Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
gestemmt.
Lilli setzte sich in Bewegung, Armstrong fest an ihrer Hand. Leise grunzelte er: »Hause?« und Lilli erwiderte: »Ja, gleich.«
Die Direktorin verschloss die Tür, sobald Lilli auf der anderen Seite war. Finn kam zu ihnen herüber. Unsanft schob er Trixi vor sich her.
»Über dich sprechen wir später«, sagte die Direktorin mit unbewegtem Gesicht zu Trixi. »Erst einmal bringen wir den Schimpansen in sein Gehege zurück.« Damit marschierte sie los, und alle machten, dass sie hinterherkamen.
Während sie sich vom Wolfsrevier entfernten, spürte Lilli die Blicke der Zoobesucher im Rücken. Würde nun alles herauskommen?
Fünf Minuten später war Armstrong wieder in seinem Käfig und versteckte sich sofort unter seinem Laken. Lilli bekam einen dicken Kloß im Hals, als sie daran dachte, was er hatte durchmachen müssen.
»Die Wölfe hätten ihn schwer verletzen oder sogar töten können, Trixi!«, platzte Lilli heraus. »Wieso hast du ihn in ihr Gehege gestoßen?«
Trixi funkelte sie an. »Meine Schwester hat deinetwegen ihren neuen Job im Eiscafé verloren.«
Heiße Wut, gepaart mit hilfloser Verzweiflung packte Lilli. »Das war Trinas eigene Schuld!« Warum schoben ihr die Korks-Schwestern immer all das in die Schuhe, was sie selbst verbockt hatten? »Aber selbst wenn es wahr wäre, musst du doch Armstrong nicht dafür bestrafen! Er hat mit unserem Streit rein gar nichts zu tun.«
Trixi winkte ab. »Mir war klar, dass du rechtzeitig zur Stelle sein würdest, um ihn da rauszuholen.«
»Warum hast du das dann gemacht?«
Trixi lächelte kalt. »Ich wollte, dass dein Geheimnis rauskommt. Morgen wird es in allen Zeitungen stehen.«
Trixis Worte erschreckten Lilli so sehr, dass sie keinen Ton mehr herausbekam.
»Ich bin zu einem von den Besuchern gegangen«, flötete Trixi, »und ich habe ihm den Tipp gegeben, mit seinem Handy Fotos von dir im Wolfsgehege zu machen.« Sie suhlte sich in Lillis Bestürzung. »Das gab ein paar schöne Schnappschüsse.« Sie lachte. »Und dann habe ich dem Mann gesagt, dass er die Bilder an alle Zeitungen schicken soll, die er kennt.«
»Und du glaubst, das zieht keine Strafe nach sich?«, schaltete sich die Direktorin streng ein.
»Was können Sie schon machen?« Trixi grinste frech. »Wollen Sie die Polizei anrufen? Bitteschön. Kinder dürfen nicht verhaftet werden.« Offensichtlich hatte sie sich die Sache gut überlegt. »Sie können mich höchstens noch mehr Dreck schippen lassen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Macht mir nichts aus. Das war mir die Sache wert.« Entschlossen verschränkte sie die Arme.
Lilli verfolgte den Wortwechsel mit Fassungslosigkeit.
Frau Essig-Steinmeier knirschte: »Nein, ich will dich nicht noch länger hier haben. Du verlässt den Zoo auf der Stelle und betrittst ihn nie wieder, Trixi Korks. Ich werde mir überlegen, wie man auf dein Verhalten am besten reagiert.« Die Direktorin sammelte sich einen Moment und sagte dann: »Finn Landmann, bring dieses Mädchen bitte sofort zum Ausgang. Und nimm ihr den Schlüssel ab!«
»Sie hat einen Schlüssel?«, fragte Finn ungläubig.
Die Direktorin seufzte und rieb sich müde die Augen. »Ja.«
Finn war anzusehen, dass er das kaum fassen konnte, aber er fragte nicht weiter, sondern packte Trixi am Arm und zog sie fort. Trixi sah dabei so zufrieden aus, dass Lilli vor ohnmächtiger Wut mit dem Fuß aufstampfte.
Frau Essig-Steinmeier betrachtete Lilli mit einer Sorgenfalte zwischen den Augenbrauen. »Gehen wir hinaus und unterhalten uns«, sagte sie und nahm Lilli bei der Hand. »Ich muss dir etwas erzählen.«
Familie Korks
Vor dem Affenhaus setzten Lilli und Frau Essig-Steinmeier sich auf eine Bank. Lilli zog sich die Kapuze ihres Sweatshirts über den Kopf, damit die vorübergehenden Zoobesucher nicht gleich das rothaarige Mädchen mit dem Lockenkopf wiedererkannten, das bei den Wölfen gewesen war.
Die Direktorin beugte sich seufzend vor. Sie wirkte ernst, doch um ihre Augen lag ein weicher Zug. »Wir haben heute zu wenige Pfleger, und niemand konnte Trixi beaufsichtigen«, begann sie. »Deshalb bat ich sie, die leeren Gehege hinten bei den Greifvögeln sauber zu machen. Da konnte sie keinem schaden.«
»Aber Sie haben ihr einen Schlüssel gegeben!«
Frau Essig-Steinmeier nickte. »Sie sollte die Chance haben, sich zu bewähren.«
»Warum?« Lilli konnte nicht begreifen, weshalb die Direktorin nach allem, was geschehen war, immer noch glaubte, Trixi habe einen guten Kern.
Frau
Weitere Kostenlose Bücher