Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)
Wartet auf mein Zeichen!« Sie hätte gerne mehr gesagt, aber das traute sie sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sie hoffte jedoch, dass zumindest einige der Tiere sie gehört hatten.
Plötzlich blieb Lilli stocksteif stehen. Am Wegrand zwischen zwei Bäumen stand ein Fuchs! Lilli wusste sofort, dass es sich um ein weibliches Tier handelte, obwohl sie nicht hätte sagen können, woran sie das erkannte. Es war eine Rotfüchsin. Das zierliche Tier mit dem dichten Pelz und den spitzen Ohren schaute sie besorgt an. War es ebenfalls hier, weil es Lillis Not gespürt hatte? Die Füchsin machte einen kleinen, unsicheren Schritt auf Lilli zu. »Bist du in Ordnung?«, fragte sie. »Es geht dir nicht gut, oder?«
Da entdeckte Bonsai das hübsche Tier. Überrascht betrachtete er es, hob die Nase in die Luft, schnupperte und bellte: »Hey, Süße!« Dann sprang er lässig auf einen Baumstumpf – wahrscheinlich, um größer zu erscheinen. »Alles paletti, Schätzchen?«
Da drehte Oleg sich zu ihnen um und beäugte den großspurig herumtippelnden Hund. Lilli trat schnell einen Schritt vor und verdeckte damit die Füchsin. Auf Olegs Stirn bildete sich zwar eine Falte, aber das Tier zwischen den zwei Bäumen hatte er offenbar nicht entdeckt. Nun stiefelte er weiter hinter Midas her.
»Ich brauche auch deine Hilfe«, wisperte Lilli der Füchsin aufgeregt zu. Ein zweites Raubtier – wenn auch ein kleines – war ein Geschenk des Himmels! »Bitte bleib in der Nähe und warte auf mein Signal!«
»Okay«, raunte die Füchsin zurück.
Bonsai richtete die Ohren auf. »Mein lieber Scholli! Du willst uns helfen? Das ist ja scharf!«, schnuffte er und stellte sich auf die Hinterbeine. »Schätzchen, ich glaube, dann sind wir zwei beiden wohl Komplizen.«
Die Füchsin beobachtete verwirrt, wie der winzige Hund mit dem Maulkorb versuchte, auf zwei Beinen die Balance zu halten und enorm groß auszusehen.
Lilli fragte sich, ob Bonsai die Füchsin verstanden haben konnte. Sprachen auch diese beiden dieselbe Sprache? Doch für solche Überlegungen war keine Zeit. »Bonsai!«, flüsterte sie bittend, während sie weiterging. »Konzentrier dich!«
»Ja, klar! Ich bin total konzentriert!«, entgegnete Bonsai, hopste mit einem Satz vom Baumstumpf und gaffte die Füchsin dabei ununterbrochen an. »Bis später, Kleines!«, gurrte er locker-flockig, stolperte im nächsten Moment über einen Stein, taumelte, schlug der Länge nach hin und landete mit der Nase im Dreck.
Lilli kicherte leise, und zwischen ihren Füßen schoss ein einzelner Grashalm in die Höhe. Schnell besann Lilli sich jedoch wieder. Die Sache war ganz und gar nicht zum Lachen. Wenn Bonsai sich von der Füchsin ablenken ließ und seinen Teil des Plans nicht ausführte, war alles umsonst!
Bonsai sprang auf und warf der Füchsin einen lässigen Blick zu. Dann schüttelte er sich und trabte mit konzentrierter Miene hinter Lilli her.
Sie kamen auf den Acker. Es dämmerte bereits, und Lilli wurde bei dem Gedanken daran, dass bald die Nacht hereinbrechen würde, ganz schlecht. Jesahja hatte allerdings gesagt, die Dunkelheit würde ihnen bei seinem Plan helfen. Nur noch zwei von Midas’ Männern arbeiteten auf dem Feld. Zusammen mit Midas und Oleg waren das aber immer noch vier. Vier große Männer! Würden sie das schaffen? Lilli fröstelte und zog sich den Schal, der unter den anderen Sachen gewesen war, die Oleg ihnen hingelegt hatte, enger um den Hals.
Midas erzählte gerade, wie toll er Lilli und ihre Fähigkeiten fände, aber Lilli hörte ihm nicht zu. Stattdessen sah sie sich unauffällig um. Das laut gezirpte »Sie ist da drüben!« eines Vogels und das gepiepste »Wie sollen wir ihr denn helfen?« von einer anderen Tierstimme am Rand des Ackers verrieten Lilli, dass ihr die Waldtiere gefolgt waren. Midas und seinen Männern schien das jedoch noch immer nicht aufzufallen. Das lag gewiss daran, dass die Tiere sich in den Bäumen und im Unterholz versteckten und nur hin und wieder irgendwo ein pelziges Hinterteil oder zwei lange Ohren hervorblitzten.
Jesahja schaute sich ebenfalls heimlich um, während Midas in den höchsten Tönen von Lilli schwärmte. Gerade blickte er strahlend auf seinen Acker und sagte, Lilli würde als Pflanzenmagierin bestimmt in die Geschichte eingehen.
Da nickte Jesahja Lilli zu. Lilli reagierte sofort und gab Bonsai das verabredete Handzeichen. Bonsai stellte die Ohren auf. »Jetzt? Soll ich jetzt?«
Lilli zeigte ihm das Handzeichen noch
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