Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Rückt dem Wolf nicht auf den Pelz! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
sie oft von Tieren angestarrt oder von ihnen verfolgt. Und wenn es ihr schlechtging, konnte sie alle Tiere – auch fremde! – jederzeit um Hilfe bitten.

    »Ja«, sagte Lilli nun. »Ich glaube, wenn ich die Waldtiere fragen würde, wären sie sicher bereit, meine … Armee zu sein.«
    »Und der Wolf wäre der Joker!« Jesahja grinste von einem Ohr zum anderen. »Okay … dann werde ich dir jetzt meinen Plan erklären.« Er senkte die Stimme. »Eine Frage ist für die ganze Sache von entscheidender Bedeutung: Glaubst du, Bonsai und der Wolf sprechen dieselbe Sprache?«

Jesahjas Plan
    Den ganzen Nachmittag über schliefen Lilli und Jesahja tief und fest – Lilli auf der Eckbank des Wohnwagens und Jesahja auf einer Matte auf dem Fußboden. Zum Glück hatten sie Kissen und Decken. So schlief es sich schon wesentlich besser. Als Oleg einige Stunden später mit einem Tablett hereinkam, schreckten sie auf. Lilli strich sich die roten Locken zurück, die wild nach allen Seiten abstanden, und bevor sie nachdenken konnte, sagte sie: »Hallo, Oleg.«
    Oleg reagierte jedoch nicht, sondern stellte hölzern das Tablett mit Brot, Wurst, Käse und Milch auf dem Tisch ab. Auch für die Tiere hatte er etwas dabei. Sobald er alles hingestellt hatte, stampfte er stumm aus dem Wohnwagen.
    Frau von Schmidt tigerte nun auf einen der Futternäpfe zu und maunzte: »Ich bin unschlüssig, ob die Mahlzeiten, die die Angestellten mir hier darbieten, die natürliche Leuchtkraft meines Fells ausreichend unterstützen …« Im nächsten Moment schlang sie jedoch schon begierig den ersten Happen hinunter.
    Bonsai hatte seinen Napf bereits nach wenigen Sekunden halb geleert. »Ein super Fresschen«, mampfte er zufrieden.
    Jesahja setzte sich in seinem »Bett« auf, schlug die Decke zurück und kam zu Lilli an den Tisch. Er sah schon besser aus. Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren verschwunden, aber eine gewisse Angespanntheit war ihm deutlich anzumerken. Lilli ging es nicht anders. Wenn Midas sie gleich noch einmal holen kommen würde, wollten sie Jesahjas Plan in die Tat umsetzen. Bei der Vorstellung begann Lilli, unruhig mit den Fingerspitzen auf den Tisch zu trommeln. Sie durfte gar nicht daran denken, was alles schiefgehen konnte …
    Schweigend aßen sie. Dann warteten sie auf Midas. Lilli wurde derart hibbelig, dass sie auf die Füße sprang und in dem engen Wagen auf und ab ging. Jesahja knibbelte unterdessen nervös an seinem Becher herum.
    »Keine Sorge!«, wuffte Bonsai und trippelte neben Lilli her. »Ich werde das Ding schon schaukeln. Du kannst dich ganz auf mich verlassen! Ich rede mit diesem Wolf-Fuzzi!«
    Da ging die Tür auf und Midas trat ein – mit gebleckten Zähnen und einer unecht-freundlichen Miene, bei deren Anblick sich Lillis Nackenhaare aufstellten.
    »Hallo, ihr zwei!«, rief Midas melodisch. »Na, habt ihr Lust, noch mal ein bisschen Pflanzenwachsenlassen zu spielen?«
    Lilli hätte diesem Mann am liebsten ins Gesicht geschrien, dass sie absolut keine Lust dazu hatte, aber sie riss sich zusammen. »Ja, wir können es noch mal probieren«, erwiderte sie beherrscht, und Jesahja stimmte zu.
    »Das ist toll!«, jubelte Midas und befahl Oleg, der gleich hinter ihm stand, sich um die »Vorsichtsmaßnahmen« bei dem Hund und der Katze zu kümmern.
    Danach ging es wieder hinaus, und Lilli vergaß vor Anspannung beinahe zu atmen. Vorsichtig warf sie einen Blick auf die Felswand, und ihr Herz machte einen Sprung. Der Wolf stand noch immer – oder wieder? – auf dem Vorsprung! Erleichtert atmete sie aus.
    »Ist es der Typ da oben?«, hechelte Bonsai und verdrehte sich den Hals. »Ist das dieser Wolf-Fuzzi?«
    Lilli schloss die Augen. Sie hatte Bonsai doch eingeschärft, nur kurz und unauffällig zu dem Wolf hochzuschauen! Zu allem Überfluss starrte nun auch noch Frau von Schmidt zu dem Felsvorsprung hinauf.
    »Ich muss sagen, dieser Herr von Wolf ist wahrlich eine glamouröse Erscheinung«, schnurrte die Katze. »Geradezu verwegen glamourös!«
    Zum Glück gingen Midas und Oleg voraus und bemerkten Bonsais und Frau von Schmidts Blicke nicht. Genauso wenig schien ihnen das Wiesel aufzufallen, das am Rande des Trampelpfades hinter den Ästen eines Strauches saß und sie genau beobachtete – ebenso wie zahllose Singvögel, ein paar Eichhörnchen, ein Bussard und mehrere Tauben, die in den Ästen der Bäume saßen und fragend zu ihnen hinunterblickten.
    Da flüsterte Lilli leise: »Ich brauche eure Hilfe!

Weitere Kostenlose Bücher