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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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halten.«
    »Das ist richtig, Trina Korks«, sagte die Direktorin und blickte mit verschränkten Armen auf die Auszubildende hinab. Sie überragte die Sechzehnjährige um mindestens dreißig Zentimeter. »Wenn ich mich recht entsinne, hatten wir vereinbart, dass du dich auch um die Säuberung der Schlangenterrarien kümmerst. Hast du das schon gemacht?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Dann Abmarsch!« Die Hand der Direktorin wies auf die Tür.
    Trina verließ das Büro, doch bevor sie die Tür hinter sich schloss, warf sie Lilli noch einen triumphierenden Blick zu. Lilli ballte in stummer Wut die Fäuste, doch sie konnte nichts anderes tun, als Trina zornig nachzublicken.
    »Liliane, Finn: Wir gehen zusammen zu Samira und Shankar«, ordnete Frau Essig-Steinmeier an. »Mir nach!«
    Im Gänsemarsch folgten Lilli und Finn der Direktorin zu den Raubtierkäfigen. Es war bereits nach sechs Uhr und der Zoo hatte inzwischen geschlossen. Auf den Pfaden und vor den Gehegen waren keine Besucher mehr anzutreffen, und darüber war Lilli sehr froh. Vielleicht konnte sie nun endlich mit Shankar sprechen.
    Als sie Samiras Käfig erreichten, saß die Tigerin am äußersten Rand ihres Geheges. Der schöne Löwe stand auf der anderen Seite des Gitters und schaute Samira sehnsuchtsvoll an.
    »Das ist das Mädchen!«, rief die Tigerin Shankar zu und lief wie beflügelt zu Lilli, Finn und der Direktorin herüber. Shankar stolzierte ebenfalls ans Gitter heran.
    »Hallo Samira, hallo Shankar«, sagte Lilli.
    »Du sprichst tatsächlich Katzisch …« Shankars Stimme erinnerte Lilli an das Donnergrollen eines Gewitters. »Und für einen Menschen hast du sehr schöne Haare.«
    Lilli hatte ihre roten Locken – ihren Wischmopp , wie sie selbst oft sagte – an diesem Tag kaum bändigen können. Ihr Haar stand in alle Richtungen ab, genau wie Shankars Mähne.
    Die Tatsache, dass Lilli mit ihm sprechen konnte, schien der Löwe allerdings nicht besonders aufregend zu finden. Zumindest tat er so. Er gähnte herzhaft, riss den Rachen dabei sperrangelweit auf und entblößte seine scharfen Reißzähne. Dann begutachtete er Lilli eingehend. Schließlich beendete er die Musterung und fragte: »Könnten wir uns kurz unter vier Augen unterhalten, Menschenmädchen?«
    Die Frage überraschte Lilli. »Ähm, na klar.« Verwundert ging sie mit Shankar zum anderen Ende seines Geheges. Die anderen blickten ihnen neugierig nach.
    »Du hast vorhin mit Samira gesprochen?«, brummte der Löwe leise, als wolle er keinesfalls, dass die Tigerin ihn hörte.
    »Ja.«
    »Hat sie was über mich gesagt? Findet sie, dass ich gut aussehe?«
    Lilli grinste. »Deswegen wolltest du mich allein sprechen?«
    Als sei er tief in Gedanken versunken, betrachtete Shankar in aller Seelenruhe seine scharfen Krallen. »Im Grunde ist es nicht so wichtig … Samira und ich unterhalten uns oft, und ich weiß, dass sie mich mag … aber sie hat noch nie gesagt, wie gut ich aussehe. Mir ist allerdings aufgefallen, dass sie mich oft bei meinem Training beobachtet.«
    »Deinem was?«
    »Ich trainiere auf dem Felsen eine ganz spezielle Kampfsportart aus Afrika. Samira scheint das zu gefallen. Hat sie was darüber gesagt?«
    Lillis Grinsen verbreiterte sich. Der Löwe tat furchtbar cool, aber in Wahrheit war er bis über beide Ohren in Samira verschossen. »Ja, Samira findet dich toll.«
    »Ah!« Shankar peitschte erfreut mit dem Schwanz auf den Boden. Als er jedoch bemerkte, dass Samira zu ihm hinübersah, setzte er schnell wieder sein königliches Löwengesicht auf und strich lässig am Gitter entlang. »Gehen wir zu den anderen zurück«, raunte er.
    Lilli folgte ihm belustigt.
    Als sie wieder bei den anderen waren, fragte Shankar Lilli mit seiner grollenden Löwenstimme: »Samira sagt, dass du uns helfen kannst?«
    Lillis Lächeln gefror. »Ich habe es versucht, aber leider könnt ihr nicht zusammen sein.«
    »Warum denn nicht?« Samira riss erschüttert die Augen auf.
    »Bald soll eine neue Löwin in den Zoo kommen, als Partnerin für Shankar. Und du, Samira, sollst in einen anderen Zoo umziehen – in ein viel größeres Gehege als dein jetziges.«
    »Was?«, fragte Shankar verwirrt. »Irgendeine neue Löwin soll in mein Revier einziehen? Und Samira soll fort?«
    Lilli nickte traurig. »Es tut mir leid.«
    »Gibt es denn keine andere Möglichkeit für uns?« Samira sah Lilli bittend an.
    »Nein, unsere Direktorin hat dem anderen Zoo fest zugesagt«, entgegnete Lilli mutlos. Wie gern hätte sie

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