »Wir werden bespitzelt!«
Lilli sprang auf und stieß sich den Kopf am Dach des Iglus. »Ich muss zu ihm!«, rief sie entsetzt. »Ich muss Yuki da wegholen!« Mit hektischen Bewegungen taumelte sie aus dem Iglu und rannte los. In ihrem Kopf gab es nur einen Gedanken: Sie musste Yuki schützen.
Lilli rannte so schnell sie konnte und sah bald schon Trina, den Tierparkdirektor und Yuki vor sich auf dem Parkweg. Trina riss Yuki gerade das Handy vom Bauch und zertrampelte es wutschnaubend. Es zerbrach in hundert kleine Teile. Herr Grimm-Hartmüller stand mit fassungslosem Gesichtsausdruck daneben.
Da war Lilli bei ihnen. Hastig nahm sie Yuki auf den Arm, drückte ihn fest an sich und stolperte ein paar Schritte zurück. Niemand durfte ihm auch nur eine Feder krümmen, dafür würde sie sorgen! Doch als Lilli in Trinas Gesicht sah, gefror ihr das Blut in den Adern. Trina war nicht nur wütend. Trina hatte Angst. Ihre weit aufgerissenen Augen zeigten das überdeutlich. Trina hatte Angst, dass all ihre dunklen Pläne nun zerstört waren. Und Angst und Wut waren eine sehr gefährliche Kombination …
Trina machte langsam einen Schritt auf Lilli zu. »Du …«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Du …« Sie machte noch einen Schritt.
Lilli wollte
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