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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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haben«, fuhr Slavika fort und gab die Geschichte nun genauso wieder, wie Jesahja und Lilli sie erzählt hatten. Egobert hörte ihr aufmerksam zu. Kein Laut kam über seine Lippen, aber seine Gesichtsfarbe wurde mit jedem Augenblick dunkler.
    Als Slavika endete, fragte sie Egobert: »Was sagst du?«
    Alle schauten den Trainer an. Sein tiefrotes Gesicht ließ Lilli vermuten, dass er jeden Moment aus der Haut fahren würde, doch das tat er nicht. Stattdessen sagte er mit gepresster Stimme: »Ihr scheint den Kindern zu glauben.«
    »Nun …«, begann Annabell, aber Egobert schnitt ihr gleich wieder das Wort ab: »Wenn das so ist, kann ich hier nicht länger arbeiten.«
    »Wie bitte?«, riefen Slavika und Tom gleichzeitig.
    »Ich werde Storm nicht mehr trainieren.«
    Annabell schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber … du kannst doch nicht einfach so aufhören …«
    »Natürlich kann ich das«, stieß Egobert hervor. »Ich will nicht für jemanden arbeiten, der an mir zweifelt.«
    »Wir wollten ja nur wissen, ob –«
    Egobert fuhr dazwischen: »Ihr scheint kein Vertrauen in meine Fähigkeiten als Trainer zu haben.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Zischen. »Offenbar wisst ihr nicht zu schätzen, was für Fortschritte ich mit Storm erzielt habe.« Er zeigte auf sich selbst und lachte abwesend. »Ich hätte ihn zu einem großen Champion machen können.« Er lachte abermals. »Wirklich bedauerlich«, nuschelte er, als spräche er mit sich selbst. »Mit einem Hengst wie Storm wäre ich noch berühmter geworden und mein Name wäre in aller Munde gewesen.« Er schnaubte. »Aber unter diesen Bedingungen kann ich hier nicht länger arbeiten. Ich kündige!« Mit diesen Worten drehte er sich um, stapfte zu seinem Wagen und brauste mit quietschenden Reifen davon.
    Lilli, Jesahja und die Jansens starrten ihm sprachlos nach. »Das …«, war alles, was Annabell hervorbrachte.
    »Jetzt haben wir die Bescherung«, stieß Slavika ungehalten hervor. »Verdammt!« Sie knirschte mit den Zähnen, wandte sich um und verschwand im Haus. Annabell folgte ihr mit verdattertem Gesicht. Lilli, Jesahja, Tom und Wolke standen da und sagten kein Wort. Lilli wurde klar, dass Jesahja und sie ganz allein an der Situation schuld waren.
    Schließlich sagte Tom düster: »Wir sind geliefert. Ohne Egobert wird Storm an keinem Turnier teilnehmen.« Er schüttelte den Kopf. »Niemand außer Egobert kann ihn reiten.«
    Wolke starrte ins Leere. Sie bebte am ganzen Körper. » Du könntest ihn reiten, Tom!« Ihre Augen leuchteten plötzlich auf. »Du bist der beste Reiter, den ich kenne!«
    »Ach, das ist doch Quatsch!«, wischte Tom Wolkes Freude mit einem Satz fort. »Ich könnte Storm niemals reiten. Er ist viel zu wild. Außerdem kann er mich nicht leiden.« Er lachte bitter. »Wolke, wir sind am Ende! Ohne Egobert keine Tuniersiege. Und ohne Siege kein Geld für den Hof. Es ist aus!« Mit einer heftigen Bewegung drehte er sich um und stürmte davon.
    Wolke traten die Tränen in die Augen. »Ich … will jetzt allein sein«, flüsterte sie und lief ins Haus.
    Lilli und Jesahja standen da wie begossene Pudel. »Jesahja …«, brachte Lilli mühsam hervor. »Wir haben die Jansens in riesige Schwierigkeiten gebracht! Warum haben wir nicht vorher darüber nachgedacht, was passieren könnte, wenn Egobert Storm nicht mehr trainiert?«
    »Ich habe darüber nachgedacht …«, murmelte Jesahja. »Und ich fand es wichtiger, dass Storm nicht länger leiden muss. Außerdem habe ich dir versprochen, dass wir Storm helfen. Und das haben wir. Egobert wird ihn nicht mehr quälen.«
    Diesen Gedanken hatte Lilli sich noch gar nicht erlaubt. Sie hatten Storm gerettet! Doch es fiel ihr schwer, sich darüber zu freuen. »Aber zu welchem Preis?«, fragte sie. »Nun muss vielleicht der ganze Hof verkauft werden!« Noch während sie dies aussprach, wurde Lilli klar, dass sie es ebenso wenig hätte akzeptieren können, Storm weiterhin leiden zu lassen, um den Hof zu retten. Es gab bei dieser Geschichte kein Happy End.
    »Es ist verdammt schwer, zu wissen, was das Richtige ist«, sagte Lilli leise und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten.

Ein kleines Wunder für die Jansens
    Mitten in der Nacht wachte Lilli auf. Sie hatte im Traum eine Idee gehabt – eine Idee, wie sie den Jansens ein klein wenig helfen konnte! Mit einem Satz war sie aus dem Bett und stolperte über Bonsai, der wie immer auf dem Teppich vor dem Bett schlief. Lilli verlor das Gleichgewicht und

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