Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
Essig-Steinmeier seufzte. »Ich habe ein paar Nachforschungen über Trixi und Trina Korks anstellen lassen.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Ich habe erfahren, dass sie in schlimmen Verhältnissen leben. Eine Dame vom Jugendamt hat mir gesagt, dass die beiden zu Hause schon mehrere Male misshandelt worden sind.«
    »Werden sie … geschlagen?«, fragte Lilli leise.
    Die Direktorin nickte wieder.
    Lilli senkte den Kopf. Obwohl sie furchtbar wütend auf Trixi war, wünschte sie niemandem, geschlagen zu werden.
    »Vielleicht sollten wir nicht darüber reden, wie man Trixi am besten bestrafen kann. Stattdessen sollten wir den beiden Mädchen helfen, damit sie nicht mehr so wütend sind.« Das Gesicht der Direktorin war nachdenklich. »Ich glaube nämlich, dass das der Grund ist, warum sie sich so hässlich aufführen: Trixi und Trina sind zornig, weil sie sehr schlecht behandelt werden. Und sie lassen ihren Zorn an anderen?aus.«
    Lilli wusste nicht, was sie dazu sagen sollte.
    »Ich werde mal mit dem Jugendamt sprechen.« Frau Essig-Steinmeier massierte sich die Schläfen.
    Eine Zeitlang hingen sie nun ihren Gedanken nach. Schließlich fragte die Direktorin: »Wie wird deine Mutter reagieren, wenn du morgen in der Zeitung stehst?«
    Lilli scharrte mit dem Fuß im Kies. Daran wollte sie am liebsten überhaupt nicht denken.
    Frau Essig-Steinmeier legte ihr die Hand auf die Schulter. »Möchtest du, dass ich deine Mutter vorwarne? Du könntest sie anrufen, und dann spreche ich mit ihr.«
    »Ja, das ist eine gute Idee.« Lilli zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Mutter. Sie war um diese Uhrzeit bestimmt bei dem Fernsehsender, für den sie als Nachrichtensprecherin arbeitete. Aber in Ausnahmefällen durfte Lilli sie dort anrufen.
    Am anderen Ende der Leitung erklang eine aufgeregte Stimme. »Lilli! Was ist bloß los bei euch im Zoo? Hier hat gerade jemand ein Handyfoto eingeschickt, von einem Mädchen im Wolfsgehege! Bist du das?«
    »Ja, das könnte sein …«, antwortete Lilli mit sehr kleiner Stimme.
    »Mein Gott! Stimmt es also, dass du einen Affen vor wild gewordenen Wölfen gerettet hast? War das Armstrong?«
    »Ja …«
    Frau Essig-Steinmeier signalisierte, dass sie das Gespräch übernehmen könnte, aber Lilli winkte ab.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja, mit mir ist alles in Ordnung, und mit Armstrong auch.«
    Es entstand eine Pause. »Lilli, du hast wahnsinniges Glück, dass die ganze Sache so unglaubwürdig klingt.«
    »Was meinst du damit?«
    »Der Mann erzählte, das Mädchen hätte nicht nur den Affen aus den Klauen der Wölfe gerettet, sondern auch mit den Tieren gesprochen und sie miteinander versöhnt. Meine Kollegen aus der Redaktion haben kein Wort von dieser Geschichte geglaubt und halten das Bild für eine Fälschung.«
    »Echt? Das heißt, es wird nicht im Fernsehen gezeigt?«
    »Nein. Und wir können davon ausgehen, dass Zeitungsredakteure ebenfalls denken, das sei alles Humbug.«
    Lilli lehnte sich erleichtert zurück.
    »Ich kann jetzt nicht weiterreden. Meine Kollegen lachen gerade darüber, wie absurd diese Story ist, und ich sollte mitlachen. Bis später, Schatz.« Frau Susewind legte auf.
    Lilli erzählte der Direktorin, was ihre Mutter gesagt hatte, und Frau Essig-Steinmeier war ebenso froh wie sie.
    Eine kleine Weile starrte Lilli nun gedankenvoll vor sich hin. Dann sagte sie: »Ich sehe nochmal nach Armstrong. Er hat bei den Wölfen einen ziemlichen Schreck bekommen.«
    »Gut, ich begleite dich.« Gemeinsam betraten sie das Affenhaus und spazierten zu Armstrongs Gehege. Als sie jedoch dort ankamen, schlug Lilli sich entsetzt die Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien. Im Käfig herrschte gähnende Leere. Die Tür klaffte weit auf. »Das darf doch nicht wahr sein!«, stieß sie hervor. »Wo ist Armstrong?« Hatte Trixi den Affen etwa ein zweites Mal entführt? Wie war das möglich?
    Frau Essig-Steinmeier rief Finn auf dem Handy an, kurz darauf lief er mit hochrotem Kopf auf sie zu. »Ich habe Trixi zum Ausgang gebracht und sie in den Bus gesetzt. Sie kann eigentlich nicht noch einmal hier hereingekommen sein!«
    »Wer sonst sollte ein Interesse daran haben, den Affen aus seinem Käfig zu holen, Finn Landmann?«, verlangte die Direktorin zu wissen, doch Finn wusste keine Antwort.
    Frau Essig-Steinmeier verschränkte die Hände auf dem Rücken und ging energisch ein paar Schritte auf und ab. Ihre Absätze schlugen dabei laut auf den Steinboden. Dann knirschte

Weitere Kostenlose Bücher