Lilians Verfuehrung
wollte sich gar nicht umdrehen und nachsehen, wer das war.
„Was möchtest du wissen?“
„Was man sich eben so bei einem Date erzählt - was machst du beruflich, wie alt bist du, hast du Geschwister, Eltern ... welche Musik hörst du gerne, welche Bücher liest du und liest du überhaupt, was ist dein Lieblingswitz, wa s würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“
Er lachte laut auf und sah sie nun doch an. Seine braunen Augen funkelten wieder, amüsiert und neugierig. Das schmale Bärtchen auf dem Kinn zuckte belustigt.
„Soll das ein Verhör werden oder ein Gespräch?“
Sie hob die Schultern und grinste.
„Wenn du auf Rollenspiele stehst, meinetwegen auch ein Verhör . Soll ich eine Lampe holen? “
„Oh nein, meine Liebe.“ Er beugte sich vor und hob ihr Kinn mit einem Finger an. Sie wich nicht zurück, sondern hielt seinem intensiven Blick stand, obwohl ihr Magen leise rebellierte. Verdammt, sie war so unglaublich hungrig, erschöpft - und noch immer heiß. Heiß auf ihn, seine Berührung, seinen Kuss. Sie hätte schon wieder Lust ... verfluchte Chemie!
„Wenn hier jemand verhört wird, dann bist du das. Wie wäre es mit einem Ausflug in Ralphs Dungeon? Er hat ein paar nette Utensilien dort, die mir eine Hilfe sein werden. “
Lilian schluckte und rutschte nervös auf dem Barhocker herum. Zwischen ihren Beinen kribbelte es schon wieder, obwohl sie sich wirklich nicht vorstellen konnte, sich in einem Ambiente mit dem Namen Dungeon zu vergnügen. Aber mit Marc war alles möglich - sie vertraute ihm, und er würde sicher nichts tun, was sie nicht wollte. Bisher jedenfalls hatte sie keinen Grund zu Beschwerden, im Gegenteil.
„Bon appetit!“ Claude stellte zwei Teller mit köstlich duftenden Eierkuchen vor ihnen auf die Theke und unterbrach damit das Gespräch.
Enttäuscht registrierte sie, dass Marc seine Hand zurückzog und sich wieder aufrecht auf seinen Hocker setzte.
„Hmm, das riecht klasse!“ Sie zwinker t e Claude zu, der mit einem charmanten Lächeln antwortete und ihr in eine Serviette gerolltes Besteck reichte.
„Lass es dir schmecken. Du siehst aus, als könntest du ein paar Kalorien gebrauchen.“
Marc runzelte die Stirn, sagte aber nichts dazu, sondern fing gleich zu essen an. Offenbar war sein Hunger ebenso groß wie ihrer. Während sie aßen, setzte er ihr Gespräch fort.
„Zurück zu deinem Interview. Womit fange ich an? Ich bin 32, habe eigentlich Betriebswirtschaft studiert und arbeite erst seit kurzem hier, weil ich eine Abwechslung brauchte von meinem öden Job.“
Sie kicherte und unterbrach das Essen mit einem weiteren Zug von ihrem Tonic Wasser.
„Ja, genau. Und die Wahrheit?“
„Die Wahrheit ...“ Er sprach langsam und legte das Besteck zur Seite, obwohl seine Quiche noch zur Hälfte intakt auf dem Teller lag.
„Ich glaube nicht, dass du die Wahrheit schon hören möchtest.“
„Und warum nicht? Ist sie so schlimm?“
Er hob die Schultern und stützte das Kinn auf eine Hand, sein Blick war auf Claude hinter der Theke gerichtet, der gerade zwei junge Frauen am anderen Ende bediente und mit ihnen flirtete. Offenbar war das ein wesentlicher Bestandteil seines Jobs, und wenn sie ehrlich war, machte er das nicht nur sehr gut, sondern es fühlte sich auch gut an. Lebten Frauen nicht davon, von Männern begehrt zu werden? Es war wie das Wasser, das sie trank - erfrischend und lebensnotwendig.
„Schlimm ist ein zu hartes Wort. Aber ich verspreche dir, dass ich dir noch vor Ende der Woche hier reinen Wein einschenken werde.“
Grübelnd kaute sie weiter auf der luftigen Quiche und versuchte, ihr Stirnrunzeln hinter ihren Haaren zu verbergen. Was um alles in der Welt verheimlichte er ihr? Und warum war er heute überhaupt so seltsam?
„Aber einige Fragen kann ich dir beantworten“, sagte er dann verschmitzt und war fast wieder der Alte.
„Ich mag Rockmusik und schöne Frauenstimmen. Ich lese am liebsten Krimis und Psychothriller, und davon ziemlich viele. Ich besitze keinen Fernseher, aber drei Computer, und bin das, was man wohl einen Nerd nennt.“
Lilian lachte.
„Du bist mit Sicherheit der attraktivste Nerd, der mir je untergekommen ist “, stellte sie unumwunden fest und versuchte sich vorzustellen, wie Marc stundenlang vor einem Rechner saß. Woher hatte er dann diese umwerfende Figur? Nein, das war sicher auch eine Lüge.
Er war ja nicht Aaron, der ... der Gedanke durchzuckte sie wie ein Blitz.
Hatte Jeanny ihn nicht so genannt, und
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