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Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Tiger küssen keine Löwen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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hat die Schlüssel zu den Gehegen?«
    Lilli überlegte. »Alle Pfleger haben Schlüssel, und Oberst Essig hat natürlich einen Generalschlüssel.« Dann dämmerte ihr, worauf Jesahja hinauswollte. »Schlägst du etwa vor, dass wir die Käfigtüren öffnen sollen, um Shankar und Samira zusammenzubringen?«
    Lilli ging ein paar Schritte von den Gehegen fort, damit die Raubkatzen sie nicht hörten und sich womöglich Hoffnungen machten. Jesahjas Idee war völlig irrwitzig! Es würde keine fünf Minuten dauern, bis irgendjemandem auffiel, dass der Löwe im Gehege der Tigerin war, und dann würde es einen Riesenaufstand geben – und Ärger.
    »Oberst Essig wird mich rausschmeißen, wenn das auffliegt«, wandte Lilli aufgeregt ein. »Die Leute merken garantiert rasend schnell, dass wir die Raubkatzen im Zoo haben rumlaufen lassen.«
    »Nicht, wenn wir das Ganze in der Nacht machen«, erwiderte Jesahja ruhig.
    »In der Nacht?«
    »Ja. Wir schleichen uns bei Dunkelheit in den Zoo, öffnen die Käfigtüren und lassen Shankar zu Samira ins Gehege. Niemand wird was mitkriegen. Alles, was wir brauchen, sind Schlüssel für das Eingangstor und für die Käfige.«
    »Ach du meine Güte!«, stieß Lilli hervor. »Du meinst das wirklich ernst.« Ihre Gedanken überschlugen sich. »Und woher sollen wir die Schlüssel bekommen?«
    »Dieser Finn scheint ziemlich nett zu sein. Glaubst du, er gibt dir den Schlüssel, wenn du ihn einfach darum bittest?«
    Lilli sah Jesahja zweifelnd an. Doch dann dachte sie darüber nach. Wahrscheinlich war es wirklich am leichtesten, Finn einfach zu fragen. »Was, wenn er nein sagt?«
    »Du musst halt überzeugend sein«, antwortete Jesahja leichthin und begann, den Pfad zurückzugehen, den sie gekommen waren.
    Lilli folgte ihm, und mit jedem Schritt wurde sie entschlossener. Wenn sie Samira und Shankar mit dieser Aktion eine Freude machen konnte, dann wollte sie das Risiko auf sich nehmen.
    Es dauerte eine Weile, bis sie Finn aufgespürt hatten. Er fütterte gerade die Lamas.
    »Finn, ich wollte dich was fragen«, sagte Lilli unsicher.
    »Was denn?«
    Jesahja knuffte sie sanft in die Rippen und Lilli erzählte Finn von ihrem Plan, sich in der Nacht in den Zoo zu schleichen und Shankar in Samiras Gehege zu lassen.
    Finn sog scharf die Luft ein. »Lilli, wir könnten beide unseren Job verlieren, wenn das rauskommt!«
    »Shankar und Samira sind so schrecklich traurig.« In Lillis Gesicht spiegelte sich die Verzweiflung der Tigerin und des Löwen wider.
    »Wir werden vorsichtig sein«, versprach Jesahja.
    Finn rieb sich den Kopf, als habe er sich gestoßen. »O Mann, das ist echt ’ne riskante Sache. Seid ihr sicher, dass ihr das durchziehen wollt?«
    Lilli und Jesahja nickten heftig.
    »Wahrscheinlich frage ich mich irgendwann, wie ich so leichtsinnig sein konnte, aber …«
    »Aber?« Lilli hing an Finns Lippen.
    »… aber ich gebe euch meine Schlüssel.«
    »Jippieh!«, jauchzten Lilli und Jesahja.
    Finn zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und übergab ihn Lilli. »Pass gut darauf auf. Und komm morgen früh genug her, damit du mir die Schlüssel rechtzeitig zurückgeben kannst.«
    »Ja, morgen ist ja Samstag. Da habe ich keine Schule und kann ganz früh kommen«, versicherte Lilli glücklich.
    »Alles klar. Viel Glück.« Finn schien zwar Bedenken zu haben, aber er war auf ihrer Seite.
    Lilli steckte den Schlüsselbund ein und schlenderte mit Jesahja zum Ausgang. Nun wurde ihr erst richtig klar, was sie da eigentlich vorhatten. Mit einem Schlag wurde sie ganz kribbelig. Etwas Derartiges hatte sie noch nie zuvor gemacht. Was, wenn etwas schiefging?
    »Schau mal!« Jesahja stupste sie an. Hinter einem Wärterhäuschen stand der Gärtner, Herr Pong, zusammen mit seinem Sohn Bao. Offensichtlich stritten sie über irgendetwas, und zwar auf Chinesisch. Herr Pong sprach schnell und streng auf seinen Sohn ein und deutete dabei immer wieder auf Baos Schuhe.
    »Es geht offenbar um die Tigerdinger«, flüsterte Jesahja Lilli zu. »Ich wette, Bao will sie nicht mehr tragen, aber sein Vater zwingt ihn dazu.«
    Die Art und Weise, wie der Chinese und sein Sohn mit den Händen gestikulierten, schien Jesahjas Vermutung zu bestätigen.
    »Aber warum zwingt Herr Pong seinen Sohn dazu?«, fragte Lilli verwundert. »Was für einen Sinn kann es denn haben, bunte Schuhe mit Tigergesichtern zu tragen?«
    »Das ist eine sehr gute Frage«, murmelte Jesahja grüblerisch.
    Lilli sah ihn lächelnd an. Wenn irgendjemand die

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