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Lilienblut

Lilienblut

Titel: Lilienblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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gegen das blendende Licht zu schützen. War Kilians Flucht vorbei? War das das Ende?
    »Hier bist du.«
    Sie kannten sich. Die Situation sah nicht nach einer Festnahme aus, eher nach einem misstrauischen Besuch, ob auch alles noch mit rechten Dingen zuging.

    Kilian beugte sich an ihr Ohr. »Ich bin gleich wieder da«, flüsterte er.
    Er ging dem Mann entgegen. Beide zogen sich in die Küche zurück. Sabrina wartete, bis ihr Herzschlag sich einigermaßen normalisiert hatte, dann schlich sie in den Gang. Kilian murmelte etwas, worauf der Polizist die Stimme hob.
    »Sie suchen den ganzen Rhein nach dir ab. Der Ranger ist erst mal untergetaucht. Es gibt nicht mehr viele, die an deine Unschuld glauben. Was hast du vor?«
    »Ich weiß nicht. Soll das alles wieder von vorne losgehen?«
    »Sie werden das Schiff auseinandernehmen, und wenn sie irgendetwas finden …«
    »Sie finden nichts.«
    »Und der Raum? Du hast das Zimmer gestrichen. Manche könnten das als Vernichten von Beweisen sehen.«
    »Nach so langer Zeit?«
    Oben an Deck fiel etwas um und kollerte die Planken entlang. Wahrscheinlich stand da ein zweiter Beamter und achtete darauf, dass niemand fliehen konnte.
    »Das ist lächerlich«, sagte Kilian. »Der alte Fall ist zu den Akten gelegt. Und mit dem, was im letzten Jahr am toten Fluss passiert ist, habe ich nichts zu tun.«
    Sabrina ging in das kleine Wohnzimmer und holte ihr Handy hervor. Sie ließ es mehrmals klingeln, dann meldete sich Beates Anrufbeantworter.
    »Ich bin noch auf dem Schiff«, flüsterte sie. »Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung. Ein Polizist ist an Bord. Ich weiß nicht, was hier gleich passiert, aber sag um Himmels willen meiner Mutter nichts davon.«
    Dann schickte sie Franziska eine SMS. »Bin bei Beate.«
    Nachdem das erledigt war, ging sie wieder in den Flur.
    »Ich kann dir nicht länger den Rücken freihalten.« Der Beamte schien Kilian gut zu kennen, denn er sprach fast beruhigend auf ihn ein. »Du hast keine Chance. Wenn du unschuldig bist, wird die Polizei das herausfinden.«
    »Gib mir eine Nacht.«

    »Das geht nicht.«
    »Eine Nacht. Dann stelle ich mich. Versprochen.«
    Sabrina schloss die Augen. Tu es nicht, dachte sie. Bring es jetzt zu Ende und kläre alles auf. Dann ist es ausgestanden, und du kannst endlich gehen, wohin du willst.
    »Ist es wegen dem Mädchen?«
    Kilian schwieg. Die Désirée schaukelte kaum merklich, dann öffnete sich die Tür. Der Polizist sah Sabrina. Er betrachtete sie, und was er sah, musste ihm wohl gefallen, denn er nickte ihr unwillig, aber nicht böse zu.
    »Willst du nicht wenigstens runter vom Schiff?«, brummte er.
    »Nein. Ich bleibe.«
    Der Polizist legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. »Pass gut auf ihn auf«, sagte er. »Ich fahre jetzt erst mal weiter und gebe durch, dass ich hier nichts gesehen habe. Aber lange geht das nicht gut. Höchstens bis zum Morgengrauen. Dann wird der ganze Apparat eingeschaltet. Dann haben sie euch.«
    Er schüttelte den Kopf, dann stieg er die Treppen hoch. Kilian folgte ihm.
    »Danke!«, rief Sabrina. Sie bekam keine Antwort. »Danke«, flüsterte sie.
    Den Geräuschen nach zu schließen, holte Kilian den schmalen Steg ein. Wer jetzt auf die Désirée wollte, musste durchs Wasser waten und über die Außenleiter nach oben klettern. Sie wären auf jeden Fall gewarnt.
    Als Kilian wieder zurückkam, zog er sie an sich. »Warum?«, flüsterte er. »Warum tust du das?«
    Weil ich dich liebe, dachte sie. Aber sie war noch nicht so weit, dieses Gefühl in Worte zu verwandeln. Sie wusste nur, das seine Arme der Ort waren, an dem sie sich endlich zu Hause fühlte. Als er sie wieder küsste und mit sich zog in die kleine Kabine, als sie auf sein frisch bezogenes Bett fielen und sich immer wilder küssten, wusste sie, dass sie bereit war, ihm alles zu geben.
    »Nein«, sagte er heiser.

    Er schob sie ein Stückchen von sich weg.
    »Glaube mir, ich würde nichts lieber …«
    Er sah zum Fenster, vor dem die schweren Gardinen zugezogen waren.
    »Aber?« Sie pustete sich eine Strähne aus ihrem erhitzten Gesicht. Alles in ihr war ein einziges Sehnen, Fühlen und Wollen.
    Er lächelte sie an. »Deine Augen glänzen wie zwei Sterne.«
    »Das machst du. Du ganz allein.«
    Hatte sie sich jemals so frei und glücklich gefühlt? Die Désirée war ihr schützendes Zuhause. Und wenn ihnen nur diese eine Nacht blieb, dann wollte sie sie nutzen. Er war wie ein Magnet, der sie auf magische Weise anzog. Sie küsste ihn und

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