Liliane Susewind – Ein Pinguin will hoch hinaus (German Edition)
abgehört, Dumpfbirne. Genau wie ihr uns heute Nacht eine Falle gestellt und uns abgehört habt!«
Jesahja kniff die Augen zusammen und stöhnte auf, als habe er plötzlich Zahnschmerzen bekommen. »Verdammt!«
Trina lachte. »Das hast du wohl nicht richtig zu Ende gedacht, Schlauberger!«, spie sie Jesahja triumphierend ins Gesicht.
Herr Grimm-Hartmüller sagte kein Wort.
Trina hingegen redete sich nun erst richtig in Fahrt. »Ihr habt mit den Handys und den Tieren das Gleiche gemacht wie wir. Ihr habt uns bespitzelt! Ihr habt das Ganze aufgezeichnet und verwendet es gegen uns!« Sie klatschte begeistert in die Hände. »Ihr seid keinen Deut besser als wir. Und wenn ihr uns verklagt, verklagen wir euch!«
Lilli brauchte einen Moment, um zu verstehen, was das bedeutete. »Du kannst nicht bestraft werden?«, fragte sie. Dann schaute sie unsicher zu Jesahja. Der kratzte sich hektisch am Hinterkopf.
Trina lächelte kalt. »Mehr als das. Ich kann nicht nur nicht von euch verklagt werden, ich kann mit meinem ursprünglichen Plan auch einfach weitermachen.« Sie rieb sich die Hände. »Ich habe genügend Material über dich, Lilli, um einen großen Teil des Geldes zu kriegen. Immerhin habe ich eine Aufnahme von deinem Heilpflanzengeheimnis! Meine Auftraggeber werden sich sehr freuen, wenn ich ihnen das zukommen lasse. Und wisst ihr, was? Ihr könnt überhaupt nichts dagegen tun!« Mit diesen Worten drehte Trina sich unvermittelt um und stapfte davon.
Lilli sah ihr fassungslos nach. Dann spürte sie, wie ihre Beine wieder anfingen zu zittern. Sie hielt sich an Jesahja fest, um nicht umzufallen.
»Ich muss zu Evelyn«, nuschelte Herr Grimm-Hartmüller und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.
Lilli und Jesahja standen schweigend da. Die Tiere saßen um sie herum und waren ebenfalls sehr still. »Ist unsere Mission fehlgeschlagen?«, fragte Frau von Schmidt.
»Haben wir’s verbacken?«, wollte auch Bonsai wissen.
Lilli holte tief Luft und sagte: »Nein. Unsere Mission war ein Erfolg.«
»Ein Erfolg? So ein Blödsinn!«, widersprach Jesahja aufgebracht. »Trina hat recht! Wir können nichts gegen sie unternehmen, weil wir uns durch meine tolle Idee genauso strafbar gemacht haben wie sie!« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin so ein Idiot.«
»Das stimmt nicht«, entgegnete Lilli.
Jesahja lachte bitter. »Ach, Quatsch! Die letzten Tage haben das ja wohl bewiesen.«
Lilli hätte erwidern können, dass es bestimmt keinen zweiten Jungen auf der Welt gab, der in der Lage gewesen wäre, innerhalb weniger Stunden eine derart komplizierte Kameraübertragung von mehreren Handys auf einen Laptop zu bewerkstelligen. Aber sie merkte Jesahja an, dass er so enttäuscht von sich selbst war, dass er diesen Einwand nicht gelten lassen würde. Deshalb sagte sie: »Wir haben heute Nacht herausbekommen, was wir herausbekommen wollten. Wir wissen nun, was Trina und Grimm im Schilde geführt haben. Es war also eine erfolgreiche Mission.«
Jesahja schaute sie nur traurig an.
Lilli überlegte. »Ich glaube nicht, dass Trina einfach so davonkommt. Wir können vielleicht nicht die Polizei anrufen oder sie verklagen. Aber Oberst Essig wird sie garantiert feuern und ihr richtig die Hölle heiß machen. Und wenn Trinas Oma von der ganzen Sache erfährt, geht Trinas gemütliches Leben bestimmt nicht so weiter wie bisher. Ihre Oma wird sie auf alle Fälle hart bestrafen.« Lilli machte eine Pause und dachte noch einmal nach. »Und wenn Trina ihren Auftraggebern von meiner Heilpflanzenverstärkung erzählt, dann ist es eben so. Dann kennt die Welt eben bald auch dieses Geheimnis von mir. Ich werde so oder so von Reportern verfolgt. Auf dieses eine Geheimnis kommt es nicht an. Ich werde einen Weg finden, irgendwie ein normales Leben zu führen.«
»Das klingt ziemlich erwachsen«, stellte Jesahja fest.
Lilli gab ihm recht. »Bei all dem, was wir erleben, muss ich ja auch ein bisschen schneller erwachsen werden. Du bist doch auch viel zu erwachsen für dein Alter. Und weißt du, was? Das musst du auch sein. Ich brauche nämlich deine Hilfe. Immer wieder! Ich kann das alles nicht ohne dich.«
Jesahja blieb stumm.
»Jesahja?«
»Ich verursache manchmal mehr Schaden, als dass ich zu was nütze bin«, murmelte er.
»Ich manchmal auch. Ich hätte Grimm nicht einfach so mein Geheimnis verraten dürfen.«
»Streiten wir uns jetzt darum, wer mehr Schaden verursacht hat?«, fragte Jesahja mit einem kleinen Lächeln.
Lilli lächelte
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