Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
und raschelte es, denn die Direktorin trat auf die Verpackung eines Schokoriegels, die auf dem Boden lag. Sie bückte sich, hob die Verpackung auf und warf sie in einen Mülleimer. Dabei murmelte sie vor sich hin: »Wir brauchen dringend eine neue Aushilfe, die den Müll einsammelt … und keinen Unsinn anstellt.« Sie hielt inne und seufzte.»Wir werden auf der Stelle herausfinden, ob Trixi Korks etwas mit Armstrongs Verschwinden zu tun hat oder nicht!«, rief sie.
»Wie?«, fragte Lilli.
»Wir fahren zu ihr nach Hause!« Schon stapfte sie los. Finn und Lilli sahen einander erstaunt an, aber dann beeilten sie sich, zu Frau Essig-Steinmeier aufzuschließen.
Mit dem Auto der Direktorin fuhren sie zur Adresse der Familie Korks, die sie in den Unterlagen des Zoos gefunden hatten. Lilli machte sich furchtbare Sorgen um Armstrong. Trixi hatte keine Skrupel gehabt, ihn in ein Gehege voller Wölfe zu stoßen. Was würde sie als Nächstes mit ihm tun?
Schließlich erreichten sie das Zuhause der Korks’. Lilli stieg aus und musterte das schöne, große Einfamilienhaus, auf das die Direktorin mit festem Schritt zustrebte. Der hübsche Vorgarten war sehr gepflegt, und die weiß gerahmten Fenster des Hauses blitzten spiegelblank in der Sonne.
Frau Essig-Steinmeier wollte gerade klingeln, da hörten sie laute Stimmen auf der anderen Seite des Hauses. Die Direktorin zog die rechte Augenbraue in die Höhe. »Das sollten wir uns mal genauer ansehen«, murmelte sie. Mit aufrechtem Gang marschierte sie um das Haus herum, Lilli und Finn hinterdrein. Mit jedem Schritt wurden die Stimmen lauter.
»Du bist von der Direktorin rausgeschmissen worden?«, polterte eine Frauenstimme.
»Ich schwöre dir, Oberst Essig hat da was missverstanden!« Das war Trixi! »Ich hab nicht gewusst, dass man den Affen nicht aus dem Käfig holen darf. Ich wollte nur ein bisschen mit ihm spielen.«
»Du hast dich wirklich selten dämlich angestellt«, erwiderte die Frau wutschnaubend. »Was soll ich dieser Zootante sagen, wenn sie wieder hier anruft und sich über dich beschwert?«
»Du könntest ihr erklären, dass Trixi es nicht so gemeint hat.« Das war die Stimme von Trina! »Wenn du –«
»Gar nichts werde ich tun! Ihr seid alt genug, um allein klarzukommen. Ständig habe ich euretwegen Ärger. Mir reicht es langsam wirklich mit euch!«
Die Frau klang so kalt, dass Lilli am liebsten kehrtgemacht hätte.
»Mama, es tut mir leid!«, beteuerte Trixi. »Ich wollte doch nicht –«
Da erklang das Geräusch einer schallenden Ohrfeige.
Lilli blieb erschrocken stehen, aber Frau Essig-Steinmeier und Finn beschleunigten ihre Schritte und eilten um die Hausecke.
»Hören Sie sofort auf, dieses Kind zu schlagen!«, rief die Direktorin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Lilli schlich ihnen mit klopfendem Herzen nach und spähte vorsichtig um die Ecke. Die Direktorin und Finn befanden sich auf einer weitläufigen Gartenterrasse. Frau Essig-Steinmeier hatte drohend den Zeigefinger erhoben, und Finn stellte sich gerade schützend vor Trixi. Diese hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Wange. Ihnen gegenüber stand eine schlanke, blonde Frau in einem schicken Sommerkleid, die offensichtlich Trixis und Trinas Mutter war. »Wer sind Sie?«, fragte sie bissig. »Was haben Sie hier zu suchen?«
»Eigentlich suchen wir nach einem Affen«, gab die Direktorin zurück. »Aber ich glaube, wir sind genau im richtigen Moment gekommen, um zu verhindern, dass Sie dieses Kind misshandeln.«
Trina lachte kalt und murmelte: »Wenn sie uns jetzt nicht schlägt, verprügelt sie uns richtig, sobald ihr weg seid.«
Da machte Frau Korks einen Schritt auf ihre ältere Tochter zu und sah aus, als wolle sie ein zweites Mal zuschlagen. Finn trat sofort vor und stellte sich ihr in den Weg. Frau Korks stierte ihn mit wutverzerrtem Gesicht an.
»Genug! Sie schlagen diese Kinder nicht mehr!« Frau Essig-Steinmeier richtete sich zu voller Größe auf. Sie überragte selbst die großgewachsene Mutter von Trixi und Trina um mindestens zwanzig Zentimeter.
Frau Korks’ Augen verengten sich. »Was erlauben Sie sich? Das alles geht Sie überhaupt nichts an!«, herrschte sie die Direktorin an. »Was machen Sie überhaupt auf meiner Terrasse? Verschwinden Sie hier!«
»Das werde ich nicht tun«, entgegnete die Direktorin. »Das Jugendamt muss auf der Stelle erfahren, was hier los ist.« Sie zückte ihr Handy.
Frau Korks stutzte und schien zu überlegen. »Wissen Sie
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