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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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in ein lebendiges, grünes Meer aus Gras und Wiesenblumen.
    Der Morgen graute schon, als Lilli erschöpft mit Merlin, Frau von Schmidt und Bonsai zum Stall zurückkam. Sie hielt kurz an, um einen abschließenden Blick auf ihr Werk zu werfen, und war vollauf zufrieden. Beinahe wünschte sie sich, sie wäre dabei, wenn die Jansens aufwachten und bemerkten, was geschehen war. Aber Lilli wollte gar nicht, dass sie ihr dankbar waren. Sie wollte nur, dass sie sich freuten. Und das hoffte sie aus ganzem Herzen.
    Rasch sattelte sie den erschöpften Schimmel ab, rieb ihn trocken und verabschiedete sich von ihm. Merlin schnaubte selig und dankte Lilli für den »frohlustigen Ritt«.
    Als Lilli, gefolgt von Bonsai und Frau von Schmidt, kurz darauf aus dem Stall trat und den Weg zu ihrem Rad einschlug, kam sie an Storms Stall vorbei. Der schwarze Hengst war wach. Er schaute mit stolz erhobenem Kopf aus seiner Box heraus und blickte Lilli direkt in die Augen.
    Lillis Herz schlug schneller. Hatte sie noch Zeit, mit Storm zu sprechen? Die Sonne ging bereits auf, aber eine solche Gelegenheit bot sich womöglich nie wieder …
    »Bitte geht schon mal zu meinem Rad und wartet da auf mich«, flüsterte sie dem Hund und der Katze zu. Die beiden schienen zwar wenig begeistert, aber sie trotteten ohne weiteres Murren davon.
    Lilli holte tief Luft und näherte sich Storm. »Hallo«, flüsterte sie. »Wie geht es dir?«
    Die Ohren des Hengstes zuckten aufmerksam.
    »Ich möchte dir etwas sagen.« Lilli stand nun direkt vor ihm. »Dein Trainer, Egobert –«
    Unvermittelt stampfte Storm mit dem Huf auf und schnaubte voller Zorn. »Er …« In seinen Augen glomm Hass auf. »… der Schlimmste von euch Menschen.«
    Lilli schluckte. »Er wird nie wieder herkommen«, erklärte sie erstickt. »Er wird nie wieder auf dir reiten oder dich schlagen oder dich mit der Salbe einreiben.«
    Storm starrte sie mit durchdringendem Blick an. »Er … kommt nicht mehr?«, schnaubte er. Zum Glück wieherte er nicht laut. »Ich muss nie wieder gegen ihn kämpfen? Nie wieder sein Beinfeuer ertragen?«
    Lilli schüttelte den Kopf. »Nein, nie wieder.«
    »Warum nicht?«
    »Weil … wir dafür gesorgt haben«, antwortete Lilli. »Also … mein Freund Jesahja und ich.«
    »Warum habt ihr dafür gesorgt?«
    »Weil …« Lilli überlegte. »Weil es nicht richtig war, was Egobert mit dir gemacht hat. Und weil du mir geholfen hast, als er mir drohte.«
    Storm schien sich daran zu erinnern. »Ja …« Nachdenklich legte er den Kopf ein wenig schief. »Er … der Schlimmste … er sah aus, als wollte er dich ebenso schlagen wie mich. Und das … ging nicht.«
    »Das ging nicht?«
    »Du darfst nicht geschlagen werden.« Storm schüttelte seinen schönen Kopf. »Ich weiß nicht, warum, aber du musst beschützt werden.« Das schien den Hengst selbst zu erstaunen. »Obwohl du ein Mensch bist, bist du gut.«
    Lilli lächelte zaghaft. Dann fragte sie: »Du hasst alle Menschen?«
    »Menschen sind Feinde«, gab der Hengst sofort zurück.
    Lilli lief es kalt über den Rücken. »Aber … außer Egobert haben dir die Menschen hier auf dem Hof doch noch nie etwas getan, oder?«
    »Nein. Aber …« Aus Storms Brust drang ein tiefes Grollen. »Die Menschen, bei denen ich vorher lebte, waren grausam. Als ich noch klein war, haben sie mich gezwungen, über hohe Hindernisse zu springen. Und wenn ich nicht hoch genug sprang, haben sie mich mit dem Prügelstock bestraft.« In Storms Augen trat erneut kalte Wut. »Und mit Beinfeuer …«
    Lilli war so bestürzt, dass sie kaum einen Ton hervorbringen konnte. »Das tut mir sehr leid«, krächzte sie. »Aber nicht alle Menschen sind so.«
    Storm wackelte mit dem Kopf. »Du scheinst anders zu sein.«
    Über Lillis Gesicht huschte ein zaghaftes Lächeln. Doch sie wurde schnell wieder ernst. »Die Jansens – deine Menschen – sind auch anders. Willst du ihnen nicht eine Chance geben und weniger feindselig sein?« Sie blickte Storm bittend an. »Sie würden sich so darüber freuen! Vor allem Tom, der Junge. Er denkt, du könntest ihn nicht leiden.«
    Storms Schweif schwang nun langsamer hin und her, und es sah aus, als denke der Hengst nach.
    Da hörte Lilli die Tür des Wohnhauses klappern und gleich darauf Schritte. Jemand kam her! »Ich muss jetzt gehen«, raunte Lilli dem Hengst zu, stolperte um die Ecke und presste sich an die Hauswand. Nur um Haaresbreite entging sie demjenigen, der nun auf Storms Stall zukam.
    »Hallo mein

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