Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
was? Das ist eine sehr gute Idee«, sagte sie patzig.
Frau Essig-Steinmeier hob irritiert den Kopf. »Was?«
»Ich kann nicht mehr«, murmelte Frau Korks und wirkte plötzlich kraftlos. »Mir wachsen die beiden über den Kopf. Ich schlage sie doch nur, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen weiß! Ich muss sie schließlich irgendwie bestrafen, wenn sie wieder einmal irgendetwas Schlimmes getan haben.« Sie stöhnte. »Kein normaler Mensch brächte es fertig, diese beiden Satansbraten im Zaum zu halten. Ich gebe auf.«
Frau Essig-Steinmeier starrte Frau Korks sprachlos an. Ohne ein weiteres Wort wählte sie dann eine eingespeicherte Nummer und schilderte in wenigen Worten, was sie soeben miterlebt hatte. Als die Direktorin ihr Handy wieder einsteckte, fragte Trixi vorsichtig: »Dürfen wir jetzt endlich zu Oma ziehen?«
Ihre Mutter sah sie abfällig an. »Ja, von mir aus könnt ihr ab jetzt Oma quälen. Die scheint ja zu glauben, dass sie mit euch besser zurechtkommt …«
»Ruhe!«, unterbrach Frau Essig-Steinmeier. »Wir warten jetzt auf die Dame vom Jugendamt. Und diese Zeit werden wir nutzen, um eine wichtige Frage zu klären.«
Lilli schlüpfte hinter der Hausecke hervor.
»Was machst du denn hier?«, spie Trixi ihr entgegen.
Die Direktorin trat an Lillis Seite. »Wir suchen nach dem Schimpansen. Weißt du, wo er ist, Trixi?«
Trixis Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Heißt das, er ist abgehauen? Hast du vergessen, die Tür abzuschließen, Dumpfbirne?«, fragte sie voller Häme. Da wusste Lilli, dass Trixi nichts mit Armstrongs neuerlichem Verschwinden zu tun hatte. Doch wenn Trixi ihn nicht mitgenommen hatte, wo war er dann?
»Dann warst du es also nicht.« Frau Essig-Steinmeier verschränkte die Hände auf dem Rücken und begann, auf und ab zu gehen. Finn setzte sich auf einen Gartenstuhl und stützte den Kopf auf die Hände. Frau Korks behielt die beiden unterdessen genau im Blick und schien den Besuch des Jugendamtes geradezu herbeizusehnen.
Wenig später klingelte es. Frau Korks ließ die Dame vom Jugendamt herein, und Frau Essig-Steinmeier erzählte genau, was vorgefallen war. Frau Korks hörte dem Gespräch zu und erklärte schließlich, sie fühle sich mit den Mädchen überfordert und habe sie deshalb geschlagen.
Die Dame wollte nun allein mit Trixi und Trina und ihrer Mutter sprechen. Daraufhin verabschiedeten sich Frau Essig-Steinmeier, Finn und Lilli. Nachdenklich gingen sie hinaus und setzten sich ins Auto.
Lilli war durch das, was sie soeben miterlebt hatte, völlig durcheinander, und fühlte sich beinahe erleichtert, als Finn das Gespräch wieder auf Armstrong brachte und sie so an etwas anderes denken konnte.
»Kann es sein, dass wir wirklich vergessen haben, sein Gehege abzuschließen?«, fragte Finn. »Könnte er abgehauen sein?«
»Also, ich bin sicher, dass ich seinen Käfig nicht abgeschlossen habe …«, überlegte Lilli laut.
»Das habe ich getan«, warf die Direktorin ein.
»… weil ich meinen Schlüssel nicht wiederfinden konnte!« Jetzt erinnerte Lilli sich, wie sie nach dem Schlüssel gesucht hatte.
»Was? Wo ist er denn?«
»Ich weiß es nicht.« Lilli dachte angestrengt nach. »Ich muss ihn irgendwann im Laufe des Tages verloren haben.«
»Wenn jemand deinen Schlüssel gefunden hat, hätte er damit ohne Weiteres Armstrongs Gehege aufmachen können«, sagte Finn, und ein besorgter Unterton schlich sich in seine Stimme. »Mit deinem Schlüssel kann man jede Tür im Zoo öffnen!«
Lilli biss sich schuldbewusst auf die Lippe.
»Wer nimmt einen solchen Schlüssel an sich und stiehlt einen Schimpansen?«, fragte die Direktorin. »Das ist doch verrückt! Jeder normale Mensch, der im Zoo einen Schlüssel findet, gibt ihn bei einem Pfleger ab.«
Sie überlegten hin und her. Währenddessen öffnete sich die Tür der Familie Korks. Trixi und Trina traten, begleitet von der Dame vom Jugendamt, aus dem Haus. In den Händen trugen sie kleine Koffer.
Die Dame telefonierte. Als sie am Auto der Direktorin vorüberging, hörte Lilli, wie sie gerade sagte: »Die Eltern sind geschieden. Der Vater hat sich seit Jahren nicht um seine Töchter gekümmert, und die Mutter kommt mit den Kindern aufgrund ihres Extremverhaltens nicht mehr zurecht …«
Trina und Trixi kamen am Auto vorbei. Trina raunte ihrer kleinen Schwester gerade zu: »Bei Oma wird es uns gut gehen, mach dir keine Sorgen.«
Trixi nickte, aber es schimmerten Tränen in ihren Augen. Plötzlich hatte Lilli
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