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Lilien im Sommerwind

Lilien im Sommerwind

Titel: Lilien im Sommerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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beide glücklich werden. Daran halte ich mich fest, Tory.«

30
     
    Wade kämpfte mit dem Knoten seiner Krawatte. Er hasste die verdammten Dinger. Jedes Mal, wenn er eine Krawatte umband, sah er seine Mutter vor sich, wie sie ihn mit einer hellblauen Krawatte würgte, die zu seinem verhassten hellblauen Anzug passte.
    Er war damals sechs gewesen, und wahrscheinlich hatte dieses Erlebnis ihn für den Rest seines Lebens traumatisiert.
    Krawatten trug man zu Hochzeiten und Beerdigungen. Man kam einfach nicht darum herum, auch wenn man das Glück hatte, einen Beruf auszuüben, in dem man nicht jeden Tag eine umbinden musste.
    In einer Stunde wurde seine Tante beerdigt. Auch darum würde er nicht herumkommen.
    Draußen ging ein heftiges Gewitter nieder. Bei Beerdigungen musste das Wetter vermutlich schlecht sein, schließlich gehörten ja auch Krawatten, schwarze Kleidung und viel zu stark duftende Blumen dazu.
    Wade hätte alles dafür gegeben, sich jetzt noch mal ins Bett legen und die Decke über den Kopf ziehen zu können.
    »Maxine hat gesagt, sie passt gern auf die Hunde auf«, verkündete Faith. Sie trug das schlichteste schwarze Kleid, das sie in ihrem Kleiderschrank hatte finden können. »Wade, was hast du mit der Krawatte gemacht?«
    »Ich habe sie gebunden. Das macht man normalerweise mit Krawatten so.«
    »Festgezurrt würde es eher treffen. Warte, lass mich mal versuchen.« Sie zog daran und rückte sie zurecht.
    »Lass das. Es ist doch egal.«
    »Nur wenn du so aussehen willst, als hättest du einen schwarzen Kropf unter dem Kinn. Meine Großtante Har- riet hatte einen Kropf, und der war nicht gerade anziehend. Halt doch mal eine Minute still, ich habe es gleich.«
    »Lass es einfach, Faith.« Er wandte sich ab, um sein Jackett zu nehmen. »Ich möchte, dass du hier bleibst. Es gibt keinen Grund für dich, mitzugehen. Wir brauchen doch nicht beide die nächsten Stunden nass und unglücklich zu verbringen. Du hast schon genug durchgemacht.«
    Sie stellte die Tasche wieder hin, die sie gerade erst hochgenommen hatte. »Du willst mich nicht dabeihaben?«
    »Du solltest nach Hause fahren.«
    Sie sah ihn an und warf dann einen Blick durchs Zimmer. Ihr Parfüm stand auf seiner Kommode, ihr Morgenmantel hing an dem Haken hinter der Tür. »Komisch, ich habe gedacht, da wäre ich schon. Habe ich mich geirrt?«
    Wade nahm seine Brieftasche von der Kommode und steckte sie ein. »Die Beerdigung meiner Tante ist nicht der richtige Ort für dich.«
    »Das beantwortet zwar meine Frage nicht, wirft aber eine neue auf. Warum ist die Beerdigung deiner Tante für mich nicht der richtige Ort?«
    »Du meine Güte, Faith, denk doch mal nach. Meine Tante war mit dem Mann verheiratet, der deine Schwester umgebracht hat und der vor zwei Tagen beinah auch dich umgebracht hätte. Falls du das vergessen haben solltest - ich nicht.«
    »Nein, ich habe es nicht vergessen.« Sie wandte sich zum Spiegel, griff nach der Bürste und kämmte sich so ruhig wie möglich die Haare. »Weißt du, die meisten Leute glauben, mein Hirn sei nicht größer als eine Erbse. Ich sei oberflächlich und albern und könne mich nur so lange auf etwas konzentrieren, wie es dauert, meine Nägel zu lackieren. Das ist okay.«
    Sie legte die Bürste weg, ergriff ihre Parfümflasche und betupfte sich das Schlüsselbein. »Das ist okay«, wiederholte sie. »Für die meisten Leute. Aber das Komische ist - von dir erwarte ich, dass du besser von mir denkst. Ich erwarte von dir, dass du besser von mir denkst, als ich es selber tue.«
    »Ich halte einiges von dir.«
    »Wirklich, Wade?« Sie blickte ihn an. »Tust du das wirklich? Und zugleich denkst du, du könntest mich heute einfach so abwimmeln. Vielleicht sollte ich ja einfach zum Frisör gehen, während du auf der Beerdigung deiner Tante bist. Und wenn du das nächste Mal irgendein Problem oder eine schwierige Situation bewältigen musst, gehe ich einkaufen.« Ihre Stimme wurde lauter und härter. »Und dann ... dann bin ich sowieso schon wieder weitergezogen, und das Thema hat sich erledigt.«
    »Das ist etwas anderes, Faith.«
    »Das dachte ich mir.« Sie stellte die Flasche wieder hin und drehte sich um. »Das habe ich gehofft. Aber wenn du mich heute nicht bei dir haben willst, wenn du glaubst, ich wolle heute nicht bei dir sein, dann ist das nichts anderes, als was ich immer schon getan habe. Ich bin nicht daran interessiert, mich immer wieder zu wiederholen.«
    Wut stieg in ihm auf, und er ballte die

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